Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 11,1.1897-1898
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https://doi.org/10.11588/diglit.7955#0043
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Heft 2 (2. Oktoberheft 1897)
DOI article:Erdmann, Karl Otto: Das Wort "schön" und seine Unbrauchbarkeit, [1]
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Unsern Lesern
sagen wir aufrichtigen Dank für die Glückwünsche und sonstigen Zeichcn
freundlicher ^lnerkemumg, die uns zur Neugestaltung des Aunstwarts in
überraschend großcr Anzahl zugegangen sind. Acusi es uns hcrzlich er-
freuen, unsre verändcrungcn so allgcmcin auch in mchr inncrlicher
Beziehung als Berbcsserungcn empsunden zu sehen, so darf uns das
abcr nicht von dcnr offencn Lekcnntnisse zurückhalten, dasi uns selbcr
noch manches nicht ganz besricdigt. Unscrn Lesern geht's natürlich auch
so, sie sind nur zu freundlich, cs uns zu schreiben. Da läßt sich aber
manches wirklich nicht im ksandumdrehn inachen, es will werdcn —
der Aunstwart muß in seine ncue Form erst hincinwachsen. Daß es
möglichst schnell geschehe, dafür wollen wir sorgcn — die nächsten kseste
schon, denken wir, sollcn's crweiscn.
(eitung und Derlag des Äunffwarts.
Das Mort „scbön" und seinc 'Nnbraucdbarkeit.*
Mlenn man die Säle eiuer Kunstausstellung durchwandert und. gesät-
tigt vom Anblick der Kunstwerke, einmal als harmloscr Lauschcr dem
genießenden, kritisiercnden und plaudernden Publikum sein ^nteressc zu-
wendet, so wird man einem Worte immer und immcr wieder bcgegnen,
das in allen denkbaren Nuancen der Bcwunderung ertönt: dem Worte
„schön". Man hört das kühle beisällige Gemurmel des Blasicrten.
-ganz schön, ganz brav", den unwillkürlichen und chrlichen, ich möchte
sagcn andächtigen Ausruf einer genußfreudigen, durch den empfangenen
Eindruck beglückten Seele: „wie fchön!"; aber auch die ironische Ab-
lehnung des sich überlegen dünkenden Geistes, der vom Standpunkt emes
unendlich gereiften Kunstverständnisses herab achselzuckend fragt: „Das
soll nun schön sein?"
„ *) Jm Anschluß an einen Aussatz über ästhetischc Begrisse, der von dcm
namlichcn Verfasser schon früher im Kunstwart veröffentlicht wordcn >st unv
von dem einige Sätze hier wiederholt sind.
sagen wir aufrichtigen Dank für die Glückwünsche und sonstigen Zeichcn
freundlicher ^lnerkemumg, die uns zur Neugestaltung des Aunstwarts in
überraschend großcr Anzahl zugegangen sind. Acusi es uns hcrzlich er-
freuen, unsre verändcrungcn so allgcmcin auch in mchr inncrlicher
Beziehung als Berbcsserungcn empsunden zu sehen, so darf uns das
abcr nicht von dcnr offencn Lekcnntnisse zurückhalten, dasi uns selbcr
noch manches nicht ganz besricdigt. Unscrn Lesern geht's natürlich auch
so, sie sind nur zu freundlich, cs uns zu schreiben. Da läßt sich aber
manches wirklich nicht im ksandumdrehn inachen, es will werdcn —
der Aunstwart muß in seine ncue Form erst hincinwachsen. Daß es
möglichst schnell geschehe, dafür wollen wir sorgcn — die nächsten kseste
schon, denken wir, sollcn's crweiscn.
(eitung und Derlag des Äunffwarts.
Das Mort „scbön" und seinc 'Nnbraucdbarkeit.*
Mlenn man die Säle eiuer Kunstausstellung durchwandert und. gesät-
tigt vom Anblick der Kunstwerke, einmal als harmloscr Lauschcr dem
genießenden, kritisiercnden und plaudernden Publikum sein ^nteressc zu-
wendet, so wird man einem Worte immer und immcr wieder bcgegnen,
das in allen denkbaren Nuancen der Bcwunderung ertönt: dem Worte
„schön". Man hört das kühle beisällige Gemurmel des Blasicrten.
-ganz schön, ganz brav", den unwillkürlichen und chrlichen, ich möchte
sagcn andächtigen Ausruf einer genußfreudigen, durch den empfangenen
Eindruck beglückten Seele: „wie fchön!"; aber auch die ironische Ab-
lehnung des sich überlegen dünkenden Geistes, der vom Standpunkt emes
unendlich gereiften Kunstverständnisses herab achselzuckend fragt: „Das
soll nun schön sein?"
„ *) Jm Anschluß an einen Aussatz über ästhetischc Begrisse, der von dcm
namlichcn Verfasser schon früher im Kunstwart veröffentlicht wordcn >st unv
von dem einige Sätze hier wiederholt sind.