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Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0036
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Ib oder Hingst II b reichen diese Funde unserer Meinung nach nicht aus, auch wenn in Einzelfällen
nicht ausgeschlossen werden kann, daß hier und da vereinzelt Funde dieser Stufe auch in Nordost-
niedersachsen geborgen werden können. Wichtig bleibt somit die Feststellung, daß es für diesen in
Holstein und Mecklenburg sehr ausgeprägten Zeithorizont auf nordostniedersächsischem Gebiet
bisher - wenn überhaupt - nur sehr vereinzelte Hinweise gibt.
Daran ändern auch nichts die Gefäße mit breitem Rand und kurzem, verdicktem, manchmal
nur wulstförmig angedeutetem Hals, wie sie beispielsweise in Glienitz, Kr. Lüchow-Dannenberg,
mehrfach nachgewiesen wurden und die in anderen Fundräumen bereits spätlatdnezeitlich sein
können39. jn Hornbek kommen sie z.B. sowohl in der mittleren als auch im ältesten Horizont der
späten vorrömischen Eisenzeit vor (A. RANGS-BORCHLING, 1963, 40; 43; Taf. 127, 1b, 2a,
6a). Ähnlich datiert H. HINGST (1959, Abb. 17b, Spalte 4, 6) diesen Gefäßtyp. An der von ihm
erstellten Korrelationstabelle wird aber deutlich erkennbar, wie langlebig auch diese Gefäßformen
gewesen sind. H. KRÜGER (1961, 78 f.) ordnet diesen Gefäßtyp dem Übergang von der mittleren
zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit zu. G. SCHWANTES (1911, 8) stellt sie neben den Ripdorf-
Schalen in die mittlere vorrömische Eisenzeit. Die angeführten Meinungen mögen genügen, um
aufzuzeigen, wie schwierig es ist, einen Zeithorizont nur anhand der Keramik bestimmen zu
wollen. Die Funde vom Gräberfeld Glienitz, welches sich von der großen Zahl der Urnenfelder in
Nordostniedersachsen auch dadurch abhebt, als hier die Steinpflaster von allen bisher bekannten in
Niedersachsen bis in die Ripdorfzeit hinein tradieren (H. KRÜGER, 1961, 108 f.) — eine Befund-
situation, die auch in Hornbek und auf anderen holsteinischen Friedhöfen zu beobachten ist —,
sind außergewöhnlich für dieses Gebiet. Durch das Vorkommen von Fibeln vom Spätlatene-
Schema darf es nach Meinung des Verfassers auch als gesichert gelten, daß an diesem Platz der
Übergang von der mittleren zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit, wenn auch nur sehr schwach
ausgeprägt, faßbar wird. Möglicherweise spielen hier Kontakte mit dem naheliegenden rechtselbi-
schen Gebiet eine diesen Umstand fördernde Rolle. Diese Funde berechtigen aber nicht zur
Annahme einer allgemeinen Parallelisierung mit den holsteinischen Verhältnissen, wie sie die
Harcksche Stufe IIb impliziert.
Wenn hier bislang das westlich des kleinen Elbenebenflusses Seeve gelegene Gebiet in diesem
Vergleich nicht einbezogen wurde, dann aus dem Grunde, weil sich in diesem Fundraum die
chronologische Situation anders darstellt als in Nordostniedersachsen. Allgemein kann gesagt
werden, daß sich dieses Gebiet der Stader-Geest-Gruppe (S. 31 ff.) kulturell enger an das Schleswig-
Holsteinische Territorium anschließt und chronologisch wie formenkundlich mit dem dortigen
Fundmaterial und Verhältnissen bedeutend besser zu vergleichen ist als mit Nordostniedersachsen.
Für die jüngeren Abschnitte der vorrömischen Eisenzeit hatten bereits K. WALLER (1941/42) und
P. SCHMID (1957, 56 ff.) auf diese Kontakte beider Gebiete hingewiesen.
Für die ältere vorrömische Eisenzeit eröffnet die ungenügende Quellenlage auf der Stader Geest
noch immer keine so befriedigenden Vergleichspositionen. Trotzdem berechtigen vereinzelte Funde
doch zu gewissen tragenden Aussagen.
Für den Zeitraum der ausklingenden jüngeren Bronzezeit konnte dieser Kontakt nach Meinung
des Verfassers verhältnismäßig lückenlos glaubhaft gemacht werden. Hier stimmen die Funde vor
allem mit den chronologischen Dispositionen des holsteinischen Fundgebietes überein (H.-J.
HÄSSLER, 1974 a). Ein weiterer Anhaltspunkt für dieses Übergangsfeld von der späten Bronze-
zur frühen Eisenzeit ergibt sich aus der Verbreitung der kimbrischen Gesichtsurnen, die sich, trotz
des im Vergleich zu Nordostniedersachsen schlechteren Quellenstandes, auf der Stader Geest
39 Dazu H. KRÜGER (1961, 108 f.) die Gräber 1, 2, 4, 9, 16, 17. Weitere Gefäße dieses Typs liegen aus Jastorf (G.
SCHWANTES, 1911, 104, Abb. 25), Oitzmühle (ders., 1911, Taf. 28, 1) sowie aus Vastorf und Bösel, Kr. Lüchow-
Dannenberg (EI. KRÜGER, 1961, Taf. 31,1 und S. 99), vor. Aus Ashausen, Kr. Harburg, ist ein vergleichbares Ge-
fäß von einem Siedlungsplatz überliefert (W. WEGEWITZ, 1970. Taf. 19, 2). Bemerkenswert ist die große Anzahl
dieser Gefäßform in Glienitz.

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