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DER KUNSTMARKT

81

Neue Antiquariatskataloge. K. W. Hiersemann,
L. Rosenthal und A. Weigel haben in diesen Tagen
gleichzeitig umfangreiche Verzeichnisse einzelner Gebiete
ihrer derzeitigen Antiquariatsbestände verbreitet, auf die
wir, soweit der Raum erlaubt, hier kurz verweisen wollen.
Das reichhaltigste an wertvollen Manuskripten und älteren
Werken ist das Rosenthalsche, ein mit sichtbarem Fleiß
bearbeiteter Band mit 2043 Nummern, die unter Vermeidung
einzelner Rubriken in einem Gesamtalphabet »Livres rares
et precieux« nach Schlagworten zusammengefaßt sind.
Um die Gebiete zu kennzeichnen, wir finden Manuskripte,
Wappenbücher, Bibelausgaben, Holz-, Metallschnitt- und
Kostümwerke, Inkunabeln, Autographen und allgemeine
Literatur älterer und neuerer Zeit. Darunter befinden sich
als Nr. 5 Ein Manuskript des 11. Jahrhunderts »Acta
Sanctorum« 2000 M.; Nr. 180 Biblia polyglotta 6 vol.
1514—1517 2400 M.; Nr. 186 Biblia germanica, 4 Teile in
2 Bänden, Nürnberg, Peypus 1524, Götze I p. 156 Nr. 246,
Panzer 2111 und 212g. Der kolorierte Titelholzschnitt des
3. Teiles vom Alten Testament ist von Dürer (B. 56)
1000 M. (Der gleiche Band ist unter Nr. 491 nochmals
verzeichnet); Nr. 380a Columbus, Epistola Harisse 15. Hain
15942, Proctor 7770: 5000 M.; Nr. 395 Copia der newen
zeytung aus Preselig landt — Sans lieu, nom du typo-
graphe, date et filigrane (1508). Grand bois sur le titre,
representant des navires des ilots, rocheux et un port de
mer 16000 M.; Nr. 424 Fr. Cuvilliers, Pere et fils, Collection de
475 planches de leurs ceuvres2oooM.; Nr. 1806 Erste Ausgabe
desTheuerdank mit 118numerierten Holzschnitten nachZeich-
nungen von Hans Schäuffelin 2500 M. Von Dürer finden sich
allein 28 Nummern, darunter ein Exemplar der »Passion
de Jesus Christ« (B. 3—18) in guten Drucken, sodann der
Triumphwagen Kaiser Maximilians (B. 139) in zweitem
Etat für 2000 M., das Fechtbuch (500 M.) und 40 Send-
briefe, von Chr. Scheuri unter Mitwirkung von S. Tücher,
Caritas Pirckhaymer und Apollonia Tücher aus dem Latei-
nischen übersetzt und 1515 bei Peypus verlegt. Der
Dürersche Titelholzschnitt, den heiligen Christophorus dar-
stellend, ist allein von großer Seltenheit. Panzer 810,
Heller 2014, Pass. 247 (500 M.). — Aus dem Manuskripten-
bestand seien zum Schluß noch die beiden Exemplare der
»Horae Beatae Mariae Virginis« flämischen Ursprunges
aus dem 15. Jahrhundert erwähnt (8000 und 4000 M.). —
Das Verzeichnis (Nr. 111) ist mit 33 Faksimiles ausgestattet
und zum Preise von 4 M. durch Ludwig Rosenthals Anti-
quariat, München, Hildegardstraße 16, zu beziehen.
Hiersemanns Verzeichnis befaßt sich ausschließlich mit
kunstgeschichtlichen Werken und zwar bis auf vereinzelte
Ausnahmen neueren Datums. Es kommt schon dadurch
der größere Kreis der Klein-Bibliophilen und Kunstliebhaber
als interessiert in Frage. Die ca. 2550 Nummern zerfallen
ihrer Gattung nach in Werke über Malerei und Kupferstich-
kunde, Biographische Werke, Graphische Künste, Geschichte
der Skulptur, Kleinkunst und des Kunstgewerbes, Inven-

