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Morgenländische Schattenbilder.

I.

Der Landesvater und das Vaterlaud.

Ein Cabinet, welches cigenllich ein Boudoir ist. Das Boudoir
hat nur cinen Eingang, aber sehr viele Auswege. Vor dem
Eingange liegt das LandeSwohl und murrt.

Abderrhaman, der maroccanische Landcsvater ist nicht bei
sich, sondcrn in dem Boudoir. Die Sonne bcschcint mit der
ihr angeborencn Heftigkeit das Parket dessclben. Das Parket
mag nichts thun und licgt beguem in der Sonne. Obgleich
kein Lichlfreund, folgt Abderrhaman dem Bcispiele. Da cr
nichts thun will, so saßt er das Landcswohl in's Auge.
Das Landeswohl auf so etwas nicht gefaßt, kommt außcr
Fassung und schmilzt wie Buttcr in dcr Sonne. Da nimmt
ein Emir das vcrgehende Landeswohl und will es dcm Lan-
dcsvatcr an's -Hcrz legcn, kann abcr keincs finden. Das
Parkct ist schlnpfrig wie ein französischer Roman, der Emir



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fällt in Ungnade und vcrliert dcn Kopf; dadurch kömmt ihm
das Landeswohl aus dcn Augen. Beharrlich wie cin Jesuit
setzt er aber dcn Kopf auf und sucht das vcrlorcne Landes-
wohl in allen Winkcln dcs Harcms; kann cs aber nicht fin-
den, weil cs der Landcs-Vatcr mit Füßcn tritt.

II.

LanLes-Kohn und Landes-Schicksal.

Eine freie Gegend in dcm despotischen Lande, übcrreich an Bildcrn
der Armuth. Von allen Seitcn läßt sich vcrzweifelte Volks-
stimmung vernehmen, kann abcr nicht durchdringen. Freihcit
dcs Preffens untcrdrückt die Freihcit dcr Preffe. — E!n Einir
nach dem andcren tritt anf, um gleich wicder abzutreten.



Jn diescm Augenblicke erscheint eine französische Dcpu-
tation und ersäuft im Flussc ihrer Rede den Zorn des Lan-
des-Vaters. Sie versprcchcn ihm Frcundschaft und cin an°
deres Volksglück, das ja in Paris zu Hause sci und in der
Deputirtcnkammer cben frisch gefirnißt und glanyirt würdc.
Er sagt zu allcm „ja", wcil ihm das Wasser bcrcits an dcn
Hals geht. Dieß ist Wasser auf die französtschcn Mühlcn; sie
öffnen alle Schleußen und überschwemmen das frcmdc Land
mit dem Auswurfe des ihrigen.


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