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Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0103
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abbildet, entfällt auf das Kreisgebiet nur ein Exemplar aus Uphusen. Diese Fibel mit kleiner
Bügelspirale lag in einem dreigliedrigen Gefäß mit hochliegendem Umbruch und konisch aufstei-
gendem Hals. Gefäße dieser Form, die nicht zum Typ Lauingen gehören, sondern deren
Ursprungsgebiet eher im Stadischen oder Holsteinischen zu suchen ist, können bereits der frühen
mittleren Eisenzeit angehören. Möglich ist, daß die in Etelsen gefundenen vergleichbaren Bronze-
spiralen Fibeln dieses Typs angehören (D. SCHÜNEMANN, 1966a, 100, Abb. 5, 2e; 3a,b) In
einem der Urne aus Uphusen ähnlichen Gefäß lag die einzige Vasenfußfibel, die bislang zwischen
Weser und Elbe gefunden wurde. Das Exemplar stammt aus Barchel, Kr. Bremervörde (Taf. 73,
6). Eine weitere Bronzefibel aus dem Kreis Verden wurde in einem leider gestörten Hügelgrab bei
Dörverden gefunden (D. SCHÜNEMANN, 1968b, 153, Abb. 33a). Dieses gegossene Exemplar mit
breitem, ausgehöhltem, reich verziertem Bügel hat einen bereits am Bügel befestigten Fibelfuß.
Dieser ermöglicht für diesen Einzelfund eine Datierung in die Mittellatenezeit.
Lassen sich die Fibeln aus Uphusen und Dörverden in das Repertoire der keltisch beeinflußten
oder gar importierten Stücke aus dem Nienburger Raum einordnen, so ist die einzige bislang im
Kreis gefundene Kugelfibel — ebenfalls aus Uphusen — ein für die mittlere vorrömische Eisenzeit
Nordostniedersachsens und dem Bereich der Stader Geest gängiger Typ (K. RADDATZ, 1955, 360,
Abb. 4, A 2) und wahrscheinlich aus dieser Region hierher gelangt.
Die im Uelzener Becken verstärkt auftretenden Eichelfibeln fehlen im gesamten Nienburger
Raum, während dort andererseits die um Nienburg häufig vertretenen Spiralfußzierfibeln, die
Vasenfußfibeln oder die barocken Formen, wie aus Dörverden oder Nienburg bekannt,
fehlen 190. Hier könnte eine detaillierte Untersuchung zeigen, ob diese Ausschließlichkeit auf
chronologische Ursachen zurückzuführen ist oder — wie Verfasser meint — in dieser unterschied-
lichen Verbreitung Werkstattkreise offenkundig werden.
Verbindungen zu Nordostniedersachsen läßt auch die Verbreitung der kleinen, in der Regel ver-
zierten Scheibenanhänger erkennen (Karte 8). Die im Laufe der Zeit bekannt gewordenen Befunde
lassen es nötig erscheinen, diese Objekte nicht mehr als Ohrringe zu bezeichnen. So wurden sie in
Pestrup, Etelsen, Nienburg, Wölpe und Kapern, letzteres Kr. Lüchow-Dannenberg, im Zusam-
menhang mit gewelltem Bronzedraht gefunden, der dem des Gehängeschmucks aus Wölpe ent-
spricht (H.A. POTRATZ, 1941). Außer in diesen beiden Fundräumen sind die Anhänger auch
noch in der Altmark und im Braunschweigischen gefunden worden.
Ebenfalls in beiden Gruppen vertreten sind die kleinen, z.T. verzierten Ösenringe. Wie die
Scheibenanhänger gehören auch sie in die mittlere vorrömische Eisenzeit (Karte 8). Ihre Funktion
ist, ebenso wie die der ältereisenzeitlichen Ösenringe, unbekannt.
Auf das Vorkommen von Halsringen mit Schälchenenden im Verden-Nienburger Raum hat
bereits T. VOIGT (1968, 206, Abb. 32) ausführlich hingewiesen. Die Torques mit kleinen, oft
punktaugenverzierten Pufferenden, wie sie in Nordosthannover neben denen mit schälchenförmigen
Enden verschiedentlich auftreten (Abb. 16), fehlen hier aber.
Verbindungen verdeutlichen auch die mittellatenezeitlichen Glasperlen mit Farbeinlagen (Karte
9). Wahrscheinlich stammen auch sie aus keltischem Gebiet. Neben blaßgrünen Exemplaren gibt
es kobaltblaue, letztere häufiger mit gelber Einlage.
Wie diese Ausführungen zeigen, lassen sich auch in der mittleren vorrömischen Eisenzeit wie
bereits im ältesten Horizont dieser Periode zahlreiche Parallelen mit dem nordosthannoverschen
Gebiet, vor allem aber mit dem Uelzener Raum aufzeigen. Auffällig ist dabei, daß der gesamte
nordwestliche Abschnitt des südlichen Niederelbegebietes derlei Kontakte nicht erkennen läßt.. In
der Spätlatenezeit ändert sich das Fundbild. Aus diesem Zeithorizont sind im Verdener Bereich

190 Hierzu beispielsweise K. TACKENBERG (1934, Taf. 6, 13, 15).

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