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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 4.1961

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Haag, Erich: Schultagung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte am 25.9.1960 in Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.33060#0005
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Das humanistische Gymnasium solite erhalten werden überah, wo der Eltern-
wiile es ermöglicht.

Zwischen diesen beiden akademischen Erörterungen stand das umfassende
Referat des Schulmannes, Dr. eines

NaturwissenschaAlers von großem Weitbiick.

Mutscheller beklagte es, daß die Aufiockerung der Oberstufe doch sehr stark
auf Kosten der Naturwissenschaften geht; das ist nicht zeitgemäß. In keiner
Schulform darf die NaturwissenschaA auf der Oberstufe des Gymnasiums ganz
verschwinden. In den sprachlichen Gymnasien muß wenigstens ein naturwissen-
schafliiches Fach sorgfältig bis zu Ende betrieben, im mathematisch-naturwissen-
schafilichen Gymnasium der Biock der 4 naturwissenschafiiichen Fächer erhalten
werden. Auf aiie Fäiie muß überali ein ausgewogenes Verhäitnis zwischen gei-
steswissenschafiiichen und naturwissenschafiiichen Fächern festgehaiten werden.

Der Schulplan muß einen Fächerkanon festiegen, nicht der Schüler. Für die
Pfiichtfächer darf es keine Wahl für den Schüler geben; wohl aber soii es möglich
sein, Fächer aus eigener Neigung hinzuzuwähien.

Im Gegensatz zu manchen Außerungen in der Olfentlichkeit bestritt Mut-
scheiler eine Überlastung des Oberstufenschüiers (überlastet ist in Wirklichkeit
die Mitteistufe und wird es vieiieicht noch mehr durch die Aufiockerung der
Oberstufe!); auch wird eine gerechte Prüfung der Lehrbücher und Stoffpiäne
feststelien müssen, daß die Stoffüiie in den einzelnen Fächern wirksam bekämpfi
worden ist.

Nachdrückiich unterstrich Mutscheiier die Forderung nach einem neuen
Arbeitsstii der Oberstufe im Sinne einer Integration der Fächer, einer phüoso-
phischen Durchdringung des Unterrichts und der Erziehung des Schüiers zu
seibsttätiger Arbeit. Dafür aber ist nicht so sehr eine radikaie Verminderung der
Fächerzahl notwendig als eine entschiedene Verbesserung der äußeren Arbeits-
bedingungen der Schuie. Es ist denkbar, daß die heute zweifeilos berechtigten
Kdagen über die geringe Biidungswirkung des Gymnasial-Unterrichts aiimählich
verstummen, wenn die Schüierhöchstzahi und die Unterrichtsverpfiichtung der
Lehrer herabgesetzt und die Schuien mit ausreichendem Schulraum und moder-
nen Lernmitteln ausgestattet sind. Ind diesem Zusammenhang vergißt der Kri-
tiker zu leicht, daß die heute das Gymnasium verlassenden Abiturienten im
Jahre 1946 ihre Schuüaufbahn begonnen haben und noch durch kostbare Jahre
ihrer Schuizeit die tiefgreifenden Einschränkungen der Nachkriegsjahre zu er-
tragen hatten.

Die besonnenen, von reicher Erfahrung zeugenden Ausführungen Mut-
scheiiers, die auch in der Form sehr ansprechend waren, machten in ihrer maß-
voiien, abwägenden Art einen starken Eindruck auf die Versammiung.

Eine Einigung über einen konkreten Vorschiag, wie der Unterricht auf der
Oberstufe neu gestaitet werden soii, konnte auf dieser Versammiung nicht her-
beigeführt werden; aber die Grenzen sind abgesteckt, innerhalb deren die Ar-
beitsgemeinschaff in mühsamer Kieinarbeit einen soichen Entwurf erarbeitet.

Inzwischen ist durch den Saarbrückener Beschiuß der Kultusministerkon-
ferenz vom 29. September 1960 eine neue Situation geschaffen worden.

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