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ihrem Email auftraten, kamen in dem Kunsthandel Fälschungen
der alten Limousiner Emaillen vor, welche völlig in der alten
Technik und so geschickt gearbeitet waren, daß vielfach Betrügereien
damit ausgeführt werden konnten. Für das moderne Kunst-
gewerbe aber waren diese Kräfte nicht nutzbar gemacht. Es wäre
interessant, zu erfahren, wie weit die neuen, jetzt ausgestellten
Arbeiten im Zusammenhänge mit jenen Fälschungsverfuchcn stehen.
Unter den Arbeiten des einen sehr anerkannten französischen
Fabrikanten glaube ich völlig die Art mehrerer mir bekannter
Fälschungen wiederzufinden, und so wäre hier wieder einmal aus
der Antiquitäten-Liebhaberei heraus eine Bereicherung des mo-
demen Kunstgewerbes entstanden, während doch die modernen
Kunsthandwerker es so sehr lieben, auf die Antiquitäten-Lieb-
haberei zu schelten und das Interesse unserer kunstliebenden Kreise
einzig für ihre Erzeugnisse in Anspruch zu nehmen sich bestreben.
Ich habe schon an einer anderen Stelle erwähnt, wie in Italien
die Holzintarsia auf demselben Wege neu belebt worden ist.
Ebenso wurzelt die moderne Majolikamalerei Italiens auf dem
nutzbringenden Boden des Fälschergewerbes. Ich möchte auch
daran erinnern, daß bis vor Kurzem in Hamburg ein Mann
thätig war, alte venctianer Gläser zu imitiren und es hierin so
weit gebracht hatte, daß man schon ein recht geübtes Auge haben
mußte, um sich nicht täuschen zu lassen. Bei Magdeburg wur-
den die verwickeltsten venetianischen Glaskunststücke sehr geschickt,
wenn auch in schlechten Farben ausgeführt, und so hatten wir
mitten in Deutschland die Möglichkeit einer hohen künstlerischen
Glasindustrie. Dieselbe wurde aber nicht ausgebeutet, so daß
wir jetzt auf diesem Gebiete völlig hinter den Venetiancrn und
anderen zurückstehen.
Dieses Kapitel ist mit den vorstehenden Notizen noch keines-
wegs abgeschlossen. Ich könnte noch einen vortrefflichen Kölner
Goldschmied erwähnen, der leider in Wien nicht vertreten ist,
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