Das jungbronzezeitliche Urnengräberfeld
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Selbst wenn mit diesen Ergebnissen die enge
Verbindung der Findlinge zu den Steinpflasterungen
und somit ihre Deutung als „Steinstelen" unwahr-
scheinlicher geworden ist, gewinnt ein anderer Aspekt,
der mit der Auswahl dieses von Gesteinstrümmern
der Eiszeit übersäten Gebietes verbunden ist, eine
unerwartete Bedeutung. Das Findlingsfeld wurde als
Standort für das Urnengräberfeld wohl auch deshalb
ausgewählt, weil es einerseits Steinlieferant für die
Pflaster und deren Markierung war, andererseits auch
als Steinbruch diente, aus dem der Rohstoff für den
Steinschutz der Urnengräber gewonnen wurde. Letzt-
endlich bedeutet eine derartige Auswahl auch, dass
es zu dieser Zeit, als der Platz ausgewählt wurde, seit
längerer Zeit Sitte war, die Graburnen mit einem
kompakten Steinschutz zu versehen.
Um die Funktion der Steinpflaster zu bestimmen,
wurden bei den Ausgrabungen systematisch Boden-
proben an den Stellen genommen, die als besonders
aussagekräftig angesehen wurden. Eine Serie von
Phosphatproben stammt aus einem längeren Profil, das
teilweise über das große Steinpflaster der Stelle 204
verläuft. Ziel dieser Beprobung war es, mit Hilfe des
darin dokumentierten Phosphatgehalts auf Vorgänge
schließen zu können, durch die eine stärkere Phosphat-
anreicherung des Bodens stattgefunden haben könnte.
So könnten z. B. bei kultischen Handlungen, in der
Form von Opferungen, phosphathaltige organische
Bestandteile eingebracht worden sein. Wenn diese
sich zersetzt und sich im darunterliegenden Boden
angereichert hätten, wäre dadurch ein deutlich höherer
Phosphatgehalt in der umgebenden Erde entstanden.
Je länger bzw. häufiger derartige kultische Handlun-
gen stattgefunden hätten, umso stärker hätten sich
Phosphatanreicherungen im Kontaktbereich mit dem
angrenzenden Boden bemerkbar gemacht.
Phosphate werden nicht ausgewaschen. Sie rei-
chern sich vielmehr im Boden an und konservieren
auf diese Weise alle Vorgänge, bei denen aus zerfalle-
nen organischen Materialien Phosphate in die Erde
gelangen, dort gebunden und angereichert werden.
Weil aus den Grabungsbefunden die Funktion der
Steinpflaster nicht erklärt werden konnte, bestand die
Hoffnung, aus den Bodenproben dieses langen Profils
neue Informationen zu gewinnen. Das Profil war
hervorragend zur Klärung dieser Fragen geeignet, denn
es durchschnitt das Steinpflaster zwischen den Schnitt-
punkten a' und b' (vgl. Abb. 5) und reichte außerhalb
der Pflastersteine weit genug in die Grabungsfläche, um
eine Gegenkontrolle aus dieser pflasterfreien Fläche
zu erhalten (vgl. Taf. 42, Schnittbereiche a-b-c-d-e).
Die Phosphatbestimmung wurde erst nach Ab-
schluss des Manuskriptes ermöglicht. Durch die Ver-
mittlung von Andreas Niemuth (NLD) konnten 38
Bodenproben an der Hochschule Osnabrück, Fakul-
tät Agrarwissenschaften.und Landschaftsarchitektur,
unter der Leitung von Prof. Dr. Kathrin Deiglmayr,
untersucht werden. Allen sei an dieser Stelle für ihre
Unterstützung gedankt.
Die Ergebnisse der Phosphatuntersuchungen sind
inzwischen mit den Grabungsunterlagen verglichen
und in diese eingearbeitet worden. Die Resultate
sind eindeutig, jedoch mit Blick auf die erhofften
Fortschritte einer funktionalen Deutung der Stein-
pflaster als Negativergebnis zu werten. Der Grund
für diese Einschätzung ergibt sich aus den Phosphat-
werten und ihrer Interpretation im Kontext mit den
Grabungsbefunden.
