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wohnt. Die liebenswürdigen Gastgeber boten den Teilnehmern im wundervoll blühenden Burggarten köstlich
erfrischendes Obst aus eigener Erzeugung an.
Von Nordenbeck strebten die Burgenfahrer Dalwigkstal zu, wo Burg Lichtenfels das nächste Ziel war.
Nach Begrüßung durch Herrn Direktor Dr. zur Nieden und Herrn Direktor Knickenberg von den Ankerwerken,
Bielefeld, fand eine Führung durch die Anlagen unter Leitung des Wiederherstellers, Herrn Konservator Pro-
fessor Dr. Bleibaum, statt.
Die Burg, einst von der Abtei Corvey erbaut, ging vor einigen Jahren als Halbruine in den Besitz der Anker-
Werke über, die darin für ihre Belegschaft ein Erholungsheim errichteten. Der Charakter der Burganlage blieb
erhalten. Die Restaurierungen am äußeren Bild sind mit Liebe und großer Sorgfalt durchgeführt und als ge-
lungen zu bezeichnen. Die Innenräume der Burg wurden, bis auf den alten Rittersaal, der noch zum repräsen-
tativen Raum in möglichst historischer Art ausgestaltet wird, den Bedürfnissen des Erholungsheimes angepaßt.
Mit großem Geschick wurden die Raumverhältnisse ausgenutzt und wahrhaft mustergültige Räume geschaffen,
die mit gediegenen handwerklichen Möbeln, Gardinen und Bildern äußerst anheimelnd wirken und in keiner



Weise einen hoteiartigen Eindruck hinterlassen. Man muß die Leistungen der Ankerwerke anerkennen und
loben. Hier ist ein Weg gewiesen, wertvolle alte Bauten einem neuen und in diesem Falle sozialen Zweck zuzu-
führen und neues Leben in die alten Ruinen zu bringen. Nach einer freundlichen Kaffeepause mit Ansprachen
über Zweck und Ziel des Wiederauf- und Ausbaues ging es dem Tagesziele, dem gepflegten Bad Wildungen,
entgegen.
Der letzte Tag der Burgenfahrt hatte den alten, ehrwürdigen Dom von Fritzlar zum ersten Ziele. In Ver-
tretung des Herrn Domdechant Becker führte der Domküster Herr Diedrich sehr vorbildlich die Teilnehmer
durch den Dom mit seinen kulturellen Kostbarkeiten durch die Krypta und ließ zum Schluß auch die Prunk-
stücke der Schatzkammer des Domes sehen, die die hohe Kunst und den Formenreichtum des frühen und
späten Mittelalters veranschaulichten. Auch äußere Rundgänge ergaben seltene Überraschungen großer bau-
licher Schönheiten aus allen Jahrhunderten.
Von dem freundlichen Städtchen mit den schmucken Fachwerkhäusern führte uns die Straße an den
Ruinen Altenburg und Felsburg vorbei zur Burg Spangenberg, die noch in den letzten Kriegstagen leider das
Opfer eines Luftangriffes wurde und durch Brandbomben total ausbrannte. Zur Zeit ist der Wiederaufbau im
Gange, der jetzt jedoch unterbrochen werden mußte, um endgültigen Zwecken und Zielen der Verwendung
Raum zu geben, sodaß noch einige Jahre benötigt werden, bis die Burg in alter Schönheit wieder erstanden sein
wird. Der bauleitende Architekt, Reg.-Baurat Dr. Tevtor, gab selbst die Erläuterungen und zeigte auch eine
sehr interessante große Burgenkarte Hessens aus seiner Hand.
Von Spangenberg ging es durch das schwer zerbombte Kassel nach Wilheimshöhe, wo vor dem ausge-
brannten Hauptteil des Schlosses ein kurzer Vortrag des Herrn Bez.-Konservators Dr. Ganssauge über die Ent-
stehung und die Anlagen die Burgenfahrer unterrichtete. Alsdann ging es zum Domänengasthof Wilhelmstal
und nach eingenommener Mahlzeit wurde das reizende Rokokoschloß Wilhelmstal besichtigt. Hier interessierte
besonders die bekannte Schönheitsgalerie des Malers Johann Heinrich Tischbein des Alteren, dem Senior der
bekannten Künstlerfamilie, der 1789 als Akademiedirektor in Kassel verstarb.

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