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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0296
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— 287

zwischen beiden eine Zeit von ungefähr 80 Jahren. Die
viel exactere Ausführung der Ziegel, des Mauerwerks, der
Heizrohren, so wie der schöne Mosaikboden in ersterer
Anlage spricht auch für eine frühere Zeit der Erbauung, als
die viel roher und nachlässiger gebauten zweiten Bäder;
ebenso der Umstand, dass die ursprüngliche Wandmalerei
später durch eine neue ersetzt wurde. Doch sind diess, wie
gesagt, blos Vermuthungen, da sich nicht genau ermitteln
lässt, wie lange die Legion ihre verschiedenen Beinamen
behielt. Warum auf manchen Ziegeln statt der bestimmten
Bezeichnung der Legion oder Cohorte blos die allgemeine

Angabe des Armeecorps erscheint, ist auch nicht klar.
Übrigens kommen die Ziegel der zweiten Legion und der
siebenten Cohorte der Breuker in denselben Räumen
untermischt vor, daher es scheint, dass die Bäder beiden
gemeinschaftlich waren und dass sie von beiden gebaut
wurden.

Weitere Aufgrabungen, die hoffentlich nach und nach
den Grundriss der ganzen Badeanlagen blosslegen werden,
dürften zu einem sichereren Resultate führen und genauere
Aufschlüsse über den Zweck der einzelnen Theile, sowie
über die Zeit ihrer Erbauung geben.

Der Tanfbrunnen im Museo Correr zu Venedig.

Von Rudolph v. E ite I berger.

Im ebenerdigen Geschosse des Museo Correr in Vene-
dig befindet sich ein Taufbrunnen, der sowohl seiner Form
als seiner Inschrift wegen die Aufmerksamkeit der Alter-
thumsforscher auf sich zieht. Er befand sich früher in einem
Hofe des Kapuziner-
klosters al Redentore in
Venedig. Von welchem
Orte aber er in dieses
Kloster gekommen, seine
eigentliche Provenienz
also , ist gegenwärtig
nicht mehr zu eruiren.

Er ist, wie die Ab-
bildung (Fig. 1, a und
6) zeigt, sechseckig, aus
einem Stück Marmor ge-
arbeitet; er hat im In-
nern eine Tiefe von
0'76 M.,im Äussern eine
Höhe von 088 M. jede
Sechseckseite ist unge-
fähr 0-70 M. lang.

Die Ornamentik an
diesem Taufbrunnen ist
sehr einfach. Es läuft um
denselben am obersten

Rande eine Inschrift, auf die wir sogleich zurückkommen
werden, unterhalb derselben zwei flache Hohlkehlen,
zwischen welchen das antike Ornament der Perlenschnur
angebracht ist. An jeder Seite einer jeden der sechs Flä-
chen ist je ein Säulchen im Relief angebracht, dessen Capi-
tälform wie den gerifften Stamm die vorausstehende Abbil-
dung verdeutlicht; der untere Theil ist zerstört, es lässt sich
daher die Form der Säulenfüsschen nicht mehr erkennen.

An der vorderen Wandfläche, d. h. jener, an der die
umlaufende Inschrift anhebt, ist im Relief ein gleichschen-

keliges Kreuz mit einem Bandornamente in den Kreuz-
armen angebracht. Die Form des Kreuzes ist diejenige,
wie sie seit dem VIII. Jahrhundert bis in das X. und
XI. häufig auf Monumenten vorkommt. Die Spitze unten

ist zum Einsetzen ähn-
licher metallener Kreuze
in dem Altartische be-
stimmt.

Auf den beiden Flä-
chen an der Seite der
eben beschriebenen mit
dem Kreuze bezeichneten
finden sich Inschriften;
am Boden des Brunnens
(Fig. 1 d) ist ein Loch
zum Ablaufe des Was-
sers angebracht.

Dass dieser Tauf-
brunnen zu einer Art der
Immersionstaufe gehört,
ist aus der Form hinläng-
lich ersichtlich. Es wurde
in demselben nicht ein
förmliches Untertauchen
vorgenommen, sondern
der Täufling stand unbe-
kleidet in dem Wasser und er wurde ausserdem mit
dem Taufwasser getauft wie man es häufig auf Ab-
bildungen des Taufactes, an Monumenten aus Aquileja
und auch anderen Orten Oberitaliens, wo der Ritus
patriarchinus und der ambrosianische Ritus an der
Tagesordnung war , sieht. Solche Taufbrunnen stan-
den in der Mitte der Baptisterien. An der Fläche des
oberen Randes sind Löcher angebracht, die zur An-
bringung des Festapparates beim Taufacte nothwendig
waren.
 
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