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DER KUNSTMARKT
musices pfessoris pars prima, musices speculationis.
Manuscrit sur velin du XVe siede de 62 ff. 1800 M.
Weitere Seltenheiten stehen schließlich noch unter den
Holzschnitt- und Kupferwerken: Nr. 83 das Werk des
Formschneiders Zacharias Bartsch, ein Wappenbuch, »dar-
innen aller Geistlichen Prelaten Herre vnd Landleut an-
gemahlt zu finden«. Der Druck datiert aus dem Jahre
1567; *7l Blatt inklusive Titel und 6 Blatt Vorrede 850 M.
(Neudruck mit 140 Blatt ohne Vorrede, 1872 v. Zahn).
Nr. 123, Johann von Hildesheim, »Leben der heiligen drei
Könige«, mit 58 Holzschnitten und 48 Initialen, in rot
französisch Maroquinband 2800 M. Nr. 286, Reynolds,
Engravings from his works, 3 vols. London by Moon,
Boys and Graves and Hodgson and Graves (1833—38)
1500 M. und zum Schluß: Schütz & Ziegler, Sammlung
von 36 Aussichten der Residenzstadt Wien. Gezeichnet
und gestochen von Karl Schütz, Artaria & Cie. 3800 M.
Die vom 22.-26. November bei C. G. Boerner,
Leipzig, stattgefundene Versteigerung der Bibliothek
Runze-Zolling, die sich jederzeit streng im Rahmen
klassischer und romantischer Literatur gehalten, hat be-
achtenswerte Resultate erzielt. So brachte ein Widmungs-
exemplar von Goethes Werken 640, der erste Werther 145 M.
Am interessantesten war das Ergebnis bei Heinrich von
Kleist, eine Abteilung der Bibliothek aus dem Besitze
Theophil Zollings, die besondere Seltenheiten bieten
konnte. Die »Erzählungen« brachten 155, die »Familie
Schroffenstein« 150,die »Penthesilea« 125und der »Phoebus«,
allerdings das schönste Stück der ganzen Sammlung,
1710! M. Wenn auch bei einem Rückblick auf die Er-
gebnisse zugegeben werden muß, daß dieselben zumeist
ihre Berechtigung hatten, so ist — namentlich bei den
Romantikern — kaum anzunehmen, daß sich das hier er-
zielte Preisniveau halten wird. Es sei noch erwähnt,
daß unter den Beteiligten der Auktion durch ihre Einkäufe
und Gebote besonders die Vertreter der Antiquariate Max
Perl, Martin Breslauer, Max Ziegert und Gilhofer & Ransch-
burg-Wien in den Vordergrund traten.
London. Wertsteigerungen von Kunstgegenständen.
Das »Art Journal« bringt nach Beendigung der Londoner
Saison für Kunstversteigerungen in einer Folge von Ar-
tikeln sehr sorgfältige, nach verschiedenen Gesichtspunkten
E. Jettei, Landschaft bei Auvers. Öl, sign., 51X70.
Verst. Hirschler & Co., Wien, 14. Dezember 1904.
geordnete statistische Gegenüberstellungen der im Jahre
1904 für Gemälde und sonstige Kunstgegenstände erzielten
Auktionspreise und derjenigen Summen, die, soweit be-
kannt, seiner Zeit den Künstlern, bezw. bei früheren Ver-
steigerungen dafür gezahlt worden sind. Es ergeben sich
dabei nahezu unglaubliche Preisunterschiede. Eine der
Zusammenstellungen, der die nachstehenden Daten ent-
nommen sind, zählt 34 Gemälde auf, die in 1904 je mehr
als 1400 Guineen gebracht haben und unter denen sich
bezeichnenderweise keine einzige Arbeit eines lebenden
Künstlers befindet. Der Gesamterlös für diese Gemälde
betrug 95050 Guineen oder 99802 10 sh.
Das höchste Gebot von 12100 Guineen und damit
den höchsten Preis, der überhaupt jemals in einer eng-
lischen Versteigerung für einen Kunstgegenstand gezahlt
worden ist, erreichte das 35,5 zu 27,5 Zoll messende Bildnis
einer Herzogin von Gloucester von Gainsborough, der
seiner Zeit 40 Guineen dafür erhalten hatte. Sechs 17,5
zu 13,5 Zoll messende Bilder, Geschichte der Lätitia von
Morland (Originalpreis 50—100 Guineen) brachten 5600
Guineen. Das Bild einer Prinzessin von Gloucester von
Romney, das 1799 für 20 Guineen verkauft worden ist,
holte 4100 Guineen; ein weibliches Bildnis von Reynolds
(Originalpreis 75 Guineen) 4000 Guineen; zwei weibliche
Bildnisse von Romney (Originalpreise etwa 20 und 30 G.)
