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Erhebung die große Hoffnung, daß uns nun auch die großen
politischcn Rechte der Ochsen müssen zu Theil werden; daß
wir ihre längst geduldete Trägheit auch sür uns als eine
schöne Bürgertugend werden beanspruchen dürfen, sintemal
es doch jetzt unser größter Nuhm ist, nur recht schmackhaft
und fett zu sein. Harte Arbeit macht, wie bekannt, das Fleisch
zähe, sastlos, trocken, mithin wenig nahrhaft. Die Faulheit,
gutes Futter, ungestörte Verdauung und gründliches Wieder-
kauen hingegen erhält nicht allein die Haut, sondern auch,
was darunter ist, weich, sastig und schmackhast. Jm Jntcresse
unseres Fleisches nun wagen wir einen bescheidenen Wunsch
zu Dero geneigtem Gehör zu bringen, Eure gicrige Mensch-

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lichkeit wolle, in Rücksicht sür Dero Gaumen und Magen,
geruhen:

von jetzt an nur das Proletariergeschlecht der Esel zu Dero
Zug - und Lastthieren zu verwenden, sintemalen diese trocke-
nen, boshaften Geschöpfe doch nie werden dahin zu bringen
sein, sich genießbar zu machen — hingegen Dero getreuen,
der Mast sähigen Pferde nur zu beschästigen mit Zweckessen,
deren großer Zweck immer sein wird das Fressen.

Jn dieser Hosfnung verharren

Eurer großmächtigsten Peitsche
allergehorsamsten Pferde.

Peter Schnabel,

der Naritäten - Krämer.

Nur heran, meinc Herren! die Naritäten werden jetzt
ungeheuer häufig. Wo nur etwas geschieht, ist's etwas Ra-
res. Was Völker wollen ist seltsam, was Fürsten thun ist
kurios. Wenn eine Nation nur denkt, so ist's schon eine
Seltenheit.

Es nähern sich
drei Leute aus der
Stadt, ein Ehren-
bürger, ein ehrli-
cher Bürger und
ein gewöhnlicher
B ü r g e r.

Jch eröffne die
Vorstellung mit die-
sen bciden Hüten. Nirgends in dcrWelt, meine Herren! spie-
len die Hüte eine wichtigere Rolle
als in der Schweiz. Bekannt-
hat Geßler einst die Schwei-
unter einen Hut, das heißt
zur Eintracht gebracht, und unter dcm Schatten eines andern
Hutes ist nun Zwietracht unter ihnen gewachstn. Zu Tell's
Zeiten hiclten jene sich sür ächte Patrioten, die dem aufge-
steckten Hute die Reverenz versagten; doch gegenwärtig glau-
ben die nur ganze Schweizer zu stin, welche dem ueuern Prü-
fungs-Hut ihre Reverenz bezeigen. Es wird wohl ziemlich
lange währen, bis alle Schweizer unter diesem Hut einträch-


tig leben, bis der Tag erscheinen wird, wo ein Hirt und
ein Schasstall sein, wo Frankreich, Jtälien und Deutschland
Schweizerkantone und dem Sonderbunde werden einverleibt
werden.

Der gewöhnliche Bürger. Glauben Sie, Herr
Schnabel, daß es so weit kommen wird?

Schnabel. Unfehlbar, denn daß diese Zeit nicht mehr
serne ist, verkündigt jenes Schweizcrblatt, welches unlängst
schrieb: „Die Freunde der Wahrhcit sind Gottlob bei uns
sehr im Zunehmen." In der nämlichcn Zeitung heißt es

abcr auch: „Dagcgen nehmen unsere Widersachcr, die soge-
nannten Liberalen, auffallend ab." Daß es auch im baheri-


schen Walde noch recht wackere Freundc der Wahrheit gibt,
bezeugt dcr jüngst veröffentlichte „Himmelsbrief", welcher zu
Waldürn vom Himmel gefallen ist. Wenn Sie diesen Him-
melsbrief lesen, werden Sie finden, daß cr „eigcnhändig von
unserm lieben Herrgott mit Vewilligung der geistli-
chen Obern geschriebcn wurde".

Der Ehrenbürger. Mit Approbation? ja dann
ist sreilich nicht daran zu zweifeln.

Schnabel. Doch nun betrachten Sie auch dieses
Gemalde. Es ist eine Allegorie auf die neuesten Vorgänge
in der Schweiz,
 
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