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dessen srühere Arbeiten sich als mittelalterliche in den Samm-
lungen von Paris und London befinden. Auch von den
Arbeiten des großen Wiener Goldarbeiters Ratzersdorffer
hat so manches Stüch einen Ehrenplatz unter den Werken des
15. und 16. Jahrhunderts in berühmten Museen erhalten.
Ratzersdorffer hat in der Ausstellung eine äußerst beachtenswerthe
Kollektion von Arbeiten, die säst sämmtlich nach alten Vorbildern
gefertigt sind. Die prachtvollen Schmuckgeräthe der kaiserlichen
Schatzkammer zu Wien, die großen, in Krvstall geschnittenen und
in Gold und Edelsteinen gefaßten Kannen und Schalen, die
Schmucksachen aus bunten Steinen und Schmelzarbeit reich und
köstlich zusammengesetzt, dies Alles weiß Ratzersdorffer mit größter
Feinheit und Zierlichkeit wieder nachzubilden. Die verschiedenen
Arten des Email auf Gold, auf Silber, durchsichtig, opak
und in zierlichster Miniaturmalerei finden sich bei ihm vertreten.
Seine Arbeiten halten sich bis jetzt noch vorwiegend an die alten
vorhandenen Modelle, die er zwar nicht sklavisch kopirt, aber doch
stark benutzt. Die Kunstfertigkeit, welche an diesen Vorbildern
erstarkt, ist aber auch für alte modernen Aufgaben auf das Vor-
theilhafteste zu verwenden. Ein schönes Zeugniß dafür legen
Ratzcrsdorffer's Bronzearbeiten ab, an dem prachtvollen Tafel-
aufsätze von Kryftallglas, welchen Lobmeier im Aufträge des kai-
serlichen Hofes angefcrtigt hat: an einer großen Schale dieses
Aufsatzes, dem Mittelstücke des Ganzen, befinden sich zwei Henkel
in vergoldeter und emaillirter Bronze nach Entwürfen von
Stork, welche in Zeichnung, Modellirung und Ausführung dem
Besten nahe kommen, was uns die Blüthezeit der Renaissance
überliefert hat, ja in der Reinheit der Komposition sogar noch
über demselben stehen.
 
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