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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

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Der neue Hubertusbrunnen zu München
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0206

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DER NEUE HUBERTUSBRUNNEN ZU MÜNCHEN

DIE bedeutende neue Schöpfung des Bildhauers
Adolf v. Hildebrand ist als besondere Ehrung
S. K. Hoheit des Prinzregenten Luitpold von
Bayern dem Hubertusorden als dem wittelsbachischen
Hausorden gewidmet und bildet einen Teil des durch
spätere Errichtung einer Reiterstatue zu vervollständi-
genden Gesamtdenkmales für den Regenten. Auftrag-
geber des Kunstwerkes, das vor dem Neuen bayerischen
Nationalmuseum Platz gefunden hat, war die Stadt-
gemeinde München, die auch Sorge getragen hat für
einen entsprechenden gärtnerischen Schmuck.

Der ganze Brunnen, an dessen Werdegang auch
der Schwiegersohn Adolf von Hildebrands, der Archi-
tekt Karl Sattler beteiligt ist, hat die Gestalt eines
Gebäudes, in dessen architektonischer Form der Raum-

A. v. HILDEBRAND

HUBERTUSURUNNEN IN MÜNCHEN. DETAIL

künstler Hildebrand den Ausdruck deutscher Wald-
gefühle gesucht und gefunden hat. Raumbeherrschende
Monumentalität ist die Signatur des eigenartigen Werkes,
dessen künstlerische, besonders im Abendlicht ver-
blüffende Wirkung in der Intimität der durch vor-
nehme Mittel konzentrierten Raumstimmung beruht.
Der Kern des Gebäudes besteht aus einem sieben
Meter großen ovalen Bassin, auf dessen Rand acht
Säulen stehen, die eine durch ovale Fenster durch-
brochene Kuppel tragen. Um das Bassin ist ein ge-
wölbter Gang gelegt, der sich an den vier Ecken in
Nischen erweitert. Diesen Nischen im Innern ent-
sprechen die turmartigen Ausbauten an der Fassade,
an deren Fußende sich Brunnenschalen anschließen,
die mit den darüber befindlichen Figurensockeln und
den muschelverzierten Nischen vier Brun-
nen bilden. Motive aus Jagd und Wald
sind hier vorgesehen. Säulen bilden den
Übergang von den geschwungenen Teilen
der Fassaden zu den geraden, in denen
die vier Tore liegen, die mit schmiede-
eisernen Gittern von filigranartiger Wir-
kung geschlossen sind. Aller Schmuck der
geraden Mauern konzentriert sich auf die
Schlußsteine der Torbögen: an den zwei
Längsseiten sind es Hirschköpfe mit
Eichenlaub, deren Geweihe sich an das
Hauptgesims anschließen, an den Schmal-
seiten sind es Hirschkühe mit Föhren-
zweigen.

Eine achteckige, von vier ovalen Fen-
stern durchbrochene Kuppel bildet den
Übergang von der inneren ovalen Grund-
rißform zur äußeren rechteckigen und
bekrönt den ganzen Bau, dessen Abschluß
ein ornamentales Postament, die knieende
Figur des heiligen Hubertus, ist.

Der plastische und ideelle Mittelpunkt
der ganzen architektonischen Anlage ist
die Bronzestatuette des Hubertushirsches,
der sich in der Mitte des inneren Bassins
auf einem Marmorpostament erhebt. Durch
seine Stellung ist erreicht, daß sein Ge-
weih mit dem Strahlenkranz von der
Kuppel gleichmäßig umfangen wird.

Bauausführung: Beton- und Eisen-
betonarbeiten Eisenbeton-Ges. m. b. H.;
Bildhauer-, Steinmetz-, Marmor-, Maurer-
arbeiten, Zwieslers Bau- und Steingeschäft.
Putz- und Stukkaturarbeiten: Rappa & Sohn.
Hubertusfigur in Kupfer getrieben von
H.Kiene. Bronzeguß des Hirsches: Erz-
gießerei von Miller. Kunstschlosser-
arbeiten: Hofschlosser O. Bussmann, sämt-
lich in München. G. A.
 
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