3000 bezw. 3150 Q.; ein männliches Bildnis von Gains-
borough (1863 für 66 G. versteigert) 2500 O.; ein Bild von
Watteau, der überraschte Guitarrespieler, das Ende des
18. Jahrhunderts in einer französischen Versteigerung mit
3100 Francs bezahlt worden war, 2400 G., ein weibliches
Bildnis von Lawrence (Originalpreis etwa 50 G.) 2400 G.;
ein männliches Bildnis von Gainsborough, das auf einem
Dachboden gefunden worden war, 2000 O.; ein weibliches
Bildnis von Romney (Originalpreis etwa 18 G.) 2000 G.;
eine Landschaft von Crome, der niemals mehr als £ 50
für ein durchgeführtes Bild erhalten hat, 1900 G.; ein Bildnis
eines spanischen Infanten von Velazquez (1885 mit 155 G.
versteigert) 1500 G.; eine Landschaft von Turner (1862
mit 305 G., 1887 mit 610 G. versteigert) 1500 G. Das
am niedrigsten, mit 1400 G., bewertete Bild aus dieser
Reihe ist zufällig ein Bildnis der nämlichen Herzogin von
Gloucester von Reynolds, deren Konterfei von Gainsborough
den höchsten Preis erreicht hat.
Von Miniaturen, deren eine einzige versteigerte
Sammlung allein etwa 1000Stück enthielt, brachte ein
auf die Rückseite einer Spielkarte gemaltes weib-
liches Bildnis von Holbein (früher mit £ 907 ver-
steigert) £ 2750, die Bildnisse eines Ehepaares von
Hilliard, 1537—1619, (früher £ 96) <^2520 und ein
Bildnis zweier Kinder aus der Schule Holbeins
(früher £ 908) £ 1000.
Auch für Dosen, die in der vorerwähnten
Sammlung in der Zahl von etwa 800 vorhanden
waren, sind Gebote abgegeben worden, die den
bisher dafür gezahlten höchsten Preis von £ 3550
weit hinter sich lassen. Den Gipfelpunkt mit
£ 6400 erreichte eine früher mit £ 396 verstei-
gerte, mit Blumensträußen bemalte Dose im Stile
Ludwigs XV., gezeichnet Hainelin 1758. Ferner
brachte eine Dose im Stile Ludwigs XVI. mit Jagd-
szenen (früher £ 420) £ 2000, eine Dose im Stile
Ludwigs XV. mit Szenen aus Gil Blas (1812 mit
etwa £ 12, später mit £ 59 verkauft) 1850 G.;
eine Dose Ludwig XV. (früher £ '2&1') £ 1900;
eine ovale Dose Ludwig XVI. mit Amoretten
(früher £ 418) £ 1600 und eine ovale Dose Lud-
wig XV. mit häuslichen Szenen nach Chardin (früher
£ 397) £ 1550.
DER KUNSTMARKT
musices pfessoris pars prima, musices speculationis.
Manuscrit sur velin du XVe siede de 62 ff. 1800 M.
Weitere Seltenheiten stehen schließlich noch unter den
Holzschnitt- und Kupferwerken: Nr. 83 das Werk des
Formschneiders Zacharias Bartsch, ein Wappenbuch, »dar-
innen aller Geistlichen Prelaten Herre vnd Landleut an-
gemahlt zu finden«. Der Druck datiert aus dem Jahre
1567; *7l Blatt inklusive Titel und 6 Blatt Vorrede 850 M.
(Neudruck mit 140 Blatt ohne Vorrede, 1872 v. Zahn).
Nr. 123, Johann von Hildesheim, »Leben der heiligen drei
Könige«, mit 58 Holzschnitten und 48 Initialen, in rot
französisch Maroquinband 2800 M. Nr. 286, Reynolds,
Engravings from his works, 3 vols. London by Moon,
Boys and Graves and Hodgson and Graves (1833—38)
1500 M. und zum Schluß: Schütz & Ziegler, Sammlung
von 36 Aussichten der Residenzstadt Wien. Gezeichnet
und gestochen von Karl Schütz, Artaria & Cie. 3800 M.
Die vom 22.-26. November bei C. G. Boerner,
Leipzig, stattgefundene Versteigerung der Bibliothek
Runze-Zolling, die sich jederzeit streng im Rahmen
klassischer und romantischer Literatur gehalten, hat be-
achtenswerte Resultate erzielt. So brachte ein Widmungs-
exemplar von Goethes Werken 640, der erste Werther 145 M.
Am interessantesten war das Ergebnis bei Heinrich von
Kleist, eine Abteilung der Bibliothek aus dem Besitze
Theophil Zollings, die besondere Seltenheiten bieten
konnte. Die »Erzählungen« brachten 155, die »Familie
Schroffenstein« 150,die »Penthesilea« 125und der »Phoebus«,
allerdings das schönste Stück der ganzen Sammlung,
1710! M. Wenn auch bei einem Rückblick auf die Er-
gebnisse zugegeben werden muß, daß dieselben zumeist
ihre Berechtigung hatten, so ist — namentlich bei den
Romantikern — kaum anzunehmen, daß sich das hier er-
zielte Preisniveau halten wird. Es sei noch erwähnt,
daß unter den Beteiligten der Auktion durch ihre Einkäufe
und Gebote besonders die Vertreter der Antiquariate Max
Perl, Martin Breslauer, Max Ziegert und Gilhofer & Ransch-
burg-Wien in den Vordergrund traten.