tarisationswerke, historische Publikationen über Bau und
Kunstdenkmäler und schließlich ein Verzeichnis von Neu-
erwerbungen japanischer Farbenholzschnitte und illustrierter
Werke. — Sehr reichhaltig ist die Unterabteilung der Kunst-
zeitschriften vertreten. Unter anderem mit einem kompletten
Exemplar der »Revue hebdomadaire illustree: L’Art« von
1875—1893 mit 950 Radierungen (590 M.); 62 vols. des
Art journal von 1839—1900 (900 M.), der Gazette des
beaux arts von 1859—1896 (1170 M.), Studio 1893 — 1903
(380 M.) und der Zeitschrift für bildende Kunst 1866—1901
(320 M.). Außerdem wird vom »Pan« ein komplettes
Exemplar in Originalprachtband für 225 M. und Band
1, 3, 4, 5 in Heften für 130 M. angeboten. Es ist das
bei weitem nicht der niedrigste Preis, für den diese Bände
noch aufzutreiben sind. Das gleiche gilt von der Grote-
schen Ausgabe der »Geschichte der deutschen Kunst«,
die schon seit Jahren, wenn auch vereinzelt, gebunden
bereits für 35—40 Mark erreichbar ist. In Anbetracht der
verzeichneten Bände von Dohmes »Kunst und Künstler«
dürfte es auch interessant sein, daß erst kürzlich aus dem
Lepkeschen Nachlaß ein komplettes Exemplar für 81 M.
versteigert wurde. — Besondere Beachtung verdient noch
das Angebot eines Exemplares von Lippmanns Ausgabe
der Dürerschen Zeichnungen, 4 Bände, 1883—1896 für
800 M., ferner einer Sammlung von 23 Originallithographien
Menzels (450 M.) sowie eines Exemplares des von der
japanischen Regierung für die Pariser Ausstellung 1900
herausgegebenen Werkes »Histoire de Hart du Japon«
(345 M.). Der Band ist seiner Zeit nicht im Handel er-
schienen und von Hayashi mit einer Vorrede versehen.
Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß neuerdings wieder
Exemplare des Kataloges der Sammlung Hayashi durch
G. Baranger fils, Paris für 20 Frs. angeboten werden. In
weiterer Folge des Hiersemannschen Kataloges findet sich
dann noch eine Anzahl wertvoller Rembrandtausgaben und
unter der Rubrik der graphischen Künste ein Antiphonarium
des 15. Jahrhunderts mit drei Miniaturen und zahlreichen
farbigen Initialen für 1400 M.
Der letzte der drei Kataloge, das Verzeichnis des
Antiquariates A. Weigel-Leipzig, umfaßt kunstgeschichtliche
und kunstgewerbliche Literatur, illustrierte Werke und Kunst-
blätter. Unter letzteren als Sonderabteilungen: Chodowiecki,
Goya, L. Richter, Ridinger und Felicien Rops. — Ein kom-
plettes Exemplar der Gazette des beaux arts von 1859 bis
1902 ist hier bereits mit 900 M. angesetzt, Kutschmanns
Geschichte der Illustration (40 M.) mit 20 Mark, ferner
Muthers Geschichte der Malerei, die bekanntlich gänzlich
vergriffen und sehr gesucht ist, in einem Prachtexemplar
für 180 Mark. Unter den Kunstblättern sei noch auf eine
Reihe Alt-Leipziger Ansichten verwiesen, wie auch auf die
bereits erwähnten Sonderabteilungen von Chodowiecki,
Richter und Rops. Es ist da eine Reihe von guten Ge-
legenheitserwerbungen geboten, so daß es sich lohnt, den
Katalog einer näheren Durchsicht zu unterziehen.

DER STIFTER AUS DER MADONNA DES KANONIKUS
VAN DER RAE LE VON JAN VAN EYCK
Radierung von PETER HALM
-Druck ohne Schrift 5 Mark-
Leipzig Verlag von E. A. SEEMANN
 
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