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Claus, Martin
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 23): Palithi: die Ausgrabungen an der Wallburg König Heinrichs Vogelherd bei Pöhlde (Stadt Herzberg am Harz, Landkreis Osterode am Harz) — Stuttgart: Konrad Theiss Verlag, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.68711#0050
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der Ostflanke der Unterburg (KAHRSTEDT 1935 und 1954) wurden zur Ergänzung der Grabungser-
gebnisse mit herangezogen.
Die beiden Schnitte 32 und 34 zeigen den gleichen Wallaufbau: Die Wallkrone erhebt sich verhältnismä-
ßig wenig über dem Niveau des Innenraumes; der heutige Höhenunterschied beträgt durchschnittlich
60—70 cm. Die jetzige Grabensohle liegt im Mittel 3,80 m, die ursprüngliche etwa 4,60 m unter der Wall-
krone. Der Wallkörper selbst besitzt an seiner Basis eine Breite von 8—8,50 m; seine Höhe von der Ober-
fläche des anstehenden Bodens bis zum Kulminationspunkt des Walles beträgt 1,50—1,70 m. Der Unter-
grund fällt gleichmäßig sanft nach Norden ab, bis er am äußeren Ende des Wallaufbaues plötzlich und
sehr steil in den davorliegenden Graben am Nordhang des Rotenberges übergeht (Abb. 24 u. 26).
Der Wall enthält eine Holz-Erde-Konstruktion mit einer Trockenmauer als Versteifung seiner Außen-
front. In beiden Wallschnitten sind Reste von Holzeinbauten erst unter der obersten rotbraunen Wallauf-
schüttung, die eine maximale Mächtigkeit von 1,10—1,30 m erreicht, faßbar (Abb. 24—27). Der 20 m
lange und 2,50 m breite Schnitt 32 erfaßte den Wall in seiner Gesamtbreite und auf nahezu 10 m Länge
noch den Innenraum der Unterburg. In diesem letzten Teil wurde, eingelagert in die mit einzelnen Stei-
nen durchsetzte gelbbraune Lehmschicht, nur eine geringe Menge von Fundmaterial geborgen, und zwar
fünf atypische kleine Wandscherben (FNr. 32/1,32/3 und 32/4 [ 2]) und ein Randstück (FNr. 32/4 [ 1]),
das der Formengruppe 1 zugeordnet wird. Der Wallaufbau in diesem Schnitt kann folgendermaßen skiz-
ziert werden (Abb. 24): Den Untergrund bildet steiniger, fester Buntsandsteinboden, über ihm liegt, na-
hezu die gesamte Breite der Wallbasis ausfüllend, eine Schicht von braunrötlich bis gelbbraun marmo-
riertem, aufgeschüttenem Lehm (Schicht 6). Etwa in der Wallmitte ist dabei deutlich eine Abstufung fest-
zustellen. Bis zu einer Mächtigkeit von 1,30 m liegt über dieser Lehmzone eine einheitliche Aufschüt-
tung; sie besteht aus rotbraunem mit kleinen Steinen durchsetztem Erdreich (Schicht 3). An der Wallau-
ßenfront endet dieser Wallaufbau mit einem aus plattigem Material bestehenden Steinversturz, der von
abgeschwemmten Bestandteilen des Walles überdeckt wird (Schicht 4). Am inneren Wallfuß greift die
Schicht 6 noch über eine nur schwach ausgeprägte, gelbe mit einzelnen Steinbrocken durchsetzte Lehm-
schicht (Schicht 5), auf der die Aufschüttung des Wallkernes beginnt. Ihr gleicht die im Innenraum der
Unterburg sich ausbreitende, durch Humusinfiitrationen etwas dunkler gefärbte und stärker von Baum-
wurzeln durchsetzte Lehmdecke (Schicht 2), die die Wallböschung noch bis auf halbe Höhe allmählich
ausdünnend überdeckt.
Reste einer Holz-Erde-Konstruktion waren in dem Schnitt 32 nur in der unter der großen Wallaufschüt-
tung liegenden Schicht 6 vorhanden. Dabei fällt auf, daß sich der kleinere Teil eines Balkenlagers (Bal-
kenlager I—III) nur auf den inneren Wallteil konzentriert, dagegen nehmen die Holzbalkenreste (IV—V)
die gesamte Schnittbreite im äußeren Wallteil ein. Das System des vollständigen Balkenlagers wurde, um
seine stratigraphische Lagerung zu kennzeichnen, als schematische Darstellung in das Ostprofil des Wal-
les projiziert (Abb. 25).
Das Balkenlager I besteht aus den Resten von drei mit einem Zwischenraum von etwa 20 cm parallel lie-
genden 10—15 cm breiten Balkenverfärbungen. Rund 10—15 cm tiefer kam ein einzelner Rest (Holz-
kohleschicht II) zum Vorschein, dessen Breite fast 30 cm, seine Länge 80 cm beträgt. Die dritte Balken-
kombination, etwa 10 cm unter jener zweiten, war durch die Reste von drei 10—20 cm breiten, ebenfalls
parallel ausgerichteten Holzkohlestreifen gekennzeichnet, die in der untersten steinfreien Zone der
Lehmschicht 6 über dem anstehenden Buntsandsteinboden liegen. Ihre Länge beträgt maximal 2,40 m.
Getrennt von diesen Balkenresten des inneren Wallteiles liegt im äußeren Wallschnitt ein System von
sechs die ganze Schnittbreite ausfüllenden Balkenresten (Abb. 25, V). Der Zwischenraum zwischen den
parallel liegenden 15 bis 20 cm breiten Holzkohlebändern beträgt einheitlich 12—15 cm. Die erhaltene
Länge der Balkenreste schwankt zwischen 0,90 und 2,80 m. Dieses Balkenlager V liegt ebenso wie das
Balkenlager III der Wallmitte in der untersten Zone der Lehmschicht 6, direkt über dem anstehenden Bo-
den. Sie sind durch einen ungefähr einen Meter breiten Zwischenraum voneinander getrennt; es kann
möglich sein, daß sie ursprünglich eine Einheit bildeten.

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