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jener Völker haben, noch mehr zu verwirren. Englische Fabri-
kanten haben ganze Schaukasten ausgestellt, die für den Unkun-
digen als chinesische Waare erscheinen müssen. So hat die Royal
Worcester Fabrik eine köstliche Thonmasse von elfenbeinartiger
Färbung zu nichts Anderem verwendet als zu lauter Flaschen
und Geräthen mit chinesischem Ungethüm.
Die Wiener Ausstellung ist für die Beobachtung der künst-
lerischen Beziehungen Europa's zu Asien so lehrreich wie kaum
eine der früheren. Das große Uebergewicht der Orientalen in
der Musterung der gewebten Stoffe so wie in vielen anderen
Zweigen hatte sich auf den ersten Weltausstellungen am meisten
fühlbar gemacht. Die Erkenntniß von den Vorzügen der asia- !
tischen und halbbarbarischen Arbeiten müssen wir als eine
der wesentlichsten Errungenschaften der Weltausstellungen über-
haupt bezeichnen. In einzelnen Gebieten, besonders in der Tep- .
Pichfabrikation hatte bereits die Londoner Ausstellung von 1862
den voAheilhasten Einfluß dieser neu gewonnenen Erkenntniß
klargelegt. Auf der Pariser Ausstellung vom Jahre 1867 be-
merkte man das weitere Fvrtschreiten orientalischer Muster auch
auf anderen Gebieten; die Wiener Weltausstellung von 1873
zeigt diesen Vorgang auf seinem Höhepunkte; sie zeigt aber auch
bereits einen anderen Vorgang, der uns mit tiefer Besorgnis
erfüllen muß. Der Orient, diese feste Burg des gesunden, unver-
fälschten Geschmackes, der Jahrtausende unverrückt seine Muster
und Farben gewahrt hat, der uns immer wieder mit seinen
frischen Kräften ausgeholfen hat, er geht sichtlich seinem künst-
lerischen Untergange entgegen. Die politisch und moralisch ver-
kommenen Völker Vvrderasiens können sich gegen das Uebergewicht
europäischer Cultur nicht halten. Vor der billigen Dutzendarbeit
europäischer Fabriken weichen die mühsamen Handarbeiten des
Orients; der Orientale fängt bereits an, seine Seide nicht mehr
selbst zu jenen köstlich verschlungenen, zierlichen Mustern zu weben,
 
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