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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

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Buchwald, Conrad: Vom heutigen Kunsthandwerk in Schlesien: ein Brief aus Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0166

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VOM HEUTIGEN KUNSTHANDWERK IN SCHLESIEN

PORZELLANFABRIK H. OHME, NIEDER-SALZBRUNN. PORZELLANSERVICE

sich nicht, wie die anderen, Herr Müller oder Schulze
auch kaufen kann, vorausgesetzt, daß er das nötige
Kleingeld hat. Leider will man von dieser sehr zweck-
mäßigen Art, das Kunstgewerbe im Lande zu pflegen
und den Geschmack des Publikums zu verbessern,
wieder abkommen und die Preise in bar auszahlen.
Die größte Tat aber des Vereins seit jener Umge-
staltung war seine Sonderausstellung bei Gelegenheit
einer von der Breslauer Handwerkskammer veran-
stalteten Ausstellung für Handwerk und Kunstgewerbe
im Jahre 1904. Sie bestand aus einem vollständig
eingerichteten Einfamilienhause und einem Ausstellungs-
pavillon nach Entwürfen Professor Poelzigs1). Ohne
irgendwelche Subventionen von Behörden oder Gön-
nern, ohne Vereinsmittel, lediglich auf Grund der
Opferwilligkeit der Kunsthandwerker im Verein, die
zur Übernahme von Arbeiten für den Bau und die
Einrichtung des Einfamilienhauses gewonnen wurden,
kam diese Ausstellung zustande; nur der Pavillon
wurde aus Vereinsmitteln errichtet. Selbst die un-

scheinbarsten Bauarbeiten,
zu machen war, wurden
künstlerische Oberleitung,

mit denen keine Reklame
freiwillig geleistet, ja die
der sich alle fügten, be-

dingte oft, geschäftliche Rücksichten hintanzusetzen.
Denn diese geben dem Publikum nach. Und gerade
gegen den üblichen schlechten Publikumsgeschmack
richtete sich das Unternehmen, das vorbildlich hin-

1) Siehe das Buch: Das Einfamilienhaus des Kunst-
gewerbevereins für Breslau und die Provinz Schlesien,
Berlin 1905.

gestellt werden kann als ein Zusammenschluß der
schaffenden Kräfte im Verein zur Durchführung eines
einheitlichen, gesunden und nutzbringenden Ge-
dankens.

Auch hierbei hatte sich der Verein der Hilfe der
Direktion des Kunstgewerbemuseums zu erfreuen, in-
dem diese unter anderem für verschiedene Aufträge
Mittel aus dem Kaiser-Friedrich-Stiftungsfonds bereit-
stellte.

Dieser Fonds (begründet aus Überschüssen des
Kaiser-Friedrich-Denkmal-Komitees und einem von der
Stadt Breslau für diesen Zweck bewilligten Kapital)
zur Förderung des schlesischen Kunstgewerbes ist
eines der wirksamsten Mittel des Museums bei Er-
füllung seiner praktischen Aufgaben, die es neben
der der Vermehrung und wissenschaftlichen Bearbei-
tung der historischen Sammlungen hat. Denn schließ-
lich sind Aufträge ja doch das wichtigste. Durch diesen
Fonds aber, der bestimmt ist, schlesische Kunsthand-
werker und für das Kunsthandwerk tätige Künstler
in ihrem Berufe zu fördern, ist die Museumsdirektion
in die glückliche Lage versetzt, Aufträge zu erteilen
und so unmittelbar einzutreten für das Kunsthand-
werk in Schlesien durch eine systematische Pflege
noch brach liegender Gebiete.

Daß natürlich auch hier Vorträge — ach so viel
Vorträge gehalten, kunstgewerbliche Wettbewerbe und
Ausstellungen veranstaltet und was der »Stärkungs-
mittel« noch mehr sind, angewendet werden, brauche
ich Ihnen wohl nicht erst zu schreiben.

Die Hauptsache ist ja doch sozusagen der mora-
 
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