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DER KUNSTMARKT

187

Sammlung Hauser-Karlsruhe.
Am 3. Mai wurde bei C. G. Boerner in Leipzig die
Versteigerung des ersten Teiles dieser Sammlung beendet.
Sein Hauptwert lag nicht, wie vermutet werden konnte,
in dem Bestände an musikhistorischen Werken, sondern
weit mehr in den Stammbüchern, Holzschnittwerken und
Inkunabeln. Der Mangel an ersteren mag in der Tatsache
zu finden sein, daß der wichtigste Teil der Werke Bachs
und seiner Zeit schon vordem an die Kgl. Bibliothek in
Berlin übergegangen ist.
Der höchste Preis — 3500 M. — wurde für das Stamm-
buch des Abel Prasch (1589—1608) gezahlt. Das Werk
besteht aus 207 Blatt in Lederband, von denen jede Seite
von einer ornamentierten Holzschnittbordüre eingerahmt
ist. Auf der Innenseite des Vorderdeckels befinden sich
vorerst in den vier Ecken die Wappen der väterlichen und
mütterlichen Großeltern des Besitzers, worauf die ersten
Blätter mit einer poetischen Beschreibung des Praschschen
Wappen und einem Aquarellporträt des Besitzers aus dem
Jahre 1595 folgen. Mit Herzog Magnus von Braunschweig
und Lüneburg aus seiner Jenenser Studienzeit beginnen
dann auf Blatt 4 die Stammbucheintragungen, unter denen
sich im weiteren Verlaufe auf Bl. 95 eine griechische Ein-
tragung Paul Luthers, ein Sohn des Reformators, und auf
Bl. 42 Johannes Bugenhagens, Professor zu Wittenberg,
(1593) befinden. Die Zahl sämtlicher Eintragungen beläuft
sich von 1589—1608 auf 277 aus 25 Städten. — Der Bilder-
schmuck des Bandes besteht aus Porträts, Wappen, em-
blem. allegorischen Genredarstellungen. Besonders hervor-
ragend ist dabei das Wappen des Astronomen Michael
Mästlin. Auf die allegorischen, figuralen und Genredar-
stellungen näher einzugehen, würde zu weit führen. Um
den Inhalt kurz zusammenzufassen: der Band enthält an
Eintragungen 48 mit Wappen, 5 Porträts und 10 Darstellungen
verschiedener Tendenz.
Im Werte am nächsten reiht sich das Stammbuch des

Hanns Christoph Hinterhofer zu Wels an. Das Ergebnis

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In der folgenden Abteilung der Holzschnittbücher und
Inkunabeln wurden als höchster Preis 2150 M. für die Buch-
ausgabe von Dürers Marienleben (mit Text) gezahlt. Die
Abzüge waren vollrandig und auf Papier mit Wasser-
zeichen Hausmann 27 und 28. Mit 2130 M. folgte dann
ein Exemplar des Theuerdank, 289 numerierte Pergament-
blätter (23X32 cm) mit 118 Holzschnitten in frühen Ab-
drücken auf Papier mit den Wasserzeichen des Doppel-
adlers mit der Krone, Anker im Kreis usw. Für ein zweites
Exemplar der gleichen Ausgabe (Nr. 522), das bedauer-
licherweise beschnitten und teilweise schmutzfleckig war,
wurden nur 1500 M. bezahlt (290 unnum. BL); für ein
drittes der 2. Ausgabe von 1519, 290 Blatt. Mit 118 Holz-
schnitten von Hans Schäuffelein, 795 M. In der gleichen
Abteilung ergaben sich noch folgende Preise: Nr. 519,
Schatzbehalter oder Schrein der wahren Reichtümer des
Heils und der ewigen Seligkeit. Nurmberg. Ant. Koberger
1491. Got. Druck. 353 und ein weißes Blatt — das sonst
gewöhnlich fehlt — mit 95 blattgroßen altkolorierten Holz-
schnitten von Mich. Wohlgemuth (Hain Copinger 14507;
Proctor 2020; Panzer 313) 1010 M. Nr. 501 Melusine.
Gepr. Lederband von 39 Blatt mit 67 Holzschnitten in
2 Col. ä 45—46 Z. Nach Schorbachs Angabe (vergl. Z.
für Bücherfreunde 1. Jahrg. S. 143 ff.) ist von dem Werke
nur noch ein Münchener und ein Heidelberger Exemplar
vorhanden, welch ersteres der vorliegende Band noch durch
den breiten Rand übertreffen soll. (Hain 11066, Goedeke I,
355,8) 980 M. Nr. 466 (Columna, franc.) Hypnerotomachia
poliphili, ubi humana omnia non nisi somnium esse docet;
ein allegorischer Roman aus der Blütezeit der italienischen
Renaissance. Schwsldr. 234 Bl. Fol. (Hain-Copinger
5501, Proctor 5575, Brunet IV, 778. Rivoli p. 207) 800 M.
An Autographen wurde ein vermutlich aus dem Jahre
1817 stammender Brief Beethovens an Frau v. Streicher,
geb. von Stein, mit 360 M., eine eigenhändige Abschrift
Mozarts vom Anfang des Textes seiner Oper »Die Ent-
führung aus dem Serail« (2 Seiten Quart) mit 305 M., ein
zweiseitiges eigenhändiges und signiertes Manuskript R.
Wagners aus dem Texte der Götterdämmerung mit 220 M.
und ein Schreiben Carl Maria von Webers an den Badi-
schen Kapellmeister Franz Dansi (21/4 Seiten 40) mit 210 M.
bezahlt. Außerdem wurden für den Heiratskontrakt Mozarts
(i1^ S. Fol. mit 6 Siegeln) 905 M. erzielt. Unter dem
übrigen Bestand erreichten die beiden Missale (Nr. 504 bis
505) 500 u. 625 M., ein Exemplar der 1. Ausgabe von
Luthers Katechismus, 92 Blatt mit Titel, gedruckt bei Georg
Rhaw-Wittenberg, 145 M., Jac. Ayrers »Opus Theatricum«
(Goedeke 546,4) 290 M. und Merians Topographia mit
Text von M. Zeiller (32 Tie. in 12 Bdn., Frankfurt 1642
bis 59) 510 M. — Den Schluß bildete »Goethe und die
Romantiker«. Den ersten Preis erzielte dabei ein Exemplar
der 1773 anonym erschienenen ersten Ausgabe des »Götz
von Berlichingen« (Hirzel S. 11) mit 455 M. Von ersten
Ausgaben Goethescher Werke wurde außerdem ein
Exemplar des »Torquato Tasso« (Hirzel S. 36) mit 140 M.
und die Leiden des jungen Werthers, 1. u. 2. Teil (Hirzel
S. 13) mit 130 M. bewertet. — Über die Ergebnisse des
zweiten Teiles der Sammlung werden wir in der nächsten
Nummer des Kunstmarkt berichten.
Am 15. Mai wird in der Galerie Helbing-München
die Sammlung des Chevalier Mayer van den Broeck zur Ver-
steigerung kommen: 97 Gemälde älterer und moderner
Meister, deren Bezeichnungen nach den Angaben des bis-
herigen Besitzers beibehalten worden sind. Dabei ist
unter ersteren die Landschaft vertreten durch: Barentsen,
Berchem, Breenberch, Callot, Cuyp, van Goyen, Jan van
Kessel, Kobell, Köninck, van der Neer, Roos, Ruysdael,
Jan Snellinck, Lucas van Uden, Vries und Wynants, das
 
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