208 ÜBER URMOTIVE FÜR PLASTIKEN IN TECHNISCHEN UND TEKTONISCHEN KÜNSTEN
Fünf- oder Mehrteiligkeit der Kapsel kann maßgebend
werden. —
Nr. IX gehört zu den Solanumarten (Nycandra
physaloides). Hier ist der bleibende Kelch getrennt
fünfblättrig, glatt und lederartig. Die Fruchtkapsel
ist kugelig und springt am Grunde oben auf, wobei
sich ein schön zerteilter Saum bildet, der vorbildlich
werden kann, z. B. beim Formen eines Standgefäßes
(Reservoirs). Auch die durch die Kelchblätter ge-
bildete geschlossene Form — ähnlich wie bei Phy-
salis Alkekengi, Judenkirsche — in einer früheren
Phase kann als Urmotiv verwendet werden. —
Nr. X soll aufmerksam machen auf die Frucht-
kapsel von Butomus umbellatus (Blumenbinse) als
Motiv für Keramiken in Metall, Porzellan, Steingut
usw. im großen und Schmuckgegenstände im kleinen
ausgeführt. Umrißform, plastische Oberflächenbildung
bei Geschlossenheit der vielen Einzelabteilungen der
Fruchtkapsel (hier sieben) sind im frischen und im
getrockneten aufgesprungenen Stadium gleich beach-
tenswert!
Nr. XI endlich macht mit der Fruchtkapsel von
Campanula latifolia bekannt. Das Rippenwerk dieser
Frucht geht vom Stile, — der nach unten gebogen
ist, so daß die Kapsel hängt, — in drei Teile über.
Die Mittelachse strebt weiter in das Innere der Frucht
hinein. Unten sieht man noch die Narben des fort-
gefallenen Kelches und der Krone. An den Öffnungen
oben befinden sich zwischen dem dreiteiligen Rippen-
gerüst drei nach unten gebogene Klappen. — Für
Bildung von Bommeln zu Schmuck (auch in der
Textrie) einzeln, zu mehreren bei Anhängern und zu
Reihungen an Halsbändern würde hier ein neues Motiv
vorhanden sein.
Unseren Ausführungen schließen wir Namen von
Pflanzen an, deren Blüten oder Früchte ebenfalls ge-
eignete Urmotive für kunstgewerbliche Arbeiten liefern
können, und welche von Interessenten in der Natur
aufgesucht werden möchten: Helleboras viridis, davon
Blüte und Frucht mit bleibendem Kelche; — Fragaria
indica, (Blütenknospe oder Blume mit Stützblättchen);
— Euphorbia esula; — Passiflora coerulea; — An-
drocea; — Gynaecea; — Helminthia (Knospe); —
Asclepias; — Althaea; Bryonia (vor und nach dem
Aufblühen); Smyrnium (Knospe, Kelch mit Pistill; —
Cucurbita; — Begonia (Frucht); — Salvia; — Ruta;
Canna indica (Frucht); ferner Fruchtkapseln von Kai-
serkrone, Gartentulpen, Stechapfel, Schwertlilie, Türken-
bund, Pfaffenhütlein, Efeu, Linde, Jasmin und Knos-
pen von ungefüllten Dahlien. — Die Urmotive für
Stützenformen an Architekturen und gewerblichen tek-
tonischen Gegenständen, wie sie sich in Stengelbil-
dungen mit Verzweigungsstellen, in Entfaltungen von
Laub- und Blütenknospen, von Trauben, Dolden und
Ähren holz- und krautartiger Gewächse vorfinden,
wären nach obigem Thema besonders zu behandeln,
weil das Konstruktive und Dekorative dabei in innigster
Verbindung stehen, und weil die Naturformen hier
noch mehr zu einer Fonnenspraclie benutzt werden,
welche die Funktionen der wichtigsten Teile, die zum
Bestehen des ganzen Gegenstandes unentbehrlich sind,
erklärt.
