„Prachtwcrke" und illustrierte Ausgaüen zeigen wir nur aus-
nahmsweise an, denn wir sind im allgemeinen keine Freunde von ihnen;
warum nicht, das wissen unsre älteren Leser und vermuten unsre neueren.
Auch unter den „einschlägigen Sachen" dieses Jahres sind sehr wenig besser
geratene Kinder aus der Ehe von Unternehmergeld und Kunst. Sehr erfreulich
immerhin ist die von Karl Rickelt illustrierte Prachtausgabe von Webers
„Dreizehnlinden" (Paderborn, Schöningh, geb. qo Mk.), weil der Künstler
sich mit vielem Könncn, großem Fleiße und wirklichem Kunsternst seiner Arbeit
gewidmet hat. Freilich, welchcr Maler kommt bei alten Germanen ganz über
das Theater hinaus? — unsrc Altvordern müssen wir dem Leben in dcr Kunst
crst noch wiedergewinnen! Wo Rickelt selbst beobachtet haben kann, in dem
Vollbilde singender Mönche z. B-, gelingt ihm das Figürliche am besten, besser
aber als alles Figürliche glückt ihm die Landschaft: es sind besonders Wald-
bilder in diesem Buch voll malerischen Duftes und echter großer Naturpoesie.
Wie schade, daß einige von ihncn durch Textstücke zerschnitten sind — daß auch
in katholischcn Kreisen diese Mode mitgcmacht wird, bedauern wir. Aber wir
können mit einer rückhaltlosen Anerkcnnung schließen: die Photogravüren sind
gut, die Holzschnitte aber, besonders die Tonschnitte, gehören zum Teil zu den
besten, die je in Deutschland gemacht worden sind.
Wenn die Bilder als Mittel zum Zwecke dazu dienen, etwas Gutes zu
verbreiten, so drückt man wohl ein Auge auch vor Mängeln zu, und die neue
illustrierte Ausgabe von Heinrich Schau inb crg ers Schriftcn (Wolfen-
büttel, Zwißler, bis jetzt s Bände, geb. zu je q Mk.) dient wahrlich solchem
gutcn Zweck. Denn dicser frühverstorbene Volksschriststeller trug unter dem
Schulmeisterrocke ein echtes Poetenherz, und unser Volk weiß noch kaum, was es
an seinen kerngesunden Schriften hat. Aber hier braucht man kein Auge zuzu-
drücken: Rudolf Koeselitz ist Schaumbergers berufener Jllustrator. Da finden
wir wohl einmal, wic bei Ludwig Richter Vcrzeichnungen und derlei Schnitzer,
die den Kritiker vcrgnügcn, indcm er dran zeigt, wie gescheit er sci, aber vor
der Freude an all diesen guten Beobachtungen, dieser schlagenden Charakteristik,
dicser prächtig behaglichen Laune vergeht Einem das Nörgeln bald. Es sind
wunderhübsche Bände nach Bild wie Wort.
Nosegger hat aus seinen eigencn Büchern eine Blütenlese gemacht,
„Waldjugend" (Leipzig, Staackmann, geb. 6 Mk.) ist sie geheißen, und
Alfred Mailick hat sie illustriert. Es soll eine Auswahl „für junge Leute von
15 bis ro Jahren" sein. „Der Erzähler mache Welt und Lcute nicht bcsser als
sie sind, aber er zeige sie von ihrer besten Seite, und wenn doch einmal ein
Wichtling vorkommt, so sorg cr für cine gute Abfuhr und laß ihn tüchtig
auslachcn." So paßt es, meint Roseggcr, „für die Leser überhaupt und für
die Jungen ganz besonders." Um „Jugendgeschichten" also handelt sichS nicht,
sondern uin ein Buch, das z. B. recht geeignet ist, solche den Rosegger zunächst
mal lieben zu lehrcn, die ihn noch nicht kennen. Mailicks Bildcr helfen dabei
nnt; meist auf dem Schauplatz der „Waldjugend" entworfen, haben sie vor
allcm Lokalfarbc. Abcr auch Charakteristik im allgemein Menschlichen. Und
im Landschaftlichcn zcigt manches Bild feine Stimmung.
Die Prachtausgabe von „Waldmeisters Brautfahrt" (Stuttgart,
Cotta, geb. 6 M.) hat A. Schmidhammer illustricrt. Auf einigen Seiten gibt
er recht hübsches, und über das ganze wird sicherlich manches warme Backfischherz
höher schlagen. Mehr verlangt wohl das Buch nicht. Mehr als vergnügen
will auch die bei Gerlach L Schenk in Wien vom dortigcn Radsahr-Club
nahmsweise an, denn wir sind im allgemeinen keine Freunde von ihnen;
warum nicht, das wissen unsre älteren Leser und vermuten unsre neueren.
