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Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0033
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certosoide Formen ergänzen das Repertoire der Gewandschließen. Bei den Gürtelhaken dominieren
weiterhin die Zungengürtelhaken. Schmuck kommt in Form von Finger-, Arm- und Halsringen
vor. Zahlreich sind Segelohrringe aus Bronze, denen oft blaue Glasperlen aufgesteckt sind (O.
HARCK, 1972, 32 f.; Taf. B, Typ 52—79).
Einige dieser Beifunde wie Rollenkopfnadeln, Segelohrringe, schmale lange und gestielte
Zungengürtelhaken sowie Gürtelringe sind gelegentlich auch noch in der Stufe Id (= Jastorf c)
vertreten, die zusammen mit der Stufe IIa die mittlere vorrömische Eisenzeit bildet (O. HARCK,
1972, 33; Taf. B, Typ 80—85).
Die Stufe Id dokumentiert eine Zeit des Überganges, in dem Formen der Stufen Ib/c, Ic und
IIa typisch sind (O. HARCK, 1972, 33; Taf. C, Typ 86—92). Gräber der Stufe IIa, die vergleich-
bar mit einem ripdorfzeitlichen Horizont ist, sind zahlreich mit charakteristischen Metallgeräten
vertreten. Auffallend sind verschiedene Fibeln vom Früh- (Eichelfibeln) und Mittellatene-Schema,
Holsteiner Nadeln, Flügelnadeln, späte Zungengürtelhakenformen, ein- bzw. zweiteilige Haftarm-
gürtelhaken, Plattengürtelhaken mit Mittelrippe, Gürtelringe und kleine Ringe, Zwingen sowie
Klapperbleche und Halsringe mit Petschaftenden. Leitform der Grabkeramik ist die weitmündige
Ripdorf-Schale. Deckelschalen sind selten (O. HARCK, 1972, 33; Taf. C, Typ 93—117).
Neu gegenüber der Stufengliederung von G. Schwantes ist der Harcksche Zeithorizont II b, der
einem jüngeren Abschnitt der Stufe von Ripdorf entspricht, etwas in die Stufe von Seedorf hinein-
reicht und nach O. Harck bereits der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zuzuordnen ist. Charakteri-
stisch sind hier bauchige Gefäße mit abgesetztem, geblähtem Hals und trichterförmigem Rand,
größere bauchige Urnen, öfter mit 3 und 4 Henkeln, Fibeln mit stufenförmigem Bügel sowie
Drahtfibeln vom Spätlatene-Schema und Plattengürtelhaken 27. Dieser Horizont soll im Anschluß
dieses Abrisses näher diskutiert werden, da ihm für die kulturhistorische Deutung der Funde und
Befunde zwischen Nordostniedersachsen und nordwestlichem Niederelbegebiet eine größere Bedeu-
tung zukommt.
Für die entwickelte Spätlatenezeit mußte O. Harck wegen Fundmangels auf die weiter westlich
liegenden Gräberfelder im Kreise Stade und Westharburg zurückgreifen. In der Zwischenzeit sind
durch Neuvorlage und -ausgrabung auch in Nordostniedersachsen größere Gräberfelder aus der
Spätlatenezeit bekannt geworden (W. WEGEWITZ, 1972; 1973; G. KÖRNER, F. LAUX, 1971,
106 f.), die die Richtigkeit der Harckschen Stufen IIc und IId (= ältere und jüngere Stufe von
Seedorf) weitgehend bestätigen.
Die Gegenüberstellung der Zeitstufen G. Schwantes und O. Harck läßt erkennen, daß wesent-
liche Änderungen innerhalb des Chronologiegerüstes der vorrömischen Eisenzeit für die Zukunft
nicht mehr zu erwarten sind, nachdem es nun O. Harck gelang, den Stufen Jastorf a und b von G.
Schwantes die spezifischen Beigaben zuzufügen. Mit geringfügigen Korrekturen in der zeitlichen
Zuordnung mancher Schmuck- und Geräteform der älteren vorrömischen Eisenzeit muß allerdings
auch hier nach wie vor gerechnet werden.
Aufgrund der klaren Verbreitungsbilder auf der neu ausgegrabenen und im Rahmen dieser Dis-
sertation mit aufgearbeiteten Nekropole von Soderstorf, Kr. Lüneburg (H.-J. HÄSSLER, 1976),
kann heute die von G. Schwantes aus typologischen Erwägungen heraus gewonnene Erkenntnis,
daß die dreigegliederten Formen der Tonware ein wesentliches Kennzeichen für die Trennung
seiner Stufen Jastorf a und b darstellen, als für diesen Bereich Niedersachsens gesichert gelten. Die
wenigen Beispiele, die O. Harck veranlaßten, dreigliedrige Profile bereits als eine der Leitformen
der Stufe Jastorf a anzusehen28s sind nach Meinung des Verfassers nicht ausreichend begründet
27 O. HARCK (1972, 33; Typentafel C, Nr. 118—122). Allgemein kann gesagt werden, daß durch die Zwischenstufen
(z.B. Ic/b; Ic/d) und die nochmalige Zusammenfassung der Funde der Stufen II a und IIb (siehe O. HARCK, 1972,
Taf. C und D) die Übersichtlichkeit der Harckschen Chronologie beeinträchtigt wird.
28 O. HARCK (1972, Typentafel A, Nr. 27. Ferner seine Tabelle 2 Typ 27). Dort werden zwei geschlossene Funde ange-
führt, von denen keiner zwingend der Stufe Ib zugeordneG zu werden braucht.

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