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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0234

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RUNDSCHAU

Archivschrank des Kunstgewerbevereins zu Ham-
burg. Neuerdings ist im Hamburgischen Museum für
Kunst und Gewerbe der Archivschrank des Kunstgewerbe-
vereins zur Aufstellung gelangt, der aus einer Konkurrenz
des Vereins im Jahre 1905 hervorgegangen ist. Bei dieser
Konkurrenz hat Ad. Beuhne, Oberlehrer an der Kunstge-
werbeschule zu Hamburg, den ersten Preis davongetragen.
Die Ausführung des Schrankes wurde dann der Firma
Wilhelm Bannier (vereinigte Werkstätten von Wilhelm
Bannier und W. Schmidt & Sohn) in Hamburg anvertraut;
ferner waren von Hamburger Firmen die Herren Ludwig
Artmann, für die Beschläge, Haas & Wild für die Gra-
vierung der Beschläge, Käckenhoff & Ziegler für die Intarsien
bei der Fertigstellung beteiligt. — Der S:hrank, für den
Form und Umfang vorgeschrieben war, wirkt im wesent-
lichen durch die Verhältnisse, durch das Material und die
schönen kräftigen, aus dem praktischen Bedürfnis heraus
entwickelten Beschläge. Das rein dekorative Element be-
steht nur in den Intarsiafüllungen des oberen Teils. Auf
den Verein anspielend sehen wir hinter dem Rahmenwerk
einen Baum seine mächtige blütenreiche Krone entfalten.
Die Intarsia ist in feiner Farbennuancierung durchgeführt,
und bleibt, trotz des naturalistischen Vorwurfes, durchaus
im Flächencharakter.

A. Grisebach, das deutsche Rathaus der Renaissance.

158 S. 8° mit 49 Abb. Berlin 1907, E. Meyer. 6 M.
Das vorliegende Buch ergänzt die grundlegenden
Untersuchungen Stiehls nicht nur zeitlich, sondern auch
kunstästhetisch. Denn während Stiehl das Rathaus von
innen heraus nach Grundriß, Raumgehalt und Bestimmung
der Teile entwickelte, betrachtet Grisebach den Aufbau,
die Entfaltung der Fassade in der Zeit von ca. 1540—1620.
Eine knappe, statistische Beschreibung von 64 Neubauten
dieser Epoche, darunter 12 Fach werkbauten, geht der all-
gemeinen Erörterung voran. Es wird seit dem Erwachen
der Renaissance zunächst ein Zug zur Breitenlagerung
(Ensisheim, Basel) bemerkt, dann die Tendenz malerischer
unsymmetrischer Fassaden (Altenburg, Schweinfurt, Rothen-
burg), seit ca. 1600 aber der klare, symmetrische Aufbau, der
ja auch den Grundriß beeinflußt (Augsburg, Nürnberg).
Schließlich treten in der Verwendung der Glieder (Türme,
Erker, Lauben, Giebel und Gaupen) und des dekorativen
Apparats die Eigenheiten der Landschaften und besonders
die Gegensätze von Süd- und Norddeutschland stark her-
vor. Hierüber trägt der Verfasser oft recht feine, doch
auch kniffliche und gesuchte Beobachtungen vor. Die
frischen Federzeichnungen entsprechen den Absichten des
Textes. Doch könnten sie etwas reichlicher sein.

Dr. H. Bergner.

Paukert, Fr., Die Zimmergotik in Deutsch-Tirol. IX.

Sammlung. Mappe mit 32 Foliotafeln nebst erläutern-
dem Text. Leipzig, E. A. Seemann. 12 Mark.

Mit der vorliegenden Lieferung findet die Paukertsche
Monographie der Tiroler Zimmergotik ihren würdigen Ab-
schluß. Das Werk war ursprünglich in weit bescheidene-
rem Umfang geplant und die ersten Lieferungen erschienen
im vorigen Jahrhundert zu einer Zeit, in welcher Veröffent-
lichungen alter kunstgewerblicher Arbeiten höchst erwünscht
und an der Tagesordnung waren. Durch die gute Auf-
nahme, welche die Publikation allerwärts gefunden hat,
wurden Herausgeber und Verleger veranlaßt, den Plan
zu erweitern und den ursprünglichen Lieferungen immer
wieder neue hinzuzufügen. Daß dies geschehen konnte,
spricht für die Qualität des Werkes, und die Tatsache,

daß es geschehen ist, hat uns zu einer erschöpfenden
Darstellung verholten, wie sie in ähnlichem Sinne nur
für wenig andere Spezialgebiete vorhanden ist Das Pau-
kertsche Werk ist aus seiner Zeit in eine neue, künstlerisch
anders schaffende Periode hinübergewachsen; im Interesse
der Einheitlichkeit desselben kann es jedoch nur gelobt
werden, daß die Art der Wiedergabe (exakt ausgeführte
Federzeichnung) und der Ausstattung bis zum Schluß bei-
behalten wurden.

Die neunte und letzte Sammlung bringt unter anderem
Holzdecken und Täfelungen aus Sterzing, Wengen und
Schloß Sprechenstein; Tische, Stühle, Schränke, Wasch-
kästen und Truhen aus Bozen, Deutschnoven, Reifenstein,
Sprechenstein usw.; Kirchenstühle aus Lienz; Türen aus
Bozen, St. Pauls, Nonstal, Wengen und Wiesberg; Orna-
mentmalereien aus Ridnaun, aus der Thumburg, aus Burg
Reifenstein; Beschläge und Leuchter in Schmiedeisen aus
Bozen und Klausen sowie Flachschnitzereimotive verschie-
dener Herkunft. Die sogenannte bunte Reihe ist also auch
hier wie früher eingehalten und wer das ganze Werk be-
sitzt, mag sich nun, wenn ihm diese nicht angenehm, die
Tafeln nach Material und Technik zusammenlegen oder
nach irgend anderer Hinsicht ordnen.

Dem Herausgeber sowohl als dem Verleger gebühren
Dank und Anerkennung für die gute und beharrliche Durch-
führung der nunmehr abgeschlossen vorliegenden Publi-
kation, f. s. M.
Grohmann, Paul, Neue Malereien für Decken, Veranden
und Treppenhäuser. Serie V. Mappe mit 18 Farben-
drucktafeln und 2 Doppeltafeln in Schwarzdruck. Format:
38 auf 50 cm. Gilbers'sche Verlagshandlung, Leipzig.
Preis 22,50 M.
Die gut ausgeführten Farbendrucktafeln tragen die
Nummern 73 bis go und zeigen schon damit an, daß es sich
um eine (übrigens auch einzeln zu habende) Fortsetzung
handelt. Die vier vorausgegangenen Serien sind im Kreise
der Dekorationsmaler beliebt und verbreitet, was der un-
mittelbaren Brauchbarkeit und leichten Anpassung an
gegebene Verhältnisse zuzuschreiben ist. Die Farbdrucktafeln
der neuen Lieferung bringen nahezu hundert Einzelmotive
der Decken- und Wandverzierung in dem zurzeit üblichen
Stile und unter Berücksichtigung der neueren Techniken
(Spritz- und Schwammtechnik). Die Schwarzdrucktafeln
geben in kleinerem Maßstab eine Sammlung von weiteren
97 Motiven; dieselbe kann als Musterbuch für käufliche
Schabionen gelten, für welche ein Preisverzeichnis beigelegt
ist (15 Pf. bis 4,50 M. pro Stück). Diese Neuerung gegen-
über den vier vorausgegangenen Serien wird in Fachkreisen
wohl freudig begrüßt werden und dem Werk neue Ab-
nehmer zuführen. Seine Stärke ist wie gesagt die Brauch-
barkeit, f. s. M.

In Meißen hat mit der Unterstützung des Deutschen
Buchgewerbemuseums zu Leipzig der Verein für Geschichte
der Stadt eine Ausstellung künstlerischer Plakate ver-
anstaltet, die vornehmlich dem hingebenden Eifer des Herrn
H. Loose ihre Trefflichkeit verdankt. Gehört schon einmal
etwas Mut und Begeisterung dazu, heute noch dieses Ge-
biet irgendwo aufflackern lassen zu wollen, so ist in diesem
Fall noch mit schwierigen Umständen zu rechnen gewesen,
die das Projekt an und für sich nicht unbedingt in sich
schloß. Die ehrwürdigen Räume des Meißener Geschichts-
vereins — die ehemalige Franziskanerkirche dort — bieten
keine rechte Folie für die Kunst des Marktschreiens und
leiden überhaupt an mäßiger Beleuchtung, sowie an Zer-
 
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