DER KUNSTMARKT
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seltene Wegeli- und Berliner Modelle; unter den Silberarbeiten
vor allem der imposante Zunftwillkommen derZimmergesellen
mit der Signatur des Meisters Gottlieb Unger (1711; Abb. auf
S. 11 der heutigen Nummer), sowie vom Zinn die Tauf-
schüssel von Caspar Enderlein aus der evangelischen Kirche
zu Neufahrwasser (s. d. Abb. auf dieser Seite). Alles in
allem — es ist ein Bestand von gutem, teilweise sogar vor-
züglichem, altem Kunstgewerbe, in seiner Gesamtheit da-
durch noch von lokalgeschichtlicher Bedeutung, daß er faßt
ganz und gar aus der Heimatprovinz geschöpft wurde.
Berlin. Über die Versteigerung der Sammlungen
Pietsch, Ruland und Fromm bei Amsler & Ruthardt vom
23.-26. Okt., über die wir bereits berichteten, ist der reich
illustrierte Katalog jetzt erschienen. Neben ersten Stücken
von Klinger, Menzel, Stauffer-Bern und anderen Künstlern,
die bei Amsler & Ruthardt stets gut vertreten sind, fesseln
auf dieser Versteigerung besonders die Originale von Ludwig
Pietsch selber, eine Reihe anmutiger und fein ausgeführter
Bleistiftzeichnungen, die bis in die vierziger Jahre zurück-
reichen. Nicht vergessen werden soll auch die interessante
kleine Sammlung von Künstlerkarten, die Gelegenheits-
arbeiten meist Berliner Künstler zu mannigfachen Begeben-
heiten enthalten und die hier zum ersten Male nach Walter
von Zur Westens »Berlins graphische Gelegenheitskunst«
bearbeitet worden sind.
Berlin. Keller & Reiner halten auch in diesem Jahre
wieder mehrere Versteigerungen von Gemälden, Plastiken,
Möbeln und kunstgewerblichen Gegenständen in dem großen
Oberlichtsaale ab. Die erste Versteigerung findet bereits
am 8. Oktober d. J. statt und enthält eine Sammlung mo-
derner Gemälde, dabei Arbeiten von F. Defregger, H. Gude,
A. v. Keller, O. Modersohn, F. Overbeck, L. Putz, F. von
Stuck u. a.
Berlin. Eine zweite Begas-Auktion findet Ende
November oder Anfang Dezember im Kunstauktionshaus
von Gebr. Heilbron in Berlin statt. In erster Linie wird
der Sarkophag für Strousberg versteigert werden.
Der Katalog über den Nachlaß von Johann Orth,
der bei Gebr. Heilbron in Berlin im Oktober und November
versteigert wird, weist an 5000 Nummern auf. Erzherzog
Johann Salvator hat in seinem Schlosse so viele Kunstwerke
gesammelt, daß der Wert derselben mit mehr als einer
Million Kronen nicht überschätzt ist. Der Hauptteil der Kunst-
schätze befindet sich im Landschlosse Orth. Im Prunksaale
befindet sich eine ganze Reihe wertvoller Gemälde von be-
deutendem Werte, die vaterländische Begebenheiten zum
Sujet haben und von in- und ausländischen Meistern auf
Anregung des kunstsinnigen Erzherzogs ausgeführt wurden.
Frankfurt am Main. Im Anschluß an die große
Versteigerung Noll durch F. A. C. Prestel, Roßmarkt 14a
findet, wie schon angekündigt, am 8. Oktober die Versteige-
rung einer Sammlung moderner Graphik statt, auf die
wir bereits in voriger Nummer hinwiesen. Hierüber ist
der sehr splendid ausgestattete Katalog jetzt erschienen,
der eine große Reihe der Hauptstücke in Abbildungen
vorführt und damit zeigt, daß es sich hier um Piecen handelt,
die zum Teil auf den Auktionen der letzten Jahre über-
haupt nicht vorgekommen sind. So zum Beispiel Nr. 376,
Große Taufschüssel
(Temperantiaschüssel
mit abgeändertem
Mittelfeld) v. Caspar
Enderlein, auf dem
Umbo nicht die Tem-
perantia,sondern eine
Plakette mit der Him-
melskönigin,umrahmt
von einem Kranz mit
den vier Elementen:
Terra — Ignis — Aer
— Aqua — in Roll-
werkskartuschen, da-
zwischen geflügelte
Kariatyden. Die Keh-
leglatt, auf dem Rand
Medaillons zwischen
Rollwerk mit Masken,
Tieren, Grotesken
und flachen Stilleben:
Minerva und die sie-
ben freien Künste.
Auf dem Prisma der
Geometria: 1611 C. E.
Auf der Rückseite
gegosseneMedaillons
mit dem Profilporträt
Enderleins. Aus der
evangelischen Kirche
in Neufahrwasser
stammend. Durchm.
46 cm. (Von der Ver-
steigerung der'Samm-
lungBerghold-Danzig
durch Rud. Lepke in
Berlin, 8. —11. Okt.)
