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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

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Buchwald, Conrad: Vom heutigen Kunsthandwerk in Schlesien: ein Brief aus Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0157

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R. SCHII'KE, BRESLAU. DEKORATIVES RELIEF

VOM HEUTIGEN KUNSTHANDWERK IN SCHLESIEN

EIN BRIEF AUS BRESLAU VON CONRAD BUCHWALD

Sehr geehrter Herr Redakteur!

Sie haben freundlichst daran gedacht, in der Reihe
der Sonderhefte dieses Kunstgewerbeblatt-Jahrgangs
auch das Breslauer Kunsthandwcrk einmal zu Worte
kommen zu lassen — vor allen Dingen bildlich ge-
nommen!

So lange Jahre waren die Mitglieder unseres Bres-
lauer Kunstgewerbevereins, ich meine die Kunst-
handwerker unter ihnen, immer nur Leser »ihres«
Vereinsblattes, nie Mitarbeiter, wie es sich gehört
hätte. Und nun auf und für einmal sollen sie es
werden. Da muß ich für sie um Entschuldigung
bitten. Sie haben die »Flucht in die Öffentlichkeit«
noch nicht so heraus, — wie ihre Kollegen ander-
wärts. Anderswo, so in Mitteleuropa, wird kein Ei
gelegt auf kunstgewerblichem Felde, das nicht auch
von allen Seiten gleich begackert würde. Von der
Kunst »im Osten« aber, wo bekanntlich auch noch
Menschen wohnen, sickert selten einmal etwas durch
nach anderen Teilen des Reiches, es müßte denn ein
ganz kleines Skandälchen dabei sein. Schlesien ist
sozusagen der Blinddarm im Organismus Preußens
oder Deutschlands; man spricht von ihm nur, wenn
was nicht ganz in Ordnung ist.

So ganz schuldlos sind übrigens die Schlesier
daran selbst nicht. Aber man wird es nun verstehen,
daß sie nicht so fix bei der Hand sind, wenn es
jetzt auf einmal heißt herauszutreten.

Kunstgewerbeblalt. N. F. XVIII. H. 8

Also bitte ich als Wortführer der Bilder Sie und
die verehrten Leser recht inständig, alles, was hier
gezeigt wird, als nichts anderes anzusehen, als ledig-
lich ein paar durchaus vom Zufall abhängige Stich-
proben auf möglichst verschiedenen Gebieten kunst-
handwerklichen Schaffens in Breslau und Schlesien.
Es fehlt mancher, der ein volles Anrecht hätte, gleich-
falls vertreten zu sein.

Gewöhnlich sind ja die, die das meiste leisten,
am zurückhaltendsten mit ihren Arbeiten. Demnach
war es nicht ganz leicht, aus dem mir zur Verfügung
gestellten Materiale eine dem vorhandenen Räume
entsprechende Auswahl zu treffen, die sich immerhin
sehen lassen kann.

Aber sie kann es. Es sind ganz vortreffliche
Arbeiten darunter. Auch stoßen Sie auf Namen, deren
guter Klang allgemein bekannt ist. Theodor von
Gosen, Hans Roßmann, Max Wislicentis, Hans Poe/zig
— natürlich alle Professoren — sind dabei; auch den
tüchtigen Meister Michael haben die Münchener nur
ungern ziehen lassen, als er an unsere städtische
Handwerkerschule als Lehrer kam, wie jene an die
Kgl. Kunst- und Kunstgewerbeschule, die auch dem
zwiespältigen Namen nach schon manche Mauserung
in ihrem über hundert Jahre alten Leben durch-
gemacht hat.

Freilich sind diese alle keine Schlesier, sondern
fremde Gäste, denen es zuerst wenig hier behagte,
weil sie aus »glücklicheren« Landen kommen.

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