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Svnst hätt' er Bürgerrecht allda genommen,

So traut und heimisch ist's ihm vorgekommen.

Der dumme Teufel wußte cben nicht,

Daß man nur „Unterthan", nicht „Bürger" spricht.

Uns freut es: wenn auf knospcnden Gesträuchen
Des Lenzes lauer Hauch sich spielend wiegt,

Aus fcrnen Südens fabelhaften Reichen
Weit über's Meer die Schaar der Störche fliegt,

Vom Nil' der Schwalben leichtbeschwingter Flug
Die Blüthenboten uns herübcr trug.

Asmodi freut's: umzingelt von Kosaken,

Gefesselt und mit jochbedeckten Nacken
Unglücklicher Verbannter Schaar zu seh'n,

Die nach Sibirien ins Elend geh'n.

Wie wir den Schlag der Nachtigallen lieben,

Ergötzt sein Jnn'rcs sich an Kantschuhieben.

Der Reichen tolle Pracht, der Armen bitt're Noth,
Leibeigenschast, des Herren Machtgebot,

Was Dumpfsinn, Popenlist und Uebermuth erfand,

Erfüllt ihn mit Vewunderung für dieses Land.

Er schrieb zur Hölle, was im Reich des Czaaren,

Gewiß dcr Freude Satans, er erfahren,

Doch weil sein ew'ger Glut gewohnter Leib
Des Climas Rauhe nicht mehr wollt' ertragcn,

So wählt' er einen andern Zeitvertreib
Und reis'te ab, zu Schiffe — nicht zu Wagen.

Der Dampser glitt bei schaumumtanztem Nade
Durch's balt'sche Meer, den alten blauen Belt,

Wie flogen fern' die neblichtcn Gestade!

Wie lacht' die Sonne nieder auf die Welt!

Schon nahcn sie dem flutgehob'nen Sunde,

Sie schaün dcn Felsen, wo zu Deutschland's ew'ger Schmach
Der winz'ge Däne hält die Schifffahrt noch im Schach',

Sie seh'n cin kleines Schiff — mit höhn'schem Munde
Nust ein Matrose da in blut'gem Spotre:

„O seht! hier fährt die deutsche Bundesflotte."

Der Nordsee Braus crdröhnt gleich Heldensagen,

Die leider nicht mehr blüh'n in unsern Tagen!

Dorthin liegt Holland, träumt von altem Ruhme,

Von schwererkämpfter Freiheit Heiligthume.

An Kreidefclsen bricht mit Donncrton
Die Branduug stch: wir sind in Albion.

Hier ziehen Schiffe aus zum Heil' der schwarzen Sclaven,
Und andere: um weiße zu bestrafen,

Die hungcrsterbend „Brot! nur Brot!" zu schreicn wagen,
Dieweil John Bull an Schildkrötsupp' den Magcn
Und Porter labt, erschlafft vom Füchsejagen.

Was ist's: ob auch an Erins grüncm Strand'

Jn bitt'rer Noth so Greis als Säugling stirbt?

Wenn seine Stute nur auf Epsoms Sand'

Die Wette ihm gewinnt, den Preis erwirbt! —

„Habt ihr Kartoffel nicht, verzehret Steine,"

Lacht er und wäscht des Rosses Fuß mit Weine.

Auf seinem Wollensack' der Herr Minister sttzt,

Bald Griechenland, bald Spanien bestipizt,

Um Sand der Welt zu streuen in die Augen

Muß ihm das „llon^ soit, yui mul ^ pon8o!" taugen.



Die freie Presse nur behagt Asmodi nicht,

Denn ste verbreitet ein ihm unerfreulich Licht!

D'rum eines Morgens er von Englands stolzem Strande
Hinübersegelt zum Franzosen Lande.

Es freut ihn sehr die Art und Weise
Des Lebens hier der höhern Kreisc,

Dem Spiel' und schnöder Lust erbaute Tempel,

Des vuo clo ?rs8lin herrliches Erempel.

Mit Wehmuth schied er hier und sehr ungern',

Doch mußte er! es zog ihn gen Luzern
Gar treu crgeb'ner Freunde Bitten,

Der gleich ihm schwarzen Jesuiten.

Doch war beschlossen: daß auf freier Erde
Dem Teufel keine feste Ruh'statt werde!

Er und die Jesuiten sind mit Schande
Vertrieben worden aus dem Schweizerlande.

Von Rom, das sonst ihm war der liebste Ort,

Scheut' ihn dcs neunten Pius Name fort,

D'rum reis't in Deuschlands achtunddreißigstimmig Babel
Er in Gesellschaft mit dem frommen Herr'n vou Abel.

Zur Bundcsstadt Asmodi ging nicht gern,

Weil selbst die Hölle schuldig ist dem Herr'n
Von Rothschild. Darum geht er über'n Rhein
Und kchrt in Tricr „zum heil'gen Rocke" ein.

„Das war wohl ausgedacht, mon pore Vsmormuin!

„Doch in den Sternen stand: „Es soll nicht sein!"

„Wir meinten Tezel's Ablaßzeit zu restauriren,

„Da muß der Henker über'n Hals uns diesen Ronge führcn!
„Gott läßt uns durchaus nicht crerciren:

„Die Gläubigen nach unserm Plan' zu schnüren!"

Mit cinem Stöhnen schloß die Jeremiade
Asmodi und mit einem „Jammerschade!"

Doch tröstet ihn gar bald cin Glas mit Weine
Von unserm vielbeschrie'nen deutschen Rheine.

Der „srcie" deutsche Rhein! was ward cr nicht besungen?
Und du, o „Schleswig-Holstein meerumschlungen!"

Wir Deutsche müssen, was uns theuer ist, besingen,

Wenn wir in Wirklichkcit cs doch zu gar nichts bringcn.

Ein klcines Völklein sitzt an Deutschlands Ecke
Gleich einem Vogelncst' an einer Hecke,

Es wagt mit frechcm Trotze knabenhaft
Zu dräün dem Riesen und bleibt ungestraft. —

Die „IVjomo?" nennt der Slave die deutsche Natiou,

Das heißt: „Volksonder Gränze!" — ist Preis dies odcr Hohn?
Und schlägt dabci er nieder des schwarzen Augcs Blick,
Befürchtend, daß einst wieder die Gränze wird zurück
Von ihm gefordert werden auf blutigem Kricgespfad,

Die er mit Näubcrtritten erst frech darnieder trat,

Das von den Schwertesbrüdern urbar gemachte Land,

Die Ufer deutscher Strömc, dcr deutschcn Mccrc Strand!
Heißt „ÜHomor": sonder Gränze sei deutscher Muth und Trcü,
Hcißt's: daß die dcutsche Blindheit ganz sondcr Gränzen sci,
Die jencm Moskowitcn sich freundlich anvertraut,

Dcr nach den deutschen Landen mit Gier und lüstern schaut,
Die so die Freiheit sürchtet und so das Menschenrccht,

Daß sie dem Autocraten viel licber als Knecht
Die Mantelschlcppe tragcn und sclavisch sich entchren,
 
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