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seltene Wegeli- und Berliner Modelle; unter den Silberarbeiten
vor allem der imposante Zunftwillkommen derZimmergesellen
mit der Signatur des Meisters Gottlieb Unger (1711; Abb. auf
S. 11 der heutigen Nummer), sowie vom Zinn die Tauf-
schüssel von Caspar Enderlein aus der evangelischen Kirche
zu Neufahrwasser (s. d. Abb. auf dieser Seite). Alles in
allem — es ist ein Bestand von gutem, teilweise sogar vor-
züglichem, altem Kunstgewerbe, in seiner Gesamtheit da-
durch noch von lokalgeschichtlicher Bedeutung, daß er faßt
ganz und gar aus der Heimatprovinz geschöpft wurde.
Berlin. Über die Versteigerung der Sammlungen
Pietsch, Ruland und Fromm bei Amsler & Ruthardt vom
23.-26. Okt., über die wir bereits berichteten, ist der reich
illustrierte Katalog jetzt erschienen. Neben ersten Stücken
von Klinger, Menzel, Stauffer-Bern und anderen Künstlern,
die bei Amsler & Ruthardt stets gut vertreten sind, fesseln
auf dieser Versteigerung besonders die Originale von Ludwig
Pietsch selber, eine Reihe anmutiger und fein ausgeführter
Bleistiftzeichnungen, die bis in die vierziger Jahre zurück-
reichen. Nicht vergessen werden soll auch die interessante
kleine Sammlung von Künstlerkarten, die Gelegenheits-
arbeiten meist Berliner Künstler zu mannigfachen Begeben-
heiten enthalten und die hier zum ersten Male nach Walter
von Zur Westens »Berlins graphische Gelegenheitskunst«
bearbeitet worden sind.
Berlin. Keller & Reiner halten auch in diesem Jahre
wieder mehrere Versteigerungen von Gemälden, Plastiken,
Möbeln und kunstgewerblichen Gegenständen in dem großen
Oberlichtsaale ab. Die erste Versteigerung findet bereits
am 8. Oktober d. J. statt und enthält eine Sammlung mo-
derner Gemälde, dabei Arbeiten von F. Defregger, H. Gude,
A. v. Keller, O. Modersohn, F. Overbeck, L. Putz, F. von
Stuck u. a.
Berlin. Eine zweite Begas-Auktion findet Ende
November oder Anfang Dezember im Kunstauktionshaus
von Gebr. Heilbron in Berlin statt. In erster Linie wird
der Sarkophag für Strousberg versteigert werden.
Der Katalog über den Nachlaß von Johann Orth,
der bei Gebr. Heilbron in Berlin im Oktober und November
versteigert wird, weist an 5000 Nummern auf. Erzherzog
Johann Salvator hat in seinem Schlosse so viele Kunstwerke
gesammelt, daß der Wert derselben mit mehr als einer
Million Kronen nicht überschätzt ist. Der Hauptteil der Kunst-
schätze befindet sich im Landschlosse Orth. Im Prunksaale
befindet sich eine ganze Reihe wertvoller Gemälde von be-
deutendem Werte, die vaterländische Begebenheiten zum
Sujet haben und von in- und ausländischen Meistern auf
Anregung des kunstsinnigen Erzherzogs ausgeführt wurden.
Frankfurt am Main. Im Anschluß an die große
Versteigerung Noll durch F. A. C. Prestel, Roßmarkt 14a
findet, wie schon angekündigt, am 8. Oktober die Versteige-
rung einer Sammlung moderner Graphik statt, auf die
wir bereits in voriger Nummer hinwiesen. Hierüber ist
der sehr splendid ausgestattete Katalog jetzt erschienen,
der eine große Reihe der Hauptstücke in Abbildungen
vorführt und damit zeigt, daß es sich hier um Piecen handelt,
die zum Teil auf den Auktionen der letzten Jahre über-
haupt nicht vorgekommen sind. So zum Beispiel Nr. 376,
Große Taufschüssel
(Temperantiaschüssel
mit abgeändertem
Mittelfeld) v. Caspar
Enderlein, auf dem
Umbo nicht die Tem-
perantia,sondern eine
Plakette mit der Him-
melskönigin,umrahmt
von einem Kranz mit
den vier Elementen:
Terra — Ignis — Aer
— Aqua — in Roll-
werkskartuschen, da-
zwischen geflügelte
Kariatyden. Die Keh-
leglatt, auf dem Rand
Medaillons zwischen
Rollwerk mit Masken,
Tieren, Grotesken
und flachen Stilleben:
Minerva und die sie-
ben freien Künste.
Auf dem Prisma der
Geometria: 1611 C. E.
Auf der Rückseite
gegosseneMedaillons
mit dem Profilporträt
Enderleins. Aus der
evangelischen Kirche
in Neufahrwasser
stammend. Durchm.
46 cm. (Von der Ver-
steigerung der'Samm-
lungBerghold-Danzig
durch Rud. Lepke in
Berlin, 8. —11. Okt.)