i76 RAUMKUNST UND GARTENKUNST AUF DER MANNHEIMER JUBILÄUMS-AUSSTELLUNG
ist auch auf den Rhythmus der wechselnden Raum-
stimmungen besondere Sorgfalt verlegt worden. Die
Räume ordnen sich zu geschlossenen Raumgruppen
zusammen nach dem Gesetz von Steigerung und
Kontrast. In diesem Sinne ist auch das Frappierende
gelegentlich an seiner Stelle. Das Stärkste von Ab-
sichtlichkeit des dekorativen Effekts zeigt ein Raum
von Hierl-Deronco, der in seinem feurigen violett-
roten Unisono schon etwas an den Knalleffekt grenzt.
Ernster, aber nicht minder verblüffend ist das Benno
Becker-Kabinett: Schwarz mit goldener Decke. Für
beide Zimmer sind tieffarbige im Ton schwere Bilder
(Habermann, Albert von Keller, Hierl-Deronco, Hengeler
und ein feiner goldtoniger Stadler) mit Glück aus-
gewählt worden.
Unter den Bildhauern haben sich namentlich
die Münchener angestrengt, ihre Werke in Aufstellung
und Gruppierung wirkungsvoll zu präsentieren. Die
Hildebrandschule (Hahn, Sattler, Behn, Georgii und
andere) hat drei große Säle eingerichtet. Sie machen
— namentlich der mit dem pompejanischen Rot
und den Fresken von Albert Lang — einen etwas
museenhaften Eindruck. Wie das auch zu dem ausge-
sprochen archaisierender Charakter ihrer Kunst stimmt.
Cipri Beermann in München hat sich für seine
Plastik einen Sonderraum geschaffen: etwa als ein
Bildhaueratelier gedacht mit allerhand Nischen und
Einbauten für eine interessante Aufstellung angefangener
und vollendeter Arbeiten. Die Wände sind (für die
Intimität der Raumwirkung allerdings nicht sehr
günstig) mit patiniertem Silber überzogen, wodurch
die Materialschönheit des Marmors und der Bronze
zu gesteigerter Geltung gebracht werden soll. Der
Raum ist vielleicht für die groß aufgefaßte, von
einem ausge-
sprochen mo-
numentalen
Geist getrage-
ne Kunst Beer-
manns etwas
klein.
*
Was im übri-
gen die for-
male Gestal-
tung der Räu-
me selbst be-
trifft, so war
sie im wesentlichen natürlich durch die vom Architekten
Hermann Billing geschaffene Grundlage bedingt. Doch
hat Billing außer auf eine reiche Abwechslung im
einzelnen auch darauf Bedacht genommen, daß der
architektonische Rahmen nicht zu starr wurde; daß sich
die einzelnen Räume nach den jedesmal wechselnden
Bedürfnissen der Aussteller durch Einbauten und der-
gleichen genügend variieren lassen. Die Monotonie
konventioneller Ausstellungsarchitektur war schon
durch den Gegensatz eines Seitenlichtparterres und eines
Obergeschosses mit Oberlichtsälen ausgeschlossen.
Das gibt auch dem Äußeren des Gebäudes seine eigen-
artige, aus dem Kern des Inneren entwickelte Wirkung:
unten die Mauer aufgelöst in eine breite Fensterreihe,
darüber die geschlossene Masse des fensterlosen Ober-
geschosses.
Die innere Anlage erhält ihre Klarheit und Über-
sichtlichkeit durch ein zentralesVestibül. Seine Achse
verlängert sich in den dahinter liegenden, durch beide
Stockwerke gehenden Hauptsaal. Zu beiden Seiten
des Vestibüls breiten sich die Flügel der Ausstellungs-
räume aus. Von ihm führen auch die Treppen nach
dem Obergeschoß. Die zentrale Bedeutung des Vesti-
büls kommt im Inneren durch die Monumentalität
der Raumwirkung und die Verwendung eines edeln
Materials (Marmor), im Äußeren durch die Kuppel
zum Ausdruck. Pfeiler aus buntem Marmor geben
dem oben herumführenden Podest eine besonders
reiche Perspektivenwirkung. Die vornehme Einfach-
heit frei behandelter klassischer Formen — in Rück-
sicht auf die architektonische Umgebung des Fried-
richsplatzes wurde als Baumaterial roter Sandstein
gewählt — verleiht der äußeren Erscheinung des
Hauses den seiner Bestimmung entsprechenden Cha-
rakter feiner, ungesuchter Monumentalität. Seine natür-
liche Konzentration erhält der künstlerische Eindruck
der Fassade
durch den
Gegensatz der
einfachen ru-
higen Flächen
der Mauer zu
dem wuchti-
gen , auch
durch Plastik
betonten Por-
talbau mit der
darüber sich
aufbauenden
Kuppel.
