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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 3.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.20705#0062
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— 56 —

Ferdinand getragen wurde, einen blanken Feldharnisch des Kaiser
Maxmilian II. (-[- 1576) und einen ähnlichen Harnisch des Erzher-
zogs Karl von Steiermark (-J- 1S90). Zugleich theilen wir bei diesem
Anlasse die erfreuliche Thatsache mit, dass dieses Werk eine
überraschend lebhafte Theilnahme findet, und dessen Erscheinen
daher von dem günstigsten Erfolge begleitet ist.

Die Redactcure des „Kirchenschmueks", Fr. L a i b und Dr. Franz
Joseph Schwarz, wurden von dem Roüenburger Diöcesanvereine für
christliche Kunst mit dem Versuche betraut, die organische Entwieke-
lungsgeschichte des christlichen Altars zu fundamentiren. Als Resultat
dieser interessanten Arbeit haben sie „Studien über die Ge-
schichte