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Häßler, Hans-Jürgen
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 2): Der Urnenfriedhof Bargstedt I, Kreis Stade: Katalog — Hildesheim: Verlag August Lax, 1976

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65517#0047
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breitung nach zu urteilen möglicherweise etwas älter sind als die Formen, deren Unterteil gewölbt
ist (Karte 10). Die bereits der älteren Kaiserzeit zuzuordnenden Schalenurnen (z.B. Taf. 29, 216a;
40, 300) liegen der chronologischen Gesamtsituation folgend mehr am Ostrand des Friedhofs.
Auffällig ist das Fehlen von Ripdorf-Schalen in Bargstedt. Diese Gefäße sind auf den waffen-
führenden Friedhöfen Harsefeld und Ehestorf-Vahrendorf für die mittlere vorrömische Eisenzeit
geradezu charakteristisch. In Bargstedt wären auch bei großzügiger Interpretation nur drei Gefäße
diesem Typ zuzuordnen (S. 14). Gleichwohl fehlen bis auf ein sicheres und zwei sehr fragliche
Exemplare die für die Friedhöfe vom Typ Rieste („Männerfriedhöfe“) so kennzeichnenden
Trichterurnen.
Für die verschiedenen Deckschalenformen sind detaillierte Angaben nur schwer zu treffen. Die
dreigliedrigen Schalen und solche mit abgesetztem, breitem Rand sind überwiegend dem älteren
Horizont der vorrömischen Eisenzeit angehörig (Karte 11). Das dreigliedrige Exemplar Urne 35, in
dem ein Haftarmgürtelhaken und eine Fibel vom Mittellatene-Schema lagen (Taf. 5, 35), und die
Schale mit breitem, abgesetztem Rand und durchlochtem Boden, die mit einem Plattengürtelhaken
vergesellschaftet lag (Taf. 9, 66b) zeigen hier aber die Grenzen fester Regeln auf. Dies gilt auch für
die zahlreichen Schalen mit gewölbter oder konisch aufsteigender Wandung und mit nach innen
gestelltem Rand, die — bis auf den Ostabschnitt — gleichmäßig verbreitet sind (Karte 12 u. 13).
Sie alle sind zeitlich wohl überwiegend in der älteren und frühen mittleren vorrömischen Eisenzeit
anzusiedeln, können aber vereinzelt noch in der älteren römischen Kaiserzeit in Gräbern vorkom-
men (Taf. 33, 250). Der Kappen- und der Stöpseldeckel liegen ihrer zeitlichen Stellung entspre-
chend auf dem Abschnitt des Gräberfeldes, welcher überwiegend Bestattungen der mittleren
vorrömischen Eisenzeit barg (Karte 11).
Für die räumliche Verteilung der Keramik des Gräberfeldes kann zusammenfassend gesagt
werden, daß sie eine von West nach Ost ausgerichtete Belegung widerspiegelt. Diese Belegungs-
richtung wird auch allgemein an der Verbreitung der Deck- und Bodensteine sowie Steinpackungen
(Karte 1—3) erkennbar, obwohl hier nur unvollkommene Befundvorlagen für die Auswertung zur
Verfügung standen.
Der Abfolge der einzelnen Keramikformen folgt eine gleichermaßen ausgerichtete Verbreitung
der Metallobjekte und der Knochennadeln. Diese Belegungsabfolge wird besonders bei den ver-
schiedenen Gürtelhakenformen eindrucksvoll deutlich. Bereits die Kartierung der Breite des Haft-
endes der Haken (Karte 16) läßt durch die Entwicklung von den kleinen Zungengürtelhaken der
älteren vorrömischen Eisenzeit zu den großen Plattengürtelhaken oder Holsteiner Haken in groben
Zügen die Belegungsrichtung erkennen. Die Zungengürtelhaken bilden eine in sich geschlossene
Gruppe im Westteil des Friedhofes (Karte 18). Im mittleren Bereich des Urnenfeldes liegen die
Haftarmgürtelhaken der mittleren vorrömischen Eisenzeit (Karte 19), während die spätlatenezeit-
lichen Haken mehrheitlich auf die westliche Peripherie der im Ostabschnitt liegenden großen spät-
lat enezeitlichen Gräbergruppe verteilt sind. Daß diese Haken am Rande dieser Gruppe liegen,
ergibt sich folgerichtig aus ihrer chronologisch älteren Stellung in diesem Komplex. Sie gehören
weitgehend der Stufe Hornbek Ib oder Hingst IIb an. Die davon östlich liegenden Bestattungen
sind jünger.
Für die zahlreichen Nadelformen ergibt sich ein vergleichbares Befundbild. Die unterschied-
lichen Kropfnadeltypen liegen schwerpunktmäßig im Süd- und Westbezirk des Friedhofes (Karte
14). Die Holsteiner Nadeln sind mehr auf den Nordwestabschnitt ausgerichtet (Karte 14) und
folgen in ihrer Verteilung weitgehend der der dreigliedrigen Gefäße, der Trichter- und Zylinder-
randtöpfe. Die mehr im Westteil liegenden Ringkopfnadeln lassen erkennen, daß besonders die
großköpfigen Formen (z.B. Taf. 3, 22b; 14, 861; 8611) durchaus noch in der mittleren vorrömi-
schen Eisenzeit vorkommen. Eine ähnliche Differenzierung zwischen groß- und kleinköpfigen
Exemplaren gelang R.-H. Behrends bereits auf dem Gräberfeld von Schwissel, Holstein29.
29 Vgl. R.-H. BEHRENDS (1968, Abb. 20). Dort wie bei H. HINGST (1959, Abb. 17a) gehören diese Nadeln aber über-
wiegend in die ältere vorrömische Eisenzeit.
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