HERMANN BILLING
RUCKSEITE DES KUNSTAUSSTELLUNQSGEBÄUDES
MANNHEIMER JUBILÄUMS-AUSSTELLUNO
ist auch auf den Rhythmus der wechselnden Raum-
stimmungen besondere Sorgfalt verlegt worden. Die
Räume ordnen sich zu geschlossenen Raumgruppen
zusammen nach dem Gesetz von Steigerung und
Kontrast. In diesem Sinne ist auch das Frappierende
gelegentlich an seiner Stelle. Das Stärkste von Ab-
sichtlichkeit des dekorativen Effekts zeigt ein Raum
von Hierl-Deronco, der in seinem feurigen violett-
roten Unisono schon etwas an den Knalleffekt grenzt.
Ernster, aber nicht minder verblüffend ist das Benno
Becker-Kabinett: Schwarz mit goldener Decke. Für
beide Zimmer sind tieffarbige im Ton schwere Bilder
(Habermann, Albert von Keller, Hierl-Deronco, Hengeler
und ein feiner goldtoniger Stadler) mit Glück aus-
gewählt worden.
Unter den Bildhauern haben sich namentlich
die Münchener angestrengt, ihre Werke in Aufstellung
und Gruppierung wirkungsvoll zu präsentieren. Die
Hildebrandschule (Hahn, Sattler, Behn, Georgii und
andere) hat drei große Säle eingerichtet. Sie machen
— namentlich der mit dem pompejanischen Rot
und den Fresken von Albert Lang — einen etwas
museenhaften Eindruck. Wie das auch zu dem ausge-
sprochen archaisierender Charakter ihrer Kunst stimmt.
Cipri Beermann in München hat sich für seine
Plastik einen Sonderraum geschaffen: etwa als ein
Bildhaueratelier gedacht mit allerhand Nischen und
Einbauten für eine interessante Aufstellung angefangener
und vollendeter Arbeiten. Die Wände sind (für die
Intimität der Raumwirkung allerdings nicht sehr
günstig) mit patiniertem Silber überzogen, wodurch
die Materialschönheit des Marmors und der Bronze
zu gesteigerter Geltung gebracht werden soll. Der
Raum ist vielleicht für die groß aufgefaßte, von
einem ausge-
sprochen mo-
numentalen
Geist getrage-
ne Kunst Beer-
manns etwas
klein.
*
Was im übri-
gen die for-
male Gestal-
tung der Räu-
me selbst be-
trifft, so war
sie im wesentlichen natürlich durch die vom Architekten
Hermann Billing geschaffene Grundlage bedingt. Doch
hat Billing außer auf eine reiche Abwechslung im
einzelnen auch darauf Bedacht genommen, daß der
architektonische Rahmen nicht zu starr wurde; daß sich
die einzelnen Räume nach den jedesmal wechselnden
Bedürfnissen der Aussteller durch Einbauten und der-
gleichen genügend variieren lassen. Die Monotonie
konventioneller Ausstellungsarchitektur war schon
durch den Gegensatz eines Seitenlichtparterres und eines
Obergeschosses mit Oberlichtsälen ausgeschlossen.
Das gibt auch dem Äußeren des Gebäudes seine eigen-
artige, aus dem Kern des Inneren entwickelte Wirkung:
unten die Mauer aufgelöst in eine breite Fensterreihe,
darüber die geschlossene Masse des fensterlosen Ober-
geschosses.
Die innere Anlage erhält ihre Klarheit und Über-
sichtlichkeit durch ein zentralesVestibül. Seine Achse
verlängert sich in den dahinter liegenden, durch beide
Stockwerke gehenden Hauptsaal. Zu beiden Seiten
des Vestibüls breiten sich die Flügel der Ausstellungs-
räume aus. Von ihm führen auch die Treppen nach
dem Obergeschoß. Die zentrale Bedeutung des Vesti-
büls kommt im Inneren durch die Monumentalität
der Raumwirkung und die Verwendung eines edeln
Materials (Marmor), im Äußeren durch die Kuppel
zum Ausdruck. Pfeiler aus buntem Marmor geben
dem oben herumführenden Podest eine besonders
reiche Perspektivenwirkung. Die vornehme Einfach-
heit frei behandelter klassischer Formen — in Rück-
sicht auf die architektonische Umgebung des Fried-
richsplatzes wurde als Baumaterial roter Sandstein
gewählt — verleiht der äußeren Erscheinung des
Hauses den seiner Bestimmung entsprechenden Cha-
rakter feiner, ungesuchter Monumentalität. Seine natür-
liche Konzentration erhält der künstlerische Eindruck
der Fassade
durch den
Gegensatz der
einfachen ru-
higen Flächen
der Mauer zu
dem wuchti-
gen , auch
durch Plastik
betonten Por-
talbau mit der
darüber sich
aufbauenden
Kuppel.
HERMANN BILLING
RUCKSEITE DES KUNSTAUSSTELLUNQSGEBÄUDES
MANNHEIMER JUBILÄUMS-AUSSTELLUNO