Auch unter den „einschlägigen Sachen" dieses Jahres sind sehr wenig besser
geratene Kinder aus der Ehe von Unternehmergeld und Kunst. Sehr erfreulich
immerhin ist die von Karl Rickelt illustrierte Prachtausgabe von Webers
„Dreizehnlinden" (Paderborn, Schöningh, geb. qo Mk.), weil der Künstler
sich mit vielem Könncn, großem Fleiße und wirklichem Kunsternst seiner Arbeit
gewidmet hat. Freilich, welchcr Maler kommt bei alten Germanen ganz über
das Theater hinaus? — unsrc Altvordern müssen wir dem Leben in dcr Kunst
crst noch wiedergewinnen! Wo Rickelt selbst beobachtet haben kann, in dem
Vollbilde singender Mönche z. B-, gelingt ihm das Figürliche am besten, besser
aber als alles Figürliche glückt ihm die Landschaft: es sind besonders Wald-
bilder in diesem Buch voll malerischen Duftes und echter großer Naturpoesie.
Wie schade, daß einige von ihncn durch Textstücke zerschnitten sind — daß auch
in katholischcn Kreisen diese Mode mitgcmacht wird, bedauern wir. Aber wir
können mit einer rückhaltlosen Anerkcnnung schließen: die Photogravüren sind
gut, die Holzschnitte aber, besonders die Tonschnitte, gehören zum Teil zu den
besten, die je in Deutschland gemacht worden sind.
Wenn die Bilder als Mittel zum Zwecke dazu dienen, etwas Gutes zu
verbreiten, so drückt man wohl ein Auge auch vor Mängeln zu, und die neue
illustrierte Ausgabe von Heinrich Schau inb crg ers Schriftcn (Wolfen-
büttel, Zwißler, bis jetzt s Bände, geb. zu je q Mk.) dient wahrlich solchem
gutcn Zweck. Denn dicser frühverstorbene Volksschriststeller trug unter dem
Schulmeisterrocke ein echtes Poetenherz, und unser Volk weiß noch kaum, was es
an seinen kerngesunden Schriften hat. Aber hier braucht man kein Auge zuzu-
drücken: Rudolf Koeselitz ist Schaumbergers berufener Jllustrator. Da finden
wir wohl einmal, wic bei Ludwig Richter Vcrzeichnungen und derlei Schnitzer,
die den Kritiker vcrgnügcn, indcm er dran zeigt, wie gescheit er sci, aber vor
der Freude an all diesen guten Beobachtungen, dieser schlagenden Charakteristik,
dicser prächtig behaglichen Laune vergeht Einem das Nörgeln bald. Es sind
wunderhübsche Bände nach Bild wie Wort.
Nosegger hat aus seinen eigencn Büchern eine Blütenlese gemacht,
„Waldjugend" (Leipzig, Staackmann, geb. 6 Mk.) ist sie geheißen, und
Alfred Mailick hat sie illustriert. Es soll eine Auswahl „für junge Leute von
15 bis ro Jahren" sein. „Der Erzähler mache Welt und Lcute nicht bcsser als
sie sind, aber er zeige sie von ihrer besten Seite, und wenn doch einmal ein
Wichtling vorkommt, so sorg cr für cine gute Abfuhr und laß ihn tüchtig
auslachcn." So paßt es, meint Roseggcr, „für die Leser überhaupt und für
die Jungen ganz besonders." Um „Jugendgeschichten" also handelt sichS nicht,
sondern uin ein Buch, das z. B. recht geeignet ist, solche den Rosegger zunächst
mal lieben zu lehrcn, die ihn noch nicht kennen. Mailicks Bildcr helfen dabei
nnt; meist auf dem Schauplatz der „Waldjugend" entworfen, haben sie vor
allcm Lokalfarbc. Abcr auch Charakteristik im allgemein Menschlichen. Und
im Landschaftlichcn zcigt manches Bild feine Stimmung.
Die Prachtausgabe von „Waldmeisters Brautfahrt" (Stuttgart,
Cotta, geb. 6 M.) hat A. Schmidhammer illustricrt. Auf einigen Seiten gibt
er recht hübsches, und über das ganze wird sicherlich manches warme Backfischherz
höher schlagen. Mehr verlangt wohl das Buch nicht. Mehr als vergnügen
will auch die bei Gerlach L Schenk in Wien vom dortigcn Radsahr-Club