Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

DOI Artikel:
Widmer, Karl: Raumkunst und Gartenkunst auf der Mannheimer Jubiläums-Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0182

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
174 RAUMKUNST UND GARTENKUNST AUF DER MANNHEIMER JUBILÄUMS-AUSSTELLUNG

Künsten auftritt. Es galt also, in Mannheim die
Summe aus all den Fortschritten zu ziehen, welche
die Kunst des Aussteilens selbst in den letzten Jahren
gemacht hat. Dazu kommt noch ein äußerer Umstand,
der in der künftigen Bestimmnng des Ausstellungs-
gebäudes selbst liegt. Das Partere des von Hermann
Billing errichteten Monumentalbaues soll später für
eine städtische Sammlung eingerichtet werden. Er
erhielt deshalb ein Erdgeschoß mit Seitenlicht. Das
erschien für die Einrichtung intimer Innenräume als
ganz besonders günstig.

Aus diesen Voraussetzungen ergab sich der grund-
legende Plan der Mannheimer Kunstausstellung. Seine
geniale Durchführung als ein Werk aus einem Guß
verdankt er vor allem der Tatsache, daß in die Hand
des künstlerischen Ausstellungsleiters Ludwig Dill un-
umschränkte Gewalt gelegt worden ist. In seiner
Person war zugleich die Garantie geboten, daß die
Ausstellung auf eine durchaus moderne, fortschritt-
liche Note gestimmt wurde und doch alles Wilde,
Ungeklärte oder bloß Experimentierende ausgeschlos-
sen war.

Es ist indessen keine eigentliche Wohnkunstaus-
stellung wie die Darmstädter oder Dresdener. Nicht:
der Wohnraum als Kunstwerk, sondern das Kunstwerk

im Raum hieß das Programm. Von diesem Gesichts-
punkt aus ist auch das Kunsthandwerk herangezogen
worden: in auserlesenen Stücken, die zugleich als
edelster Schmuck des Raumes auftreten; als Unter-
brechung der Bilderfolgen, wie das von Otto Prutscher
eingerichtete japanische Kabinett mit Perlen japanischer
Töpferei, Kleinplastik und Graphik; und vor allem,
um für die Abstufung der wechselnden Raumbilder
einen möglichst weiten Spielraum zu schaffen. In
diesem Sinne wechseln eigentliche Ausstellungsräume,
denen das Kunstwerk erst ihren Inhalt gibt, mit ein-
gerichteten Zimmern, wo das Bild und die Plastik
im Zusammenhang mit der gesamten Ausstattung als
Höhepunkt und Konzentration der künstlerischen
Raumstimmung auftritt. Doch tragen auch diese
Zimmer immer einen vorwiegend repräsentativen Cha-
rakter. Der eigentliche Nutzraum (Eßzimmer, Schlaf-
zimmer und dergl.) hätte in den künstlerischen Rahmen
des Ganzen nicht hineingepaßt. In dieser Vereinigung
erscheint dagegen die Abwechslung von Ausstellungs-
räumen mit solchen, die sich dem Wohnraum mehr
oder minder nähern, als die denkbar glücklichste
Lösung des Programms.

Räume dieser Art, die auf künstlerisches Interesse
besonderen Anspruch machen, haben vor allem Adal-
bert Niemayer (München), Otto Prutscher (Wien) und
Josef Hofmann (Wiener Werkstätten) entworfen. Die

MAX LAUQER

GARTENRAUM

MANNHEIMER JUBILÄUMSAUSSTELLUNG
 
Annotationen