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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0010
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»ebst Register sowohl für Wien
alsdie Kronländer und das Ausland
4 C- M., bei portofreier
Zusendung in die Kronländer der
osterr. Monarchie 4 fl. 20 kr. C.M.

MITTHEILUNGEN

DER K.K. CENTRAL-COMMISSION

Pränumerationen überneh-
men halb- oder ganzjährig
alle k.k. Postämter der Monarchie,
welche auch die portofreie
Zusendung der einzelnen Hefte
besorgen. — Im Wege des Buch-
handels sind alle Pränumerationen
und zwar nur zu dem Preise von
4 fl. an den k. k. Hofbuchhändler
W. ßraumüller in Wien zu richten.

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Herausgaben unter der Leitung des k. k. Seclions-Chefs und Präses der k. k. Central-Comniission Karl Freiherrn V. Czoernig.

Redacteur: Karl We i s s.

N- 1. II. Jahrgang. Jänner 18S7.

Inhalt: Die Restauration des St. Stephans-Domes in Wien. — Die romanische Kirche zu Lebeny (Leiden) in Ungarn. — Zur Bau
geschichte der Kirche Maria am Gestade in Wien. — Die Dominicanerkirche zu Krakau. — Notizen. — Literarische Anzeigen

Die Restauration des St. Stephans-Domes in Wien.

Von Dr. Gustav Heider.

Es ist eine traurige Thatsache, welche nicht ver-
schwiegen werden darf, und alle edleren Geister im hohen
Grade beschäftigt, dass eine Reihe der herrlichsten Dome,
welche unsere Vorfahren erbaut haben, unter dem Einflüsse
der Jahrhunderte in einen Zustand gelangt sind, welcher
für ihren weiteren Bestand ernste Besorgnisse erregen muss.
Zwischen die Zeit ihrer Erbauung und der Gegenwart hat
sich eine Zeitperiode eingeschohen, welche in ihrem Ablenken
von den Traditionen des Mittelalters und in ihrer Rückkehr
zu den Bildungen der Antike mit Gleichgiltigkeit, oft auch
geradezu mit Geringschätzung auf diese Überreste herab-
blickte, und wo sie nicht, wie diess in vielen Fällen eintrat, die
Hand zu Verunstaltungen und Umbauten hot, doch sich um eine
Sicherung des Bestandes dieser Bauten wenig kümmerte.
Auf diese Weise ist durch einen langen Zeitraum nichts
geschehen, um die nothwendigen Spuren des allmählich ein-
tretenden Verfalls zu tilgen. Erst den letzten Decennien
unseres Jahrhunderts, in welchem sich ein tieferes Verständ-
niss dieser monumentalen Bauten wieder erschloss, war es
Vorbehalten, mit ernster Willenskraft an das Versäumte zu
gehen, und dafür Sorge zu tragen, dass diese uns über-
kommene Erbschaft auch unseren Enkeln noch zum Genüsse
und zur Erhebung aufbewahrt bleibe. Diesem Zuge der Geister
verdanken wir die Wiederherstellung so mancher Denkmale,
welche bereits ihrem Ruine entgegeneilten; die Dome von
Köln, Bamberg, Regensburg, Speier, Aachen, Basel, Ulm,
AV orms, Xanten, die Elisabethkirche zu Marburg, die Frauen-
kirche zu Esslingen, Katharinenkirche zu Oppenheim u. a. m.
sind sprechende Zeugen dieses geweckten Kunstsinnes. In der
gt ossartigsten Weise hat Frankreich diese Aufgabe aufgefasst.
Es hat den Werth seines Besitzthumes an Kunstdenkmalen in
II.

seinem vollen Umfange erkannt, und beeilt sich, fasst möchte
man sagen, mit fieberhafter Hast, sie dem Einfhisse der Zeit
durch die umfassendsten Wiederherstellungen zu entziehen,
und sie auf diese Weise der Nation zu erhalten. Die diesem
Zwecke jährlich gewidmeten Geldmittel übersteigen den
Betrag mehrerer Millionen, und mit der Leitung der Ar-
beiten werden die besten Kräfte betraut. Wir erwähnen
unter letzteren nur den genialen Architekten Viollet-Ie-Duc,
der unter seinen Fachgenossen unzweifelhaft den ersten
Rang einnimmt, und einen Umfang des Wissens und Könnens
besitzt, wie es bisher in der Kraft Eines Menschen vereinigt
sich kaum vorgefunden hat.

Wenden wir unsere Blicke von dieser erfreulichen
Regsamkeit auf unseren Dom, so können wir es einerseits
zwar mit Befriedigung aussprechen, dass der Erhaltung
dieses Denkmales seit Jahren die Aufmerksamkeit zuge-
wendet war, andererseits aber dürfen wir es auch nicht ver-
schweigen, dass sich erst in der letzteren Zeit die Begrübe
über die eigentliche Aufgabe einer Restauration vollkommen
abgeklärt haben, wie auch erst jüngst der Wunsch nach
einer systematischen, den ganzen Bau umfassenden Wieder-
herstellung sich allgemein festgestellt hat. Es ist diess
gerade nicht zu bedauern, ja, gestehen wir es ollen, es
wäre im Gegentheile zu bedauern gewesen, wenn diese
umfangreiche Restauration in früherer Zeit (wir meinen
damit eben kein Lustrum) zur Durchführung gekommen
wäre, denn das eigentliche Verständniss des mittelalterlichen
Styles und damit die Fähigkeit, die Bildungen desselben in
würdiger Weise und den gegebenen Mustern entsprechend
zu reproduciren, ist erst ein Ergehniss der jüngsten Ver-
gangenheit, und gewiss würden umfangreichere, auf diesen

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