London. Wertsteigerungen von Kunstgegenständen.
Das »Art Journal« bringt nach Beendigung der Londoner
Saison für Kunstversteigerungen in einer Folge von Ar-
tikeln sehr sorgfältige, nach verschiedenen Gesichtspunkten
E. Jettei, Landschaft bei Auvers. Öl, sign., 51X70.
Verst. Hirschler & Co., Wien, 14. Dezember 1904.
geordnete statistische Gegenüberstellungen der im Jahre
1904 für Gemälde und sonstige Kunstgegenstände erzielten
Auktionspreise und derjenigen Summen, die, soweit be-
kannt, seiner Zeit den Künstlern, bezw. bei früheren Ver-
steigerungen dafür gezahlt worden sind. Es ergeben sich
dabei nahezu unglaubliche Preisunterschiede. Eine der
Zusammenstellungen, der die nachstehenden Daten ent-
nommen sind, zählt 34 Gemälde auf, die in 1904 je mehr
als 1400 Guineen gebracht haben und unter denen sich
bezeichnenderweise keine einzige Arbeit eines lebenden
Künstlers befindet. Der Gesamterlös für diese Gemälde
betrug 95050 Guineen oder 99802 10 sh.
Das höchste Gebot von 12100 Guineen und damit
den höchsten Preis, der überhaupt jemals in einer eng-
lischen Versteigerung für einen Kunstgegenstand gezahlt
worden ist, erreichte das 35,5 zu 27,5 Zoll messende Bildnis
einer Herzogin von Gloucester von Gainsborough, der
seiner Zeit 40 Guineen dafür erhalten hatte. Sechs 17,5
zu 13,5 Zoll messende Bilder, Geschichte der Lätitia von
Morland (Originalpreis 50—100 Guineen) brachten 5600
Guineen. Das Bild einer Prinzessin von Gloucester von
Romney, das 1799 für 20 Guineen verkauft worden ist,
holte 4100 Guineen; ein weibliches Bildnis von Reynolds
(Originalpreis 75 Guineen) 4000 Guineen; zwei weibliche
Bildnisse von Romney (Originalpreise etwa 20 und 30 G.)
3000 bezw. 3150 Q.; ein männliches Bildnis von Gains-
borough (1863 für 66 G. versteigert) 2500 O.; ein Bild von
Watteau, der überraschte Guitarrespieler, das Ende des
18. Jahrhunderts in einer französischen Versteigerung mit
3100 Francs bezahlt worden war, 2400 G., ein weibliches
Bildnis von Lawrence (Originalpreis etwa 50 G.) 2400 G.;
ein männliches Bildnis von Gainsborough, das auf einem
Dachboden gefunden worden war, 2000 O.; ein weibliches
Bildnis von Romney (Originalpreis etwa 18 G.) 2000 G.;
eine Landschaft von Crome, der niemals mehr als £ 50
für ein durchgeführtes Bild erhalten hat, 1900 G.; ein Bildnis
eines spanischen Infanten von Velazquez (1885 mit 155 G.
versteigert) 1500 G.; eine Landschaft von Turner (1862
mit 305 G., 1887 mit 610 G. versteigert) 1500 G. Das
am niedrigsten, mit 1400 G., bewertete Bild aus dieser
Reihe ist zufällig ein Bildnis der nämlichen Herzogin von
Gloucester von Reynolds, deren Konterfei von Gainsborough
den höchsten Preis erreicht hat.
Von Miniaturen, deren eine einzige versteigerte
Sammlung allein etwa 1000Stück enthielt, brachte ein
auf die Rückseite einer Spielkarte gemaltes weib-
liches Bildnis von Holbein (früher mit £ 907 ver-
steigert) £ 2750, die Bildnisse eines Ehepaares von
Hilliard, 1537—1619, (früher £ 96) <^2520 und ein
Bildnis zweier Kinder aus der Schule Holbeins
(früher £ 908) £ 1000.
Auch für Dosen, die in der vorerwähnten
Sammlung in der Zahl von etwa 800 vorhanden
waren, sind Gebote abgegeben worden, die den
bisher dafür gezahlten höchsten Preis von £ 3550
weit hinter sich lassen. Den Gipfelpunkt mit
£ 6400 erreichte eine früher mit £ 396 verstei-
gerte, mit Blumensträußen bemalte Dose im Stile
Ludwigs XV., gezeichnet Hainelin 1758. Ferner
brachte eine Dose im Stile Ludwigs XVI. mit Jagd-
szenen (früher £ 420) £ 2000, eine Dose im Stile
Ludwigs XV. mit Szenen aus Gil Blas (1812 mit
etwa £ 12, später mit £ 59 verkauft) 1850 G.;
eine Dose Ludwig XV. (früher £ '2&1') £ 1900;
eine ovale Dose Ludwig XVI. mit Amoretten
(früher £ 418) £ 1600 und eine ovale Dose Lud-
wig XV. mit häuslichen Szenen nach Chardin (früher
£ 397) £ 1550.