NATURFORMEN, GESAMMELT UND PHOT. VON H. BÄNKE
NACH FRUCHTFORMEN MOD. VON W. SCHWARZBACH
Heiausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 1;
Druck von Ernst Hedrich Nachf. o. m. b. h. Leipzig
Fünf- oder Mehrteiligkeit der Kapsel kann maßgebend
werden. —
Nr. IX gehört zu den Solanumarten (Nycandra
physaloides). Hier ist der bleibende Kelch getrennt
fünfblättrig, glatt und lederartig. Die Fruchtkapsel
ist kugelig und springt am Grunde oben auf, wobei
sich ein schön zerteilter Saum bildet, der vorbildlich
werden kann, z. B. beim Formen eines Standgefäßes
(Reservoirs). Auch die durch die Kelchblätter ge-
bildete geschlossene Form — ähnlich wie bei Phy-
salis Alkekengi, Judenkirsche — in einer früheren
Phase kann als Urmotiv verwendet werden. —
Nr. X soll aufmerksam machen auf die Frucht-
kapsel von Butomus umbellatus (Blumenbinse) als
Motiv für Keramiken in Metall, Porzellan, Steingut
usw. im großen und Schmuckgegenstände im kleinen
ausgeführt. Umrißform, plastische Oberflächenbildung
bei Geschlossenheit der vielen Einzelabteilungen der
Fruchtkapsel (hier sieben) sind im frischen und im
getrockneten aufgesprungenen Stadium gleich beach-
tenswert!
Nr. XI endlich macht mit der Fruchtkapsel von
Campanula latifolia bekannt. Das Rippenwerk dieser
Frucht geht vom Stile, — der nach unten gebogen
ist, so daß die Kapsel hängt, — in drei Teile über.
Die Mittelachse strebt weiter in das Innere der Frucht
hinein. Unten sieht man noch die Narben des fort-
gefallenen Kelches und der Krone. An den Öffnungen
oben befinden sich zwischen dem dreiteiligen Rippen-
gerüst drei nach unten gebogene Klappen. — Für
Bildung von Bommeln zu Schmuck (auch in der
Textrie) einzeln, zu mehreren bei Anhängern und zu
Reihungen an Halsbändern würde hier ein neues Motiv
vorhanden sein.
Unseren Ausführungen schließen wir Namen von
Pflanzen an, deren Blüten oder Früchte ebenfalls ge-
eignete Urmotive für kunstgewerbliche Arbeiten liefern
können, und welche von Interessenten in der Natur
aufgesucht werden möchten: Helleboras viridis, davon
Blüte und Frucht mit bleibendem Kelche; — Fragaria
indica, (Blütenknospe oder Blume mit Stützblättchen);
— Euphorbia esula; — Passiflora coerulea; — An-
drocea; — Gynaecea; — Helminthia (Knospe); —
Asclepias; — Althaea; Bryonia (vor und nach dem
Aufblühen); Smyrnium (Knospe, Kelch mit Pistill; —
Cucurbita; — Begonia (Frucht); — Salvia; — Ruta;
Canna indica (Frucht); ferner Fruchtkapseln von Kai-
serkrone, Gartentulpen, Stechapfel, Schwertlilie, Türken-
bund, Pfaffenhütlein, Efeu, Linde, Jasmin und Knos-
pen von ungefüllten Dahlien. — Die Urmotive für
Stützenformen an Architekturen und gewerblichen tek-
tonischen Gegenständen, wie sie sich in Stengelbil-
dungen mit Verzweigungsstellen, in Entfaltungen von
Laub- und Blütenknospen, von Trauben, Dolden und
Ähren holz- und krautartiger Gewächse vorfinden,
wären nach obigem Thema besonders zu behandeln,
weil das Konstruktive und Dekorative dabei in innigster
Verbindung stehen, und weil die Naturformen hier
noch mehr zu einer Fonnenspraclie benutzt werden,
welche die Funktionen der wichtigsten Teile, die zum
Bestehen des ganzen Gegenstandes unentbehrlich sind,
erklärt.
NATURFORMEN, GESAMMELT UND PHOT. VON H. BÄNKE
NACH FRUCHTFORMEN MOD. VON W. SCHWARZBACH
Heiausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 1;
Druck von Ernst Hedrich Nachf. o. m. b. h. Leipzig