POSTVERLAGSORT: HEIDELBERG
Mttteüungsbtatt
/ARRGANG - NR. ^
DES DEUTSCHEN ALTPHILOLOGENVERBANDES
LV^r von 03t/:D Le'ggo^zo /:graz:sg^g^/^^ ooz: 03/// Dr. 3c/:wozz
///ozM&oo/:, IV^ms/rzz/i^, D7*.-W:r/A-3/ro//o /5)
INHALT
Sprache der Kirche
des DAV vom 26. o. 1961
Lebendig^Andk^
Vorbilder
Gymnasium perpetuum
Sonstiges.
Entschließung des erweiterten Vorstandes
des Deutschen Altphilologenverbandes vom 26. Mai 1961
Mit kritischer Aufmerksamkeit verfolgt der DAV die Durchführungsverord-
nungen zur Saarbrücker Rahmenvereinbarung, die von den Kultusministerien
der Länder erlassen werden. Dabei stellt er mit Bestürzung fest, daß in einzel-
nen Bundesländern die Neuordnung der Oberstufe am neusprachlichen Gym-
nasium vorwiegend auf Kosten des Lateinunterrichts erfolgt.
Der Lateinunterricht am neusprachlichen und mathematisch-naturwissen-
schaAlichen Gymnasium soll nicht nur eine gewisse Sprachkenntnis und Über-
setzungsfertigkeit vermitteln, sondern er hat die wichtige Aufgabe, dem jungen
Menschen den Zugang zu einem wesentlichen Teil unserer geschichtlichen Über-
iieferung zu erschließen und eine notwendige Voraussetzung wissenschaAlichen
Denkens und Arbeitens zu schaffen. Ein fünfjähriger pAichtmäßiger Unterricht
von IV-OII, aiso in den schwierigsten Entwicklungsjahren des Jugendlichen,
wie dies in einigen Bundesländern vorgesehen ist, kann diese Aufgabe niemals
erfüilen; er veriiert vollends Glaubwürdigkeit und Gewicht, wenn dem Schüler
auch bei Abschiußnote „mangelhaA" die mit diesem Unterricht erstrebte Berech-
tigung des Großen Latinums erteilt werden soli. Ob hinter dieser „Berechtigung"
zwei Jahre nach Abschiuß des Lateinunterrichts, d. h. bei Beginn des wissen-
schafflichen Studiums noch ein reaier Wert steht, ist völiig ungewiß. Schon jetzt
führen die Universitäten ernste Kiage über die mangeihafte aligemeine „Stu-
dierfähigkeit" vieier Abiturienten; diese wird bei der vorgesehenen Redu-
zierung des Lateinunterrichts noch weiter absinken.
Aus diesen Feststeiiungen ergibt sich die unausweichiiche Foigerung, daß ein
Lateinunterricht, der die ihm aufgetragene Biidungsaufgabe erfüiien soli, min-
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Mttteüungsbtatt
/ARRGANG - NR. ^
DES DEUTSCHEN ALTPHILOLOGENVERBANDES
LV^r von 03t/:D Le'ggo^zo /:graz:sg^g^/^^ ooz: 03/// Dr. 3c/:wozz
///ozM&oo/:, IV^ms/rzz/i^, D7*.-W:r/A-3/ro//o /5)
INHALT
Sprache der Kirche
des DAV vom 26. o. 1961
Lebendig^Andk^
Vorbilder
Gymnasium perpetuum
Sonstiges.
Entschließung des erweiterten Vorstandes
des Deutschen Altphilologenverbandes vom 26. Mai 1961
Mit kritischer Aufmerksamkeit verfolgt der DAV die Durchführungsverord-
nungen zur Saarbrücker Rahmenvereinbarung, die von den Kultusministerien
der Länder erlassen werden. Dabei stellt er mit Bestürzung fest, daß in einzel-
nen Bundesländern die Neuordnung der Oberstufe am neusprachlichen Gym-
nasium vorwiegend auf Kosten des Lateinunterrichts erfolgt.
Der Lateinunterricht am neusprachlichen und mathematisch-naturwissen-
schaAlichen Gymnasium soll nicht nur eine gewisse Sprachkenntnis und Über-
setzungsfertigkeit vermitteln, sondern er hat die wichtige Aufgabe, dem jungen
Menschen den Zugang zu einem wesentlichen Teil unserer geschichtlichen Über-
iieferung zu erschließen und eine notwendige Voraussetzung wissenschaAlichen
Denkens und Arbeitens zu schaffen. Ein fünfjähriger pAichtmäßiger Unterricht
von IV-OII, aiso in den schwierigsten Entwicklungsjahren des Jugendlichen,
wie dies in einigen Bundesländern vorgesehen ist, kann diese Aufgabe niemals
erfüilen; er veriiert vollends Glaubwürdigkeit und Gewicht, wenn dem Schüler
auch bei Abschiußnote „mangelhaA" die mit diesem Unterricht erstrebte Berech-
tigung des Großen Latinums erteilt werden soli. Ob hinter dieser „Berechtigung"
zwei Jahre nach Abschiuß des Lateinunterrichts, d. h. bei Beginn des wissen-
schafflichen Studiums noch ein reaier Wert steht, ist völiig ungewiß. Schon jetzt
führen die Universitäten ernste Kiage über die mangeihafte aligemeine „Stu-
dierfähigkeit" vieier Abiturienten; diese wird bei der vorgesehenen Redu-
zierung des Lateinunterrichts noch weiter absinken.
Aus diesen Feststeiiungen ergibt sich die unausweichiiche Foigerung, daß ein
Lateinunterricht, der die ihm aufgetragene Biidungsaufgabe erfüiien soli, min-
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