RAUMKUNST UND GARTENKUNST AUF DER MANNHEIMER JUBILÄUMS - AUSSTELLUNG 175
Räume von Olbrich und Peter Behrens waren bei Be-
ginn der Ausstellung eben erst in Angriff genommen.
Die Note feiner, behaglicher Intimität ist wohl
in dem Niemayer-Raum — etwa als Gesellschafts-
zimmer gedacht — am vollkommensten getroffen.
Die von dem Architekten geschaffene Basis — die
Raumdifferenzierung durch einen breiten, eine ganze
Schmalseite einnehmenden Fenstererker — war dafür
besonders günstig. Der farbige Grundklang ist braun-
violett mit Weiß und Schwarz. Die farbigen Haupt-
akzente geben Bilder von Brangwyn, Sauter, Hölzel,
Morices und anderen. Eine Vitrine enthält graziöse
im Sinn eines vereinfachten Rokoko aufgefaßte kera-
mische Kleinplastik von Josef Wackerle in München.
Unter dem langgestreckten Seitenlichtsaal, den die
Wiener Werkstätten mit Schmuckvitrinen, kleinen
Tischchen und dergleichen eingerichtet haben, mag
man sich etwa eine zugleich als Repräsentationsraum
dienende Privatgalerie denken. Die Physiognomie des
Raumes zeigt das bekannte Prinzip der Wiener: strengste
konstruktive Sachlichkeit, Zurückführung der konstruk-
tiven Form und des Ornaments auf die geometrische
Linie; farbige Grundstimmung auf Weiß und Schwarz.
Das in den Vitrinen aufgestellte Silbergerät zeigt die
besonderen Vorzüge der Wiener Kleinkunst: höchste
Gediegenheit, ausgerechnetste Zweckmäßigkeit und
raffiniertestes Ausspielen der Materialschönheit. Die
künstlerische Raumstimmung kulminiert in drei Ge-
mälden von Gustav Kumt: dem Raffiniertesten von
dekorativer Stilisierung und Einstimmung des Bildes
in das Ensemble des Raumes. Interessant ist, mit
welcher Kühnheit Klimt das Prinzip der ornamentalen
Abstrahierung hier auch auf das Porträt anwendet.
Auf Violeltgrau mit Schwarz hat Otto Prutscher
seinen Raum gestimmt. Hier kommt die feine deko-
rative Qualität der Dillschen Landschaft in ihrem aus-
gesprochenen Gold-Silberklang zusammen mit den
farbig verwandten Bildern von Reichel, Leo Putz und
Hölzel zu ihrer vollen Wirkung. Die Möbel — eine
Vitrine mit Silbergerät, Schmuck und dergleichen;
Tischchen, Stühle und Postamente — zeigen in der
feingliederigen Einfachheit ihrer Formen die nahe
Verwandschaft der Wiener Raumkunst mit Empire
und Biedermeier. Das Material ist hellgelbe Natur-
eiche mit eingelegtem dunkleren Ornament.
Wie auf die Harmonie von Raum und Kunstwerk,
auf die Geschlossenheit des einzelnen Raumbildes, so
MAX LÄUGER
AlANNHEIMER JUBILÄUMS-AUSSTELLUNG
GARTENRAUM
Räume von Olbrich und Peter Behrens waren bei Be-
ginn der Ausstellung eben erst in Angriff genommen.
Die Note feiner, behaglicher Intimität ist wohl
in dem Niemayer-Raum — etwa als Gesellschafts-
zimmer gedacht — am vollkommensten getroffen.
Die von dem Architekten geschaffene Basis — die
Raumdifferenzierung durch einen breiten, eine ganze
Schmalseite einnehmenden Fenstererker — war dafür
besonders günstig. Der farbige Grundklang ist braun-
violett mit Weiß und Schwarz. Die farbigen Haupt-
akzente geben Bilder von Brangwyn, Sauter, Hölzel,
Morices und anderen. Eine Vitrine enthält graziöse
im Sinn eines vereinfachten Rokoko aufgefaßte kera-
mische Kleinplastik von Josef Wackerle in München.
Unter dem langgestreckten Seitenlichtsaal, den die
Wiener Werkstätten mit Schmuckvitrinen, kleinen
Tischchen und dergleichen eingerichtet haben, mag
man sich etwa eine zugleich als Repräsentationsraum
dienende Privatgalerie denken. Die Physiognomie des
Raumes zeigt das bekannte Prinzip der Wiener: strengste
konstruktive Sachlichkeit, Zurückführung der konstruk-
tiven Form und des Ornaments auf die geometrische
Linie; farbige Grundstimmung auf Weiß und Schwarz.
Das in den Vitrinen aufgestellte Silbergerät zeigt die
besonderen Vorzüge der Wiener Kleinkunst: höchste
Gediegenheit, ausgerechnetste Zweckmäßigkeit und
raffiniertestes Ausspielen der Materialschönheit. Die
künstlerische Raumstimmung kulminiert in drei Ge-
mälden von Gustav Kumt: dem Raffiniertesten von
dekorativer Stilisierung und Einstimmung des Bildes
in das Ensemble des Raumes. Interessant ist, mit
welcher Kühnheit Klimt das Prinzip der ornamentalen
Abstrahierung hier auch auf das Porträt anwendet.
Auf Violeltgrau mit Schwarz hat Otto Prutscher
seinen Raum gestimmt. Hier kommt die feine deko-
rative Qualität der Dillschen Landschaft in ihrem aus-
gesprochenen Gold-Silberklang zusammen mit den
farbig verwandten Bildern von Reichel, Leo Putz und
Hölzel zu ihrer vollen Wirkung. Die Möbel — eine
Vitrine mit Silbergerät, Schmuck und dergleichen;
Tischchen, Stühle und Postamente — zeigen in der
feingliederigen Einfachheit ihrer Formen die nahe
Verwandschaft der Wiener Raumkunst mit Empire
und Biedermeier. Das Material ist hellgelbe Natur-
eiche mit eingelegtem dunkleren Ornament.
Wie auf die Harmonie von Raum und Kunstwerk,
auf die Geschlossenheit des einzelnen Raumbildes, so
MAX LÄUGER
AlANNHEIMER JUBILÄUMS-AUSSTELLUNG
GARTENRAUM