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Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0090
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WEGEWITZ, 1972, 93). In anderen Fällen wird die genaue Zahl und die einzelnen Gefäßtypen gar
nicht mehr angesprochen, sondern nur das Gewicht der geborgenen Scherben (z.B. Grab 300 mit
9,400 kg Scherben von weitmündigen Töpfen) angegeben. Auf die hieraus erwachsenen Schwierig-
keiten bei einer wissenschaftlichen Bearbeitung dieses Materials sei hier nur verwiesen. Ferner
gelten auch hier die oben angeführten Bedenken bezüglich der Geschlossenheit und Zuweisbarkeit
zahlreicher in Putensen geborgener Waffenfunde.
Seedorfzeitliche Nachbestattungen in älteren Hügeln sind Verfasser in Nordostniedersachstn
nur aus Ripdorf, Kr. Uelzen, bekannt. Nach H.-G. PETERS (1970) befanden sich in dem Hügel-
mantel sowohl Urnen als auch zahlreiche Knochenlager, so daß hier neben Putensen ein möglicher-
weise zweiter, allerdings weitaus kleinerer Friedhof mit dieser komplizierten Belegungsform
bekannt geworden ist, was die Deutungssituation der spätlatenezeitlichen Friedhöfe leider weiter
erschwert. In den Gräbern aus dem Hügel bei Ripdorf wurden nur wenige Beigaben gefunden, so
daß eine Zuordnung zu den beiden bislang bekannten Friedhofstypen nicht erfolgen kann.
Kenotaphien, wie sie G. SCHWANTES (1939 b) auf dem Urnenfeld von Nienbüttel angetroffen
hat, sind seitdem nicht wieder beobachtet worden. Ob es sich bei diesen immerhin sehr merkwür-
digen Anlagen wirklich um Scheingräber handelt, kann nach dem heutigen Stand der Forschung
unseres Erachtens noch nicht schlüssig beantwortet werden. Da in ihnen vereinzelt Spuren von
Leichenbrand gefunden wurde, ist der Verdacht, daß es sich hierbei um eine Brandbestattung
handelt, nicht völlig zu verneinen. Diese Möglichkeit ausschließend bleibt dann aber zu beachten,
daß Waffenlager ohne Bezug zu einer Bestattung ja keine Ausnahmen auf waffenführenden Fried-
höfen dieser Zeit bilden. Die in Nienbüttel in der Steinsetzung geborgenen Metallgeräte (G.
SCHWANTES, 1939b, 302 f.) könnten ebenso ein Waffenlager darstellen. Zu fragen bliebe dann,
ob nicht die zahlreichen Waffenlager sinnentsprechend als Kenotaphien angesprochen werden
müßten 158.
3. Die Metallfunde in der Stader Geest
(Horizont Hornbek Ib)
Die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Hauptgruppen des Untersuchungsgebietes
liegen darin, daß im Gebiet der Stader-Geest-Gruppe der ältere Horizont der jüngeren vorrömi-
schen Eisenzeit, die Stufe Hornbek Ib oder Hingst IIb, nachweisbar vertreten ist, während er für
das Gebiet der Nordostniedersachsen-Gruppe zu fehlen scheint. Erst nach dieser Stufe kommt es in
der fortgeschrittenen Spätlatenezeit zu einem formalen Ausgleich in den Inventaren und Kombi-
nationen der Gräber beider Gruppen.
Aus dem reichhaltigen Formensortiment der Fibeln vom Spätlatene-Schema hebt sich besonders
eine Gruppe heraus, deren relativ-chronologische Stellung innerhalb der Spätlatenezeit sicher zu
fixieren ist und die auf Grund ihrer Verbreitung auf niedersächsischem Gebiet wesentliche Hin-
weise für die kulturellen Beziehungen zwischen Nordwestpiedersachsen und Schleswig-Holstein ver-
mittelt. Es handelt sich dabei um den Fibeltyp Hornbek 3a2 (A. RANGS-BORCHLING, 1963,
17 f. und Taf. 125). Auffallendes Merkmal dieser Form ist der langtrapezförmige überwiegend aus
Bronze gegossene Bügel, der senkrecht aus der Spirale aufsteigt und kurz rechtwinklig umbiegt
(z.B. Taf. 80, 3). Der Nadelhalter dieser Fibeln ist rahmenförmig ausgestaltet und verhältnismäßig
hoch.
Im Gegensatz zu den anderen spätlatenezeitlichen Fibelformen sind die Bronzeexemplare dieses
Typs zweiteilig gefertigt. Der Bronzebügel wurde in allen Fällen auf die aus Eisendraht gedrehte,
meist sehr lange Spirale aufgesetzt (Überfangguß?). Er ist flach rautenfö.. o oder oval gestaltet
158 t. CAPELLE (1971, 116 ff.) hat auf weitere Deutungsmöglichkeiten bezüglich der Kenotaphien hingewiesen.

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