Die Bodenproben wurden immer paarweise,
nämlich einmal aus dem bronzezeitlichen Laufhorizont
bzw. aus der Höhe des Steinpflasters, zum anderen aus
dem darunterliegenden Boden-B-Horizont entnommen.
Damit erhielten wir Phosphatwerte, welche die bron-
zezeitliche Oberfläche innerhalb und außerhalb der
Pflasterung abdeckten. Innerhalb dieser Werte sollte
sich ein stärkerer Unterschied dann zeigen, wenn im
Bereich der Pflasterungen Handlungen stattfanden,
bei denen zusätzlich Phosphate in den Untergrund
gelangten. In diesem Fall sollten die Phosphatwerte
außerhalb des Pflasters niedriger sein. Die Werte
wurden in einer Tabelle gegenübergestellt und zeigten
immer den gleichen Befund: Die Bodenhorizonte
lassen sich durch die Phosphatwerte deutlich vonein-
ander trennen. Die Phosphatwerte des Laufhorizontes
und die der Pflasterung sind grundsätzlich deutlich
höher als die der darunter liegenden Bodenschicht.
Generelle Unterschiede zwischen den Bereichen des
Steinpflasters und den außerhalb liegenden Flächen -
und darauf kam es an - sind jedoch nicht zu erkennen.
Aus diesem Befund kann zumindest eine weiter-
gehende Funktion der Steinpflaster für wiederkeh-
rende kultische Handlungen, bei denen organische
Materialien für einen Phosphateintrag in den Boden
geführt hätten, ausgeschlossen werden.
Welche religiösen Handlungen mit den Steinpflas-
tern verbunden waren, bleibt bislang verborgen. Man
könnte an eine Aufbahrung der Toten vor der Verbren-
nung denken. Dabei könnten die größeren Pflaster für
Erwachsene, die kleineren für Kinder gedient haben.
Es könnten aber auch Opferplätze gewesen sein, auf
denen den Bestatteten zu bestimmten Anlässen Gaben
dargebracht wurden. Ihre unterschiedliche Größe
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Selbst wenn mit diesen Ergebnissen die enge
Verbindung der Findlinge zu den Steinpflasterungen
und somit ihre Deutung als „Steinstelen" unwahr-
scheinlicher geworden ist, gewinnt ein anderer Aspekt,
der mit der Auswahl dieses von Gesteinstrümmern
der Eiszeit übersäten Gebietes verbunden ist, eine
unerwartete Bedeutung. Das Findlingsfeld wurde als
Standort für das Urnengräberfeld wohl auch deshalb
ausgewählt, weil es einerseits Steinlieferant für die
Pflaster und deren Markierung war, andererseits auch
als Steinbruch diente, aus dem der Rohstoff für den
Steinschutz der Urnengräber gewonnen wurde. Letzt-
endlich bedeutet eine derartige Auswahl auch, dass
es zu dieser Zeit, als der Platz ausgewählt wurde, seit
längerer Zeit Sitte war, die Graburnen mit einem
kompakten Steinschutz zu versehen.
Um die Funktion der Steinpflaster zu bestimmen,
wurden bei den Ausgrabungen systematisch Boden-
proben an den Stellen genommen, die als besonders
aussagekräftig angesehen wurden. Eine Serie von
Phosphatproben stammt aus einem längeren Profil, das
teilweise über das große Steinpflaster der Stelle 204
verläuft. Ziel dieser Beprobung war es, mit Hilfe des
darin dokumentierten Phosphatgehalts auf Vorgänge
schließen zu können, durch die eine stärkere Phosphat-
anreicherung des Bodens stattgefunden haben könnte.
So könnten z. B. bei kultischen Handlungen, in der
Form von Opferungen, phosphathaltige organische
Bestandteile eingebracht worden sein. Wenn diese
sich zersetzt und sich im darunterliegenden Boden
angereichert hätten, wäre dadurch ein deutlich höherer
Phosphatgehalt in der umgebenden Erde entstanden.
Je länger bzw. häufiger derartige kultische Handlun-
gen stattgefunden hätten, umso stärker hätten sich
Phosphatanreicherungen im Kontaktbereich mit dem
angrenzenden Boden bemerkbar gemacht.
Phosphate werden nicht ausgewaschen. Sie rei-
chern sich vielmehr im Boden an und konservieren
auf diese Weise alle Vorgänge, bei denen aus zerfalle-
nen organischen Materialien Phosphate in die Erde
gelangen, dort gebunden und angereichert werden.
Weil aus den Grabungsbefunden die Funktion der
Steinpflaster nicht erklärt werden konnte, bestand die
Hoffnung, aus den Bodenproben dieses langen Profils
neue Informationen zu gewinnen. Das Profil war
hervorragend zur Klärung dieser Fragen geeignet, denn
es durchschnitt das Steinpflaster zwischen den Schnitt-
punkten a' und b' (vgl. Abb. 5) und reichte außerhalb
der Pflastersteine weit genug in die Grabungsfläche, um
eine Gegenkontrolle aus dieser pflasterfreien Fläche
zu erhalten (vgl. Taf. 42, Schnittbereiche a-b-c-d-e).
Die Phosphatbestimmung wurde erst nach Ab-
schluss des Manuskriptes ermöglicht. Durch die Ver-
mittlung von Andreas Niemuth (NLD) konnten 38
Bodenproben an der Hochschule Osnabrück, Fakul-
tät Agrarwissenschaften.und Landschaftsarchitektur,
unter der Leitung von Prof. Dr. Kathrin Deiglmayr,
untersucht werden. Allen sei an dieser Stelle für ihre
Unterstützung gedankt.
Die Ergebnisse der Phosphatuntersuchungen sind
inzwischen mit den Grabungsunterlagen verglichen
und in diese eingearbeitet worden. Die Resultate
sind eindeutig, jedoch mit Blick auf die erhofften
Fortschritte einer funktionalen Deutung der Stein-
pflaster als Negativergebnis zu werten. Der Grund
für diese Einschätzung ergibt sich aus den Phosphat-
werten und ihrer Interpretation im Kontext mit den
Grabungsbefunden.
Die Bodenproben wurden immer paarweise,
nämlich einmal aus dem bronzezeitlichen Laufhorizont
bzw. aus der Höhe des Steinpflasters, zum anderen aus
dem darunterliegenden Boden-B-Horizont entnommen.
Damit erhielten wir Phosphatwerte, welche die bron-
zezeitliche Oberfläche innerhalb und außerhalb der
Pflasterung abdeckten. Innerhalb dieser Werte sollte
sich ein stärkerer Unterschied dann zeigen, wenn im
Bereich der Pflasterungen Handlungen stattfanden,
bei denen zusätzlich Phosphate in den Untergrund
gelangten. In diesem Fall sollten die Phosphatwerte
außerhalb des Pflasters niedriger sein. Die Werte
wurden in einer Tabelle gegenübergestellt und zeigten
immer den gleichen Befund: Die Bodenhorizonte
lassen sich durch die Phosphatwerte deutlich vonein-
ander trennen. Die Phosphatwerte des Laufhorizontes
und die der Pflasterung sind grundsätzlich deutlich
höher als die der darunter liegenden Bodenschicht.
Generelle Unterschiede zwischen den Bereichen des
Steinpflasters und den außerhalb liegenden Flächen -
und darauf kam es an - sind jedoch nicht zu erkennen.
Aus diesem Befund kann zumindest eine weiter-
gehende Funktion der Steinpflaster für wiederkeh-
rende kultische Handlungen, bei denen organische
Materialien für einen Phosphateintrag in den Boden
geführt hätten, ausgeschlossen werden.
Welche religiösen Handlungen mit den Steinpflas-
tern verbunden waren, bleibt bislang verborgen. Man
könnte an eine Aufbahrung der Toten vor der Verbren-
nung denken. Dabei könnten die größeren Pflaster für
Erwachsene, die kleineren für Kinder gedient haben.
Es könnten aber auch Opferplätze gewesen sein, auf
denen den Bestatteten zu bestimmten Anlässen Gaben
dargebracht wurden. Ihre unterschiedliche Größe