Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0030
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Während R. Hachmann unter anderem den ganzen Bereich der Niederelbe in seine Untersu-
chungen einbezog, analysierten die erstgenannten Autoren ausschließlich das Material aus Nordost-
niedersachsen 23. Für das westlich davon anschließende Gebiet bis zur Oste-Niederung, im Wesent-
lichen die westlich gelegenen Gemeinden des Landkreises Harburg und der Kreis Stade, liegen die
zahlreichen Veröffentlichungen von W. Wegewitz vor, welcher sich bei der chronologischen und
z.T. auch kulturhistorischen Deutung des Fundstoffes weitgehend an den Arbeiten von G.
Schwantes orientierte (W. WEGEWITZ, 1937a; 1937b). Für die Kreise Wesermünde und Land
Hadeln, einem Gebiet, welches als „Elbe-Weser-Dreieck“ Eingang in die Forschung gefunden hat,
liegen vergleichende chronologische Betrachtungen von K. WALLER (1941/42) und P. SCHMID
(1957) vor, wobei letzterer für die zeitliche Einordnung besonders der Funde der jüngeren vor-
römischen Eisenzeit mehr auf holsteinisches und weniger auf nordostniedersächsisches Vergleichs-
material zurückgriff.
Den bestehenden Chronologien soll in dieser Arbeit kein weiteres Schema zugefügt werden. Für
den nordostniedersächsischen Bereich ist die relativ-chronologische Stratifikation bereits so verfei-
nert, daß sie für eine Interpretation der in dem Wechsel der Bestattungssitte oder des materiellen
Kulturgutes der Gräber dokumentierten kulturhistorischen Prozesse ausreicht. Der nordwest-
niedersächsische Raum, für den eine umfassende Gliederung — fußend auf einer soliden quanti-
tativ gestützten Kombinationsstatistik — noch aussteht, erweist sich für eine detaillierte Gliederung
als noch zu fundarm. Hier fehlen besonders für die ältere vorrömische Eisenzeit größere, vor allem
wissenschaftlich genau dokumentierte Gräberfelder. Die in den letzten Jahren gezeitigten Erfolge
bei Sondierungsgrabungen (z.B. Appeln, Kr. Wesermünde; Wanna „Griftteile“, Kr. Land Hadeln)
lassen aber hoffen, daß diese Forschungslücke in absehbarer Zeit geschlossen werden kann und
somit nach Ausgrabung einer der großen, durchgehend belegten Nekropolen sicherlich eine umfas-
sende, den methodischen Ansprüchen genügende chronologische Auswertung möglich sein wird24.
Durch die Aufarbeitung zahlreicher älterer und neuausgegrabener z.T. hier vorgelegter Grab-
funde lassen sich aber bereits jetzt für dieses Gebiet gewisse chronologische Zusammenhänge, die
wiederum für die kulturhistorische Beurteilung der Funde von größerer Bedeutung sind, deutlicher
herausarbeiten als dies bisher möglich war. Eine Diskussion der bestehenden Chronologien des
Arbeitsgebietes wird somit unumgänglich. Da das holsteinische Fundgut besonders für die Hori-
zontierung des nordwestniedersächsischen Materials von vergleichendem Interesse ist, wird zwangs-
läufig auf die für das rechtselbische Gebiet gültigen Zeitstufen zurückzugreifen sein.
Mit den 1909 und 1911 von G. Schwantes vorgelegten chronologischen Gliederungen des nord-
ostniedersächsischen Materials in die Stufen Wessenstedt, Jastorf, Ripdorf und Seedorf waren,
wie die nachfolgende Darstellung zeigen wird, die wesentlichen Grundzüge konzipiert. Für die
nochmalige Unterteilung der Stufen von Jastorf in die Unterstufen Jastorf a, b und c sowie die der
Stufe von Seedorf in einen älteren und einen jüngeren Abschnitt stand ihm nur eine zahlenmäßig
geringe Fundbasis zur Verfügung, so daß seine methodischen Überlegungen weitgehend von der
Typologie bestimmt wurden.
Charakteristisch für seine Stufe von Wessenstedt erachtete Schwantes Brandgräber in flachen
Hügeln, aber auch Urnenbestattungen unter flachem Felde. Die Keramik weist sich durch Typen
aus, deren hoher Hals schwach gebläht sein kann. Kennzeichnend sind ferner weitmündige,
terrinenförmige Gefäße mit S-förmig geschwungenem Profil. An Verzierungen überwiegen Dekore,
deren Ursprung seiner Meinung nach auf den lausitzischen Kulturkreis zurückzuführen sind. An
typischen Metallgeräten nennt G. SCHWANTES (1911, 3 ff.) Schwanenhalsnadeln aus Bronze und
Eisen, scharflappige Wendeiringe, eiserne Gürtelhaken, eiserne halbmondförmige Rasiermesser
sowie Bronzeknöpfe mit Öse.
23 o. HARCK (1972, 3, Abb. 1) nahm etwa den Verlauf der Luhe als Westgrenze seines Arbeitsgebietes.
24 Nach Auskunft von H. Aust, gibt es in den Kreisen Wesermünde und Land Hadeln mehrere Gräberfelder, bei denen
eine Belegungskontinuität von der jüngeren Bronzezeit bis in die römische Kaiserzeit hinein sehr wahrscheinlich ist.

16
 
Annotationen