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Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0037
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häufen (Karte 1) (H. HOFFMANN, 1938a, Karte 7). Eine sehr schöne Parallele von jüngsteisen-
zeitlichem Metallschmuck ist aus Ohrensen, Kr. Stade, bekannt geworden. Hier lag ein bronzener
Hohlwulstring mit einem Wendelring vergesellschaftet (M. MUSHARD, 1928, Taf. 29). Eine fast
identische Kombination liegt vom Gräberfeld Schwissel, Holstein, vor. R.-H. BEHRENDS (1968,
109, Abb. 9; Taf. 88, 665) datiert diesen Fund in seine Stufe la (= früheste Eisenzeit), ein Zeitan-
satz, der auch für das Ohrenser Ensemble zutreffen kann, da dieses in einem für die frühe
Eisenzeit dieses Gebietes üblichen Hügelgrab lag.
Für die ältere, entwickelte Eisenzeit ergeben sich vor allem Hinweise durch das Fehlen
bestimmter Metallformen (Rasiermesser, Segelohrringe u.a.), die in Nordostniedersachsen zahlreich
vertreten sind, auf der Stader Geest und in Schleswig-Holstein aber weitgehend fehlen. Gute Ver-
gleichsmöglichkeiten mit dem rechtselbischen bieten ferner die sieben bisher auf der Stader Geest
geborgenen Ösenringe, von denen leider nur bei zwei Exemplaren die Fundumstände bekannt sind.
Die beiden Ringe aus Dohren, Kr. Harburg, und Ohrensen, Kr. Stade (W. WEGEWITZ, 1961,
Taf. 5, 55; H.-J. HÄSSLER, 1974a, Abb. 15, 5c), sind in ein-, bzw. zweigliedrigen Urnen gefun-
den worden. Dieser Befund fügt sich in das von H. Hingst kürzlich dargestellte Schema der Fund-
kombination solcher Ösenringe mit der Gliedrigkeit der dazugehörenden Gefäße ein. Nach ihm
sind die Ringe seiner Stufe la (= etwa Jastorf a) zuzuordnen (H. HINGST, 1974, Tab. 7; 1959,
Abb. 17 a).
Wie ein Vergleich zeigt, sind die anderen zahlreichen Schmuck- und Gebrauchsgeräte nur
bedingt dazu geeignet, spezifisch chronologische und kulturelle Beziehungen zwischen den beiden
Gebieten ableiten zu wollen, da ihr Verbreitungsradius — wie Kartierungsbeispiele aus Nordostnie-
dersachsen oder Mecklenburg zeigen — zu groß ist. Dies gilt für die meisten der Nadeltypen (Bom-
ben- und Rollenkopfnadeln sowie für das große Sortiment der Kropfnadeln), aber auch für Pin-
zetten und Zungengürtelhaken sowie für ein Großteil der restlichen Kleinfunde 40, Auf gewisse Aus-
nahmen, so beispielsweise die Ringkopfnadeln, wurde bereits in einem anderen Zusammenhang
hingewiesen (H.-J. HÄSSLER, 1976). Diese Nadeln retardieren möglicherweise in Schleswig-
Holstein und im Stader Raum gegenüber Nordostniedersachsen.
Für die ältereisenzeitliche Keramik sind die Verbindungen zwischen den beiden Fundräumen
ebenfalls deutlich zu erkennen. Bei den dreigliedrigen Töpfen mit halbrunden, eingedrückten Ab-
sätzen an den Henkelansätzen (Taf. 81, 4), gibt es Parallelen in Westholstein (H. HINGST, 1964a,
169, Taf. 8c,e; 9b). Die niedersächsischen Exemplare dieser Sonderform liegen ausnahmslos im
Westen der Stader-Geest-Gruppe (Karte 6). Der von H. Hingst vorgeschlagenen Datierung dieser
Gefäße in die Stufe Jastorf b, möglicherweise c widersprechen auch die niedersächsischen Exem-
plare nicht, obwohl für diese datierende Beigaben fehlen.
Bemerkenswert ist noch der größere Anteil der schwerpunktmäßig in Holstein und Westmeck-
lenburg verbreiteten ,,Todendorfer“ Gefäße auf dem Urnenfeld von Issendorf, Kr. Stade (Taf. 53,
20; 55, 52; 56, 43; 57, 57), welche ebenfalls die engere Beziehung zwischen den beiden Gebieten
unterstreichen^!. Wie weit der Verbreitungsradius dieses Typs aber ist, zeigen nicht nur die zahl-
reichen Beispiele aus Nordostniedersachsen42, sondern auch solche aus Gnarrenburg (Taf. 71, 4),
Hesedorf (Taf. 73, 1), beide Kr. Bremervörde, Appeln, Kr. Wesermünde (Taf. 76, 4), oder Holßel,
Kr. Wesermünde (K. WALLER, 1953b, 53 ff.).
Für die zahlreichen anderen Keramikformen der älteren vorrömischen Eisenzeit im Stader
Raum finden sich Parallelen sowohl in Schleswig-Holstein als auch in Nordostniedersachsen. Selte-
ner als dort scheinen im Gebiet der Stader-Geest-Gruppe aber die ältereisenzeitlichen flaschenför-
40 Man vergleiche die Typentafeln bei O. HARCK (1972) mit H. KEILING (1969), H. HINGST (1959) und R.-H. BEH-
RENDS (1968).
41 Dazu W.D. ASMUS (1951, 157 ff.).
42 Stellvertretend für zahlreiche Gefäße seien hier nur die bei H. KRÜGER (1961, Taf. 26, 6,8) abgebildeten angeführt.

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