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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

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Bruening, Adolf: Neues Porzellan von Theo Schmuz-Baudiss
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0204

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NEUES PORZELLAN VON THEO SCHMUZ-BAUDISS

wie bei den Lichtschirmen, die in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts so beliebt waren. Während
diese aber nur eine Schwarzweißwirkung zeigen, ist
das Fenster farbig gehalten. Das Fenster ist für den
vorhandenen Rahmen unter genauester Berechnung
der Schwindung der einzelnen Porzellanblättchen, die
zuerst in leicht verglühtem Zustande geschnitten, dann
farbig dekoriert, glasiert und gebrannt worden sind,
komponiert. Die aus dem Brande kommenden Stücke
haben genau gestimmt, es waren nur die äußeren glatten
Ränder, welche zugegeben waren, abzuschleifen. Die
einzelnen Blätter sind durch Verbleiung verbunden.
Auch die Kronleuchter sollen die Verwendbarkeit des
Unterglasurporzellans für
Beleuchtungszwecke ver-
möge seiner Eigenschaft,
auch die Farben durch-
scheinen zu lassen, was ja
beim Überglasurporzellan
ausgeschlossen ist, bewei-
sen. Für Arbeitsräume
werden natürlich solche
delikaten Effekte nicht
brauchbar sein, sondern
nur für solche Räume, in
denen es gilt, eine beson-
dere Stimmung zu erzielen,
wie etwa in einem Schlaf-
zimmer. Die Ornamente
wirken hier ein wenig kraus
und unruhig, die Verwend-
barkeit der Masse, die nicht
einmal besonders dünn ge-
halten ist, ist aber für sol-
che Zwecke klar bewiesen.
Die am Gehänge der
Lüster verwendeten Röhren
sowie die Säulen im Wand-
schrank sind rein tech-
nische Artikel aus Hart-
porzellan , die in dieser
Weise verwandt worden
sind, um zu zeigen, daß
man auch solche nüchter-
nen Dinge geschmackvoll
ausstellen kann. Die mit
Landschaft bemalten Teller
sollen nicht als Wand-
schmuck , sondern als
stehende Dekoration für
Büffets undanderesdienen.
Für diese zum Teil meister-
haften keramischen Gemäl-
de würde auch die recht-
eckige Form der Delfter
Bildplatte sich gut eignen.

Jedenfalls bietet sich für ihre Verwendbarkeit in
Räumen, die aus hygienischen Rücksichten eine
Bekleidung mit Fliesen erwünscht machen, oder in
Baderäumen usw. ein reiches Feld.

Außer den Unterglasurdekorationen hat Schmuz-
Baudiß noch zwei kleine Täßchen ausgestellt, die
in reizvoller Weise mit farbigen Emailtropfen über
der Glasur geschmückt sind. Sie lassen es be-
dauern, daß nicht auch das große Gebiet der
Überglasurdekoration in der Manufaktur in die Hände
schöpferischer Künstler gelegt ist. Leider ist es ja
für jeden, dem die Zukunft unserer deutschen Por-
zellanindusfrie am Herzen liegt, eine traurige Pflicht,

immer wieder auf die
höchst mangelhaften künst-
lerischen Leistungen un-
serer Berliner Porzellan-
manufaktur, unter denen
das Werk von Schmuz-
Baudiß als kleine einsame
Insel hervorragt, hinzu-
weisen. Aber bei der
jetzigen Organisation ist
kaum auf Besserung zu
hoffen. Wenn man weiß,
welche Erfolge unsere
deutschen Porzellanmanu-
fakturen im 18. Jahrhun-
dert gehabt haben, trotz-
dem die verwandten Mas-
sen oft sehr unvollkommen
waren, wird man die Be-
deutung des Chemikers
innerhalb einer Porzellan-
fabrik doch sehr gering
anschlagen. Bei aller
persönlichen Hochach-
tung und Wertschätzung
des jetzigen Leiters der
Manufaktur scheint mir
der einzige Weg zu einer
Besserung der zu sein,
daß man an die Spitze
derselben einen energi-
schen Künstler oder kunst-
verständigen Mann stellt,
ihn aber auch, wie einst
Joseph II. den Reformator
der Wiener Porzellan-
fabrik , Konrad Sorgen-
thal , mit soviel Voll-
macht ausstattet, daß er
in der Lage ist, den
ihm unterstellten Beam-
ten seinen Willen aufzu-
zwingen.

Vase.

Rauhreif mit Vögeln

UNTERGLASURARBEITEN (SCHARFFEUER) DER KGL. PORZELLAN-MANUFAKTUR BERLIN.
ENTWÜRFE VON SCHMUZ-BAUDISS
 
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