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Wanner, Peter [Red.]
Heimatbuch der Stadt Lorch: Lorch: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster — Lorch, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.7424#0154
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Höhe, die Arkadenpfeiler. Inwieweit der Stifter eigene Wün-
sche, Vorstellungen oder gar Auflagen eingebracht hat, muß
Spekulation bleiben, doch beim Schlage eines Staufers sind sie
nicht auszuschließen. Lorchs Klosterarchitektur ist demnach
das Ergebnis von Einflußkreuzungen, eine Mischung von Bau-
typen und Bautraditionen.

Bis hierher war nur die Rede von dem, was Lorch empfangen,
nicht was es gegeben hat. Das letztere sollte für das obere Rems-
gebiet, das vor Lorch wohl noch keinen Quaderbau besessen
hat, nicht gering veranschlagt werden. Ein Klosterbau demon-
strierte, was Architekturplanung, Methoden des Vorgehens und
Arbeitsweisen sind. Das war für Handwerker der Umgebung
ein Lernort erster Güte. Und der Bau und die Einrichtung von
Wärme- und Schreibstuben, von Büchereien und Gästezim-
mern, von Bädern und Latrinen machte den neuesten Stand von
Wohnkultur, die Erstellung eines Hospizes eine neue Form von
Kranken- und Altenpflege bekannt.

Eine solche Klosterstadt konnte auf nahe Siedlungen, wie etwa
Gmünd, das in der Mitte des 12. Jahrhunderts den Rang einer
Stadt erhalten hatte, nicht ohne Einfluß bleiben. Den Gmün-

dern wurde auf dem Liebfrauenberg gezeigt, was große Archi-
tektur sein und darstellen kann. Auf Städter mit Ehrgeiz muß
dies anspornend gewirkt haben. Gmünds Pfarrkirche, die im 2.
Viertel des 12. Jahrhunderts erstellte Vorgängerin des Münsters,
war auch ein Quaderbau, eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit
geradem, vielleicht innen ausgerundetem Chorabschluß, wie in
Lorch, doch mit acht Arkaden. Aber nach ostschwäbischer Sitte
ohne Querhaus und anfänglich nur einem Chorflankenturm
(Kissling 1975, 28).

Auch in der weiteren Umgebung scheint die Lorcher Klosterkir-
che vorbildlich gewirkt zu haben. Nach Cichy (1966, 56) ist nur
in der Abhängigkeit von Lorch der Westbau der Kirche in Brenz
an der Brenz zu erklären. »Auch dort (in Lorch)« so schreibt er,
»flankieren zwei runde Treppentürmchen den Mittelbau. Daß
dieser kein Turm (wie in Brenz), sondern ein breit gelagerter
Querbau ist, verhindert die Zusammenschau nicht. Denn diese
Verschiedenartigkeit erklärt sich einfach aus der verschiedenen
Gestalt der Kirchen, auf welche die Westbauten jeweils einzuge-
hen hatten: in Brenz das schmale Schiff des Capellasaales, in
Lorch der breite Raum einer dreischiffigen Pfeilerbasilika!«51

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51 Wir können Cichy nicht mehr folgen, wo er von »einem Lorcher
Westwerk mit einer Empore« spricht.
 
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