Apsisbogens ist (wie allerdings nur noch an der Südwand nach-
prüfbar) 0,59 m eingezogen. Ihn ziert in einer Höhe von 0,80 m
ein gemalter Ornamentfries in dunkler Farbe. Einem Streifen
mit Schräglinien - als wäre gedrehtes Tauwerk nachgebildet -
hängen dicht gereiht Scheiben an. Den Fußboden der Apsis,
dessen Höhe dem Chorniveau zwischen erster und zweiter
Treppe entspricht, bilden kleinere, in Mörtel gelegte Steine.
Zwei Stufen von je 18 cm Höhe führen zum Altarstandort.
Mehr aus der heute nur noch teilweise einsehbaren Grabung
und Freilegung von 1926 herauszulesen macht Schwierigkeiten,
zumal bei der spätgotischen Überbauung Quadermaterial aus
den alten Verbänden genommen und zu Substruktionen (Unter-
bauten) verwendet wurde. Außen hatte die Apsis einen recht-
eckigen Schluß. Deren Stirnfläche ist ergraben, die Seitenflächen
blieben als Bestandteile der nördlichen und südlichen Chor-
wand erhalten.
Ornamentmalerei der romanischen Apsis.
Das Atrium
Vor den Westbau war in voller Breite ein Vorhof gesetzt. Nach
der Vorschrift der Reformer diente er aufwendigen Prozessi-
onen. Die Fundamente dieses Vorhofes konnten 1875 und ge-
nauer 1926 an mehreren Stellen in einer Tiefe zwischen 0,50 m
und 0,80 m erfaßt werden. Die 0,50 - 0,55 m starken Funda-
mentbelege erlauben die Rekonstruktion eines quadratischen
Binnenhofes (7,60 X 7,60 m), dessen Flanken mit den Arkaden-
wänden der Kirche fluchten. Um diesen offenen Binnenhof
legte sich ein gemauerter, mit Satteldach überdeckter Umgang,
dessen Innenwände sicherlich Arkaden öffneten. Dieser, im
Lichten 3,60 m breite Umgang, war mit Tonfliesen, von denen
Bruchstücke gefunden wurden, belegt.5
4 Walter Braun schrieb zwei Arbeiten über das Kloster Lorch. Von der
1926 als cand. arch. vorgelegten Diplomarbeit ist heute noch das Ka-
pitel »Grabungen und Rekonstruktion« (S. 43 - 48) von Wert. Braun
referiert hier Ergebnisse der Grabungen von Prof. E. Fiechter, an de-
nen er beteiligt war. Im Frühjahr 1940 legte Braun eine Dissertations-
schrift der Architektur-Abteilung der TH Stuttgart vor: Das Kloster
Lorch, die Gedenkstätte der Hohenstaufen - nebst Triangulations-
studien an Benediktiner-Klosterkirchen. In dem mir freundlich ge-
währten Einblick in den Nachlaß des 1983 in Bamberg verstorbenen
Architekten finden sich die Gutachten der beiden Referenten, Prof.
Hanson und Prof. Dr. Otto Schmitt, auch zahlreiche Zeichnungen,
jedoch kein Text. Es ist anzunehmen, daß der vorgelegte, jedoch
nachweislich nie vervielfältigte Text im 2. Weltkrieg verlorenging. Das
läßt sich auch aus Briefen erschließen, mit denen die Bibliothek der
TH Stuttgart in den Jahren 1951 und 1958 die Vorlage der Schrift an-
mahnte.
Prof. Hanson schrieb ein langes, im Urteil günstiges Gutachten, wie-
wohl er »über 200 Korrekturen inhaltlicher und formaler Art« emp-
fiehlt. Die vom Gutachter referierten Ergebnisse würden heute teil-
weise keine Zustimmung mehr finden, so die Aussagen, die Ostwand
des Südquerhauses sei eine überarbeitete alte Mauer, das Kloster
Lorch sei als erste Klosteranlage nach dem Drachschen "'/■(-Dreieck
konstruiert, ein Mittelpfeiler (in der auf das Westportal zielenden Kir-
chenachse!) habe die Westempore getragen (wiewohl 1926 dort gegra-
ben nichts erbrachte), die Wände des Atriums seien 6,60 m hoch und
das Chorquadrum (wohl in Anlehnung an Mettler) überwölbt, die
Pfeiler mit Deckplatten versehen gewesen usw. An archivalischem
Material wurde offensichtlich nur das bis dahin schon publizierte ge-
nützt. Doch anerkennend sind die Grabungen hervorzuheben, bei
denen auf Betreiben von W. Braun (der damals in der Eifel dienst-
verpflichtet nur sporadisch Lorch besuchen konnte) einige Stellen des
Klausurgevierts aufgedeckt werden konnten (Mitteilungen darüber
in der Registratur des Landesdenkmalamtes).
5 Bei der Grabung 1926 bewahrheiteten sich die abgeschrägten Ecken,
die Paulus zeichnete, nicht.
Braun (1926, 45) rekonstruierte einen Vorhof mit 6,60 m hohen Um-
fassungswänden, weil am Südwesteck in dieser Höhe eine kurze
Dachnut ansetzt. Abgesehen davon, daß weder die Fundamente noch
die Beispiele anderer Vorhallen für starke, hohe Wände sprechen,
wäre diese Vorhalle insbesondere für Lorcher Verhältnisse sehr steil,
nämlich 1 : 1,8. Das ist unglaubhaft. Die Dachnut kann jedoch ganz
anders gedeutet werden. Nach Prescher war (auch) außen am Westbau
eine Treppe angebracht, die auf den als Speicher genützten Dachraum
führte (s. S. 212). Auf ein kleines Schutzdach dieser Treppenanlage
wird die Nut zurückgehen.
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prüfbar) 0,59 m eingezogen. Ihn ziert in einer Höhe von 0,80 m
ein gemalter Ornamentfries in dunkler Farbe. Einem Streifen
mit Schräglinien - als wäre gedrehtes Tauwerk nachgebildet -
hängen dicht gereiht Scheiben an. Den Fußboden der Apsis,
dessen Höhe dem Chorniveau zwischen erster und zweiter
Treppe entspricht, bilden kleinere, in Mörtel gelegte Steine.
Zwei Stufen von je 18 cm Höhe führen zum Altarstandort.
Mehr aus der heute nur noch teilweise einsehbaren Grabung
und Freilegung von 1926 herauszulesen macht Schwierigkeiten,
zumal bei der spätgotischen Überbauung Quadermaterial aus
den alten Verbänden genommen und zu Substruktionen (Unter-
bauten) verwendet wurde. Außen hatte die Apsis einen recht-
eckigen Schluß. Deren Stirnfläche ist ergraben, die Seitenflächen
blieben als Bestandteile der nördlichen und südlichen Chor-
wand erhalten.
Ornamentmalerei der romanischen Apsis.
Das Atrium
Vor den Westbau war in voller Breite ein Vorhof gesetzt. Nach
der Vorschrift der Reformer diente er aufwendigen Prozessi-
onen. Die Fundamente dieses Vorhofes konnten 1875 und ge-
nauer 1926 an mehreren Stellen in einer Tiefe zwischen 0,50 m
und 0,80 m erfaßt werden. Die 0,50 - 0,55 m starken Funda-
mentbelege erlauben die Rekonstruktion eines quadratischen
Binnenhofes (7,60 X 7,60 m), dessen Flanken mit den Arkaden-
wänden der Kirche fluchten. Um diesen offenen Binnenhof
legte sich ein gemauerter, mit Satteldach überdeckter Umgang,
dessen Innenwände sicherlich Arkaden öffneten. Dieser, im
Lichten 3,60 m breite Umgang, war mit Tonfliesen, von denen
Bruchstücke gefunden wurden, belegt.5
4 Walter Braun schrieb zwei Arbeiten über das Kloster Lorch. Von der
1926 als cand. arch. vorgelegten Diplomarbeit ist heute noch das Ka-
pitel »Grabungen und Rekonstruktion« (S. 43 - 48) von Wert. Braun
referiert hier Ergebnisse der Grabungen von Prof. E. Fiechter, an de-
nen er beteiligt war. Im Frühjahr 1940 legte Braun eine Dissertations-
schrift der Architektur-Abteilung der TH Stuttgart vor: Das Kloster
Lorch, die Gedenkstätte der Hohenstaufen - nebst Triangulations-
studien an Benediktiner-Klosterkirchen. In dem mir freundlich ge-
währten Einblick in den Nachlaß des 1983 in Bamberg verstorbenen
Architekten finden sich die Gutachten der beiden Referenten, Prof.
Hanson und Prof. Dr. Otto Schmitt, auch zahlreiche Zeichnungen,
jedoch kein Text. Es ist anzunehmen, daß der vorgelegte, jedoch
nachweislich nie vervielfältigte Text im 2. Weltkrieg verlorenging. Das
läßt sich auch aus Briefen erschließen, mit denen die Bibliothek der
TH Stuttgart in den Jahren 1951 und 1958 die Vorlage der Schrift an-
mahnte.
Prof. Hanson schrieb ein langes, im Urteil günstiges Gutachten, wie-
wohl er »über 200 Korrekturen inhaltlicher und formaler Art« emp-
fiehlt. Die vom Gutachter referierten Ergebnisse würden heute teil-
weise keine Zustimmung mehr finden, so die Aussagen, die Ostwand
des Südquerhauses sei eine überarbeitete alte Mauer, das Kloster
Lorch sei als erste Klosteranlage nach dem Drachschen "'/■(-Dreieck
konstruiert, ein Mittelpfeiler (in der auf das Westportal zielenden Kir-
chenachse!) habe die Westempore getragen (wiewohl 1926 dort gegra-
ben nichts erbrachte), die Wände des Atriums seien 6,60 m hoch und
das Chorquadrum (wohl in Anlehnung an Mettler) überwölbt, die
Pfeiler mit Deckplatten versehen gewesen usw. An archivalischem
Material wurde offensichtlich nur das bis dahin schon publizierte ge-
nützt. Doch anerkennend sind die Grabungen hervorzuheben, bei
denen auf Betreiben von W. Braun (der damals in der Eifel dienst-
verpflichtet nur sporadisch Lorch besuchen konnte) einige Stellen des
Klausurgevierts aufgedeckt werden konnten (Mitteilungen darüber
in der Registratur des Landesdenkmalamtes).
5 Bei der Grabung 1926 bewahrheiteten sich die abgeschrägten Ecken,
die Paulus zeichnete, nicht.
Braun (1926, 45) rekonstruierte einen Vorhof mit 6,60 m hohen Um-
fassungswänden, weil am Südwesteck in dieser Höhe eine kurze
Dachnut ansetzt. Abgesehen davon, daß weder die Fundamente noch
die Beispiele anderer Vorhallen für starke, hohe Wände sprechen,
wäre diese Vorhalle insbesondere für Lorcher Verhältnisse sehr steil,
nämlich 1 : 1,8. Das ist unglaubhaft. Die Dachnut kann jedoch ganz
anders gedeutet werden. Nach Prescher war (auch) außen am Westbau
eine Treppe angebracht, die auf den als Speicher genützten Dachraum
führte (s. S. 212). Auf ein kleines Schutzdach dieser Treppenanlage
wird die Nut zurückgehen.
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