Das jungbronzezeitliche Urnengräberfeld
43
Frauengräbern kommen mit 10,1% wesentlich mehr
Gefäße ohne Handhaben vor. In Kindergräbern steigt
der Anteil von Gefäßen ohne Handhabe auf 28,3% an.
Für Gräber, bei denen das Geschlecht nicht bestimmt
werden konnte, werden 12,1% erreicht.
Die Gründe für die genannten Unterschiede
liegen in der Auswahl der Gefäßtypen und in den
Gefäßgrößen. Sie setzen sich aus mehreren Kompo-
nenten zusammen und sind vermutlich als zielgerich-
tete Auswahl dem bronzezeitlichen Menschen nicht
bewusst gewesen.
Weitere Merkmale, die sich z. B. in der Anzahl
und der Lage der Handhaben ergeben, sind funktional
bedingt oder können als spezifisches Element zur
Definition und Abgrenzung der Gefäßtypen herange-
zogen werden. Sie haben jedoch eher Bedeutung als
Ergänzung bei der Bearbeitung der Siedlungskeramik,
bei der selten vollständige Gefäße zur Verfügung
stehen. Auf dem Urnengräberfeld sind viele der kerami-
schen Merkmale - auch wegen der geringen Zahl der
Objekte - für statistische Analysen kaum brauchbar.
5.3 Auswertung der Beigaben
Während die analysierten Gefäße keine Beigaben
darstellen, sondern funktional als Behältnis für
den Leichenbrand und die Beigaben dienten, sind
Schmuck, Gerätschaften und Waffen reine Grabbei-
gaben. Ihr Zusammentreffen und ihre Bedeutung für
das Geschlecht und das erreichte Lebensalter wurde
bereits im Zusammenhang mit den Grabbefunden
und Grabsitten behandelt. An dieser Stelle sollen
die Beigaben auf ihre typologischen Eigenschaften
überprüft werden. Dabei stehen typologische Verän-
derungen, die auch chronologisch von Bedeutung sein
könnten, im Vordergrund.
Die Möglichkeiten einer typologischen Seriation
sind auf dem Rullstorfer Gräberfeld sehr eingeschränkt.
Einerseits gibt es nur verhältnismäßig wenige Gräber
mit Beigaben, andererseits ist in der Regel nur ein
Objekt aus Bronze in den Urnen enthalten, wodurch
eine Bewertung mit Hilfe der Beigabenkombinationen
weitgehend ausfällt.
Am häufigsten sind Fundvergesellschaftungen
mit Bronzepfriemen zu verzeichnen. Sie kommen in
zwölf Urnen vor und finden sich fünf mal in Vergesell-
schaftung mit anderen Beigaben. Darunter befindet
sich das Fragment einer Knochennadel (Taf. 3,6) und in
einem weiteren Grab ist eine Bronzenadel mit seitlich
ausgerollter Spirale vorhanden (Taf. 22,3). Von dieser
Nadel gibt es keine Vergleichsfunde, wodurch sie für
diese Untersuchungen ausfällt. Im Urnengrab 1808 ist
der Pfriem zusammen mit einer Lanzette beigegeben
worden(Taf.26,l-2). Im Grab 7 fand sich ebenfalls
ein an beiden Enden abgebrochener Pfriem oder ein
Metalldraht mit rechteckigem Querschnitt gemeinsam
mit einem Ohrring (Taf. 2,3-4). Während die Pfrieme
bestenfalls durch ihre erhaltene Länge den Grad ihrer
Abnutzung ausweisen, aber keinen typologischen
Wandel anzeigen, sind die mit den Pfriemen zusammen
gefundenen Objekte singulär. Es sind Schmuckgegen-
stände, oder Bestandteile von Waffen, Gerätschaften
oder Kleidungszubehör. Sie sind wegen ihrer Seltenheit
im Gräberfeld nur als vorhanden zu bezeichnen. Sie
können mit eigener Aussagekraft zunächst nicht zur
Gliederung des Gräberfeldes und dessen zeitlichem
Wandel herangezogen werden. Das gleiche gilt für
weitere Bronzeobjekte: Bronzeknöpfe liegen in zwei
Varianten, nämlich als Doppelknopf (Grab 212, Taf.
20,7) und als Knopf mit einem aufgelöteten Steg vor
(Grab 240, Taf. 24,7). Auch Rasiermesser sind in zwei
Ausführungen belegt. Die erste zeigt ein Rasiermesser
mit einem auf den Rücken gebogenen Vogelkopfgriff
(Grab 107, Taf. 16,3). Im Grab 105 ist ein trapezför-
miges Rasiermesser zusammen mit einer Pinzette
beigegeben (Taf. 14,7-8). Vermutlich liegt auch im
Grab 216 ein Bruchstück dieses Rasiermessertyps vor.
Wir erfassen mit diesen und anderen Einzelstü-
cken, zu der auch die Scheibenkopfnadel und die
Fragmente einer Bronzespirale aus dem Grab 103 (Taf.
15,3-4) gehören, typologisch eindeutig zu definierende
Beigaben. Die Bronzebeigaben des Grabes 103 setzen
sich aus einer scheinbar vom Scheiterhaufen unver-
sehrten Bronzenadel mit profiliertem Scheibenkopf
und zahlreichen, im Scheiterhaufen geschmolzenen
und verzogenen Fragmenten zusammen, die von den
Spiralen einer Hängeplattenfibel stammen dürfte 14.
Leider können die genannten Beigaben wegen
ihrer geringen Anzahl und wegen der fehlenden
Kombinationen mit anderen typologisch relevanten
Gegenständen innerhalb des Gräberfeldes nicht für
kombinationsstatistische Untersuchungen und chro-
nologische Bewertungen herangezogen werden. Wir
wollen daher die Fragen der typologischen und chro-
nologischen Einordnung hier nicht weiter verfolgen
und werden auf diese beim Vergleich des Rullstorfer
Gräberfeldes mit anderen zeitgenössischen Funden
und Gräberfeldern zurück kommen.
14 Hängeplattenfibeln sind nach E. Sprockhoff Leitformen der
Kulturprovinz an der Ilmenau (Sprockhoff 1937, Abb. 19,4).
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Frauengräbern kommen mit 10,1% wesentlich mehr
Gefäße ohne Handhaben vor. In Kindergräbern steigt
der Anteil von Gefäßen ohne Handhabe auf 28,3% an.
Für Gräber, bei denen das Geschlecht nicht bestimmt
werden konnte, werden 12,1% erreicht.
Die Gründe für die genannten Unterschiede
liegen in der Auswahl der Gefäßtypen und in den
Gefäßgrößen. Sie setzen sich aus mehreren Kompo-
nenten zusammen und sind vermutlich als zielgerich-
tete Auswahl dem bronzezeitlichen Menschen nicht
bewusst gewesen.
Weitere Merkmale, die sich z. B. in der Anzahl
und der Lage der Handhaben ergeben, sind funktional
bedingt oder können als spezifisches Element zur
Definition und Abgrenzung der Gefäßtypen herange-
zogen werden. Sie haben jedoch eher Bedeutung als
Ergänzung bei der Bearbeitung der Siedlungskeramik,
bei der selten vollständige Gefäße zur Verfügung
stehen. Auf dem Urnengräberfeld sind viele der kerami-
schen Merkmale - auch wegen der geringen Zahl der
Objekte - für statistische Analysen kaum brauchbar.
5.3 Auswertung der Beigaben
Während die analysierten Gefäße keine Beigaben
darstellen, sondern funktional als Behältnis für
den Leichenbrand und die Beigaben dienten, sind
Schmuck, Gerätschaften und Waffen reine Grabbei-
gaben. Ihr Zusammentreffen und ihre Bedeutung für
das Geschlecht und das erreichte Lebensalter wurde
bereits im Zusammenhang mit den Grabbefunden
und Grabsitten behandelt. An dieser Stelle sollen
die Beigaben auf ihre typologischen Eigenschaften
überprüft werden. Dabei stehen typologische Verän-
derungen, die auch chronologisch von Bedeutung sein
könnten, im Vordergrund.
Die Möglichkeiten einer typologischen Seriation
sind auf dem Rullstorfer Gräberfeld sehr eingeschränkt.
Einerseits gibt es nur verhältnismäßig wenige Gräber
mit Beigaben, andererseits ist in der Regel nur ein
Objekt aus Bronze in den Urnen enthalten, wodurch
eine Bewertung mit Hilfe der Beigabenkombinationen
weitgehend ausfällt.
Am häufigsten sind Fundvergesellschaftungen
mit Bronzepfriemen zu verzeichnen. Sie kommen in
zwölf Urnen vor und finden sich fünf mal in Vergesell-
schaftung mit anderen Beigaben. Darunter befindet
sich das Fragment einer Knochennadel (Taf. 3,6) und in
einem weiteren Grab ist eine Bronzenadel mit seitlich
ausgerollter Spirale vorhanden (Taf. 22,3). Von dieser
Nadel gibt es keine Vergleichsfunde, wodurch sie für
diese Untersuchungen ausfällt. Im Urnengrab 1808 ist
der Pfriem zusammen mit einer Lanzette beigegeben
worden(Taf.26,l-2). Im Grab 7 fand sich ebenfalls
ein an beiden Enden abgebrochener Pfriem oder ein
Metalldraht mit rechteckigem Querschnitt gemeinsam
mit einem Ohrring (Taf. 2,3-4). Während die Pfrieme
bestenfalls durch ihre erhaltene Länge den Grad ihrer
Abnutzung ausweisen, aber keinen typologischen
Wandel anzeigen, sind die mit den Pfriemen zusammen
gefundenen Objekte singulär. Es sind Schmuckgegen-
stände, oder Bestandteile von Waffen, Gerätschaften
oder Kleidungszubehör. Sie sind wegen ihrer Seltenheit
im Gräberfeld nur als vorhanden zu bezeichnen. Sie
können mit eigener Aussagekraft zunächst nicht zur
Gliederung des Gräberfeldes und dessen zeitlichem
Wandel herangezogen werden. Das gleiche gilt für
weitere Bronzeobjekte: Bronzeknöpfe liegen in zwei
Varianten, nämlich als Doppelknopf (Grab 212, Taf.
20,7) und als Knopf mit einem aufgelöteten Steg vor
(Grab 240, Taf. 24,7). Auch Rasiermesser sind in zwei
Ausführungen belegt. Die erste zeigt ein Rasiermesser
mit einem auf den Rücken gebogenen Vogelkopfgriff
(Grab 107, Taf. 16,3). Im Grab 105 ist ein trapezför-
miges Rasiermesser zusammen mit einer Pinzette
beigegeben (Taf. 14,7-8). Vermutlich liegt auch im
Grab 216 ein Bruchstück dieses Rasiermessertyps vor.
Wir erfassen mit diesen und anderen Einzelstü-
cken, zu der auch die Scheibenkopfnadel und die
Fragmente einer Bronzespirale aus dem Grab 103 (Taf.
15,3-4) gehören, typologisch eindeutig zu definierende
Beigaben. Die Bronzebeigaben des Grabes 103 setzen
sich aus einer scheinbar vom Scheiterhaufen unver-
sehrten Bronzenadel mit profiliertem Scheibenkopf
und zahlreichen, im Scheiterhaufen geschmolzenen
und verzogenen Fragmenten zusammen, die von den
Spiralen einer Hängeplattenfibel stammen dürfte 14.
Leider können die genannten Beigaben wegen
ihrer geringen Anzahl und wegen der fehlenden
Kombinationen mit anderen typologisch relevanten
Gegenständen innerhalb des Gräberfeldes nicht für
kombinationsstatistische Untersuchungen und chro-
nologische Bewertungen herangezogen werden. Wir
wollen daher die Fragen der typologischen und chro-
nologischen Einordnung hier nicht weiter verfolgen
und werden auf diese beim Vergleich des Rullstorfer
Gräberfeldes mit anderen zeitgenössischen Funden
und Gräberfeldern zurück kommen.
14 Hängeplattenfibeln sind nach E. Sprockhoff Leitformen der
Kulturprovinz an der Ilmenau (Sprockhoff 1937, Abb. 19,4).