DER KUNSTMARKT
11
Rosa Bonheur, Zugochsen.
Bez. und dat. 1896. Leinwand 59x80.
Versteigerung »Bourgeois freres« durch J. M. Heberle-Köln, 27.-29 Oktober 1904.
van Dyck, G. Reni, J. Steen, J. H. Roos, Salv. Rosa,
Ph. Rugendas, Angelika Kauffmann, Ludwig Richter, Spitz-
weg und anderen auf. Unter den Radierungen steht Hogarth
mit 77 Blättern obenan. Unter den Gemälden, 37 im
ganzen, findet man einige ältere, z. B. ein interessantes
altniederländisches Madonnenbid aus der Nachfolge Gerard
Davids und Werke von Rottenhammer, Daniel Seghers und
unter den neueren Arbeiten von Andreas und Oswald
Achenbach und Spitzweg. Von ausgesprochen modernen
deutschen Künstlern ist nur ganz wenig vorhanden, dafür
aber viel Beachtenswertes aus der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts.
Der angebliche Karton zu Raffaels Transfigu-
ration. In dieser Zeitschrift ist vor kurzem über einen
Artikel von D. R. Segre berichtet worden, der von dem
angeblichen Karton Raffaels zur Transfiguration handelt.
In einem offenen Brief an das »Giornale d’Italia« hatte
der genannte Herr die Geschichte dieses kostbaren Werkes
dargelegt und an das Ministerium appelliert, daß es die
Emigration eines solchen Schatzes verhüten möge. Kurze
Zeit darauf wies an der gleichen Stelle Attilio Simonetti
darauf hin, daß der Karton in der Versteigerung Corvisieri-
Marinangeli (im April 1900), in Anwesenheit auch aus-
wärtiger Sammler, zusammen mit einem zweiten Karton
dem Antiquar Barsanti für ganze fünfzehn Lire zugeschlagen
worden ist. Eine bessere Kritik, als diese öffentliche Ge-
ringschätzung, hat an dem fraglichen Stück wohl kaum ge-
übt werden können. Daß es aber ein in der Fachliteratur
nicht unbekanntes Pasticcio ist, für das wieder einmal
aus irgend welchem Grunde Reklame gemacht worden,
beweist eine Stelle bei Passavant. Dieser sagt im zweiten
Band seines monumentalen Raffaelbuches (I. Aufl., S. 362):
»Die stümperhafte Ausführung zeigt jedem Kenner, daß
der für seinen großen Landsmann enthusiastische Papst
(Clemens XL, Albani aus Pesaro) mit diesem Werk hinter-
gangen worden.« Man mag sich mit diesem Urteil Passa-
vants und dem kürzlich auf der Auktion von 1900 gefällten
zufrieden geben und diesen Karton so vielen anderen
»echten« Arbeiten Raffaels zugesellen. o. Or.
Ein vergessenes Kunstwerk. Wiener Blätter machen
darauf aufmerksam, daß das Hauptwerk des berühmten
französischen Bildhauers R. Paul de Lemoyne, eine 7 Fuß
hohe Marmorgruppe »Medea und ihre Söhne« nach man-
cherlei Irrfahrten nach Wien gelangt ist und dort in einem
Depot des Hauses Wieden, Karolinenstraße 28, seit Jahren
fast vergessen steht. Jetzt wird der Plan erwogen, es von
Seiten des Staates anzukaufen und vor dem Jubiläums-
theater als Sinnbild der Tragödie aufzustellen.
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Rosa Bonheur, Zugochsen.
Bez. und dat. 1896. Leinwand 59x80.
Versteigerung »Bourgeois freres« durch J. M. Heberle-Köln, 27.-29 Oktober 1904.
van Dyck, G. Reni, J. Steen, J. H. Roos, Salv. Rosa,
Ph. Rugendas, Angelika Kauffmann, Ludwig Richter, Spitz-
weg und anderen auf. Unter den Radierungen steht Hogarth
mit 77 Blättern obenan. Unter den Gemälden, 37 im
ganzen, findet man einige ältere, z. B. ein interessantes
altniederländisches Madonnenbid aus der Nachfolge Gerard
Davids und Werke von Rottenhammer, Daniel Seghers und
unter den neueren Arbeiten von Andreas und Oswald
Achenbach und Spitzweg. Von ausgesprochen modernen
deutschen Künstlern ist nur ganz wenig vorhanden, dafür
aber viel Beachtenswertes aus der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts.
Der angebliche Karton zu Raffaels Transfigu-
ration. In dieser Zeitschrift ist vor kurzem über einen
Artikel von D. R. Segre berichtet worden, der von dem
angeblichen Karton Raffaels zur Transfiguration handelt.
In einem offenen Brief an das »Giornale d’Italia« hatte
der genannte Herr die Geschichte dieses kostbaren Werkes
dargelegt und an das Ministerium appelliert, daß es die
Emigration eines solchen Schatzes verhüten möge. Kurze
Zeit darauf wies an der gleichen Stelle Attilio Simonetti
darauf hin, daß der Karton in der Versteigerung Corvisieri-
Marinangeli (im April 1900), in Anwesenheit auch aus-
wärtiger Sammler, zusammen mit einem zweiten Karton
dem Antiquar Barsanti für ganze fünfzehn Lire zugeschlagen
worden ist. Eine bessere Kritik, als diese öffentliche Ge-
ringschätzung, hat an dem fraglichen Stück wohl kaum ge-
übt werden können. Daß es aber ein in der Fachliteratur
nicht unbekanntes Pasticcio ist, für das wieder einmal
aus irgend welchem Grunde Reklame gemacht worden,
beweist eine Stelle bei Passavant. Dieser sagt im zweiten
Band seines monumentalen Raffaelbuches (I. Aufl., S. 362):
»Die stümperhafte Ausführung zeigt jedem Kenner, daß
der für seinen großen Landsmann enthusiastische Papst
(Clemens XL, Albani aus Pesaro) mit diesem Werk hinter-
gangen worden.« Man mag sich mit diesem Urteil Passa-
vants und dem kürzlich auf der Auktion von 1900 gefällten
zufrieden geben und diesen Karton so vielen anderen
»echten« Arbeiten Raffaels zugesellen. o. Or.
Ein vergessenes Kunstwerk. Wiener Blätter machen
darauf aufmerksam, daß das Hauptwerk des berühmten
französischen Bildhauers R. Paul de Lemoyne, eine 7 Fuß
hohe Marmorgruppe »Medea und ihre Söhne« nach man-
cherlei Irrfahrten nach Wien gelangt ist und dort in einem
Depot des Hauses Wieden, Karolinenstraße 28, seit Jahren
fast vergessen steht. Jetzt wird der Plan erwogen, es von
Seiten des Staates anzukaufen und vor dem Jubiläums-
theater als Sinnbild der Tragödie aufzustellen.