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erhalten, als -Herr vr. Demuth zu Lcipzig, welcher gegen-
wärtig gar zu zärtlich mit dem Danebrog - Orden liebäugelt.
Herr Demuth, das sehr verehrte Mitglied des Leipziger
Stadtraths, Titular - Regierungsrath, Jnhaber verschiedencr
Orden und Theatercensor, hat nämlich aus liebenswürdiger
Nücksicht gegen Dänemark den „Prinzen Eugen, den edlcn
Nitter"' mit der Censurscheere bcschnitten, weil in einem Liede
dieser neuen Oper den Feinden Deutschlands, die nach deut-
schem Wein, dcutschen Mädchen oder deutschen Ländern lüstern
sind, die Zähne gewiesen werden. — Jst kein Körner da,
welcher spricht:

„Ein deutsches Mädchcn küßt dich nicht,

Ein dcutsches Lied erfteut dich nicht,

Und deutschcr Wein crquickt dich nicht!"

Der Schleppsäbel: Ein braver Kamerad, auf Ehr!
Allcn Respekt vor dem Kvrner.

Schnabel: Und vor dem Frankfurter Senat. Be-
trachten Sie nur gefälligst den zierlichen Korb hier. Diesen

hat der patriotische Senat dem
dänischen Gesandten, Freiherrn
von Pechlin, für seine hestige
^ Note wegen eines in Frankfur-
^ ter Blättern erschienenen Auf-
rufs zu einer Beseler-Stiftung
verehrt.

D i e D a mp: Herr Pechlin ist auch ein deutscher Dichter?

Schnabel: Nun ja! Aber mir scheint er doch mehr
dänischer Kammerherr zu sein.

Hier ist cine gute Scite des österreichtschm Conser-
vatismns zu sehen, eine kostbare Scltenheit, welche den
Aufhebungs - Gerüchten über die hcssische Verfassung ihren
Ursprung verdankt. Diese soll nämlich nach dem Frankfurter
Journal nicht neben ihrer hannoverschen Schwester in der
Familiengruft der Verfassungen beigesctzt werden, da Fürst
Metternich die Erwartung ausgesprochen habe,
ß es werde alles beim Alten b!

'leiben.
i schön, auf

! Dcr Schleppsäbel. Das ist
„ Ehr'! Aber was ich Sie da sragen wollte, ist ,
in Churhessen das jüngste Gericht wirklich schon
angebrochm?

Schnabel: Pah! nur ein kleines Vorspiel. Die Todten
stehen auch in Hanau noch nicht auf, sie werdcn nur mit-
unter wieder ausgegrabm, und im Namen desjenigen, der da

kommen wird, zu richten die
Lebendigen und die T od-
ten, von der Rechten zur
Linken placirt.

Die Dame: Aber wa-
rnm läßt man die Todten
dcnn nicht ruhen?

Schnabel: Eben um
die römischen nicht im Schlafe
zu stören, miissen die Dcutschkatholiken in den Winkel. —
Da wir eben bei den traurigen Artikeln stehen, so betrachten
Sie gefälligst diescn Gegenstand. Es ist dieß das schwarze

Brett der Berliner Universität, an
welchem Sie einen patriotischen Auf-
ruf zur Beseler-Sammlung lesen könn-
tm, wenn ihn die Behörde nicht weg-
genommen hätte. Dank dieser weisen
Maßrcgel ist hier alles schwarz. —
Einladender ist dieser Schild cines
deutschcn Gasthofs:


Der Schleppsabel: Uotsl cl'^n^Ietorro? Das ist
ja kein deutscher.

Schnabel: O mein Herr! in Deutschland haben alle
vornehm thuenden Gasthöfe französische und englische Be-
ncnnungen. Das thun unserc Landsleutc einesthcils aus
Dummheit und andcrntheils aus Pfiffigkeit. Wissen Sie denn
nicht, daß aus dieser Composition der deutsche Philister be-
steht? — Haben Sie noch niemals von den 40 märkischen
Bauern gehört?

Der Schleppsäbel: Ah von dm treugehorsamsten
Einsassen des Templiner Krcises? Was machen dte?

Schnabel: Hammelspring — so glaub' ich heißt
das Dorf — ja aus Hammelspring haben sie ihrer frühern
geharnischten nun eine loyale Gegenadresse nachgesendet, die
ihrem Verstande alle Ehre macht.

Der Knabe: Wer sind denn diese kleinen Soldaten?

Schnabel: Sie sehen hier eine Lußerst rührende

Berliner Familienscene. Bekanntlich sind diese zwei allerlieb-
sten Gymnasiasten von dort nach
der Schweiz geeilt, um den Son-
derbündlern zu helfen, wclchem
Umstande auch ohne Zweifel der
Sieg der Eidgenossen zuzuschreiben
ist. Nnn sind die Heldenknabm
in den Schooß der Eltern zurück-
gckehrt, nachdem sie im Schlosse
zu Berlin in eincr Audienz em-
pfangen worden waren. Es wur-
dm ihnen zwei zuckerne Ehrm-
säbel verliehen, und, wenn sie brav sind, eine M)okolade-
Ausgabe des unvermeidlichen Rothen vierter Classe ver-
sprochen.

Der Knabe: Mama! warum hast du mir nichts ge-
sagt? da wär' ich auch in die Schweiz gegangen!

Die Dame: Wart' nur bis zur Jntervention! —
Ei, Herr Schnabel, wie steh'n denn die Kartoffclpreise?

Schnabel: Trotz dm kriegerischm Aussichtm fallen
sie bedeutend. Ucbcrhaupt schwelgen wir gegmwärtig so im
Ueberflufse, daß man nun da und dort so recht nach Herzens-
lust sür die armen vertricbenen Jesuiten sammeln kann.

Die Dame: Die armen unschuldigen Jesuiten!

Schnabel: Nun ctwas heiteres. Sehen Sie diese
harmonischm Noten hicr. Sie wurden im „eoncort ouro-
pson" improvisirt und den Schweizern dedizirt, wclche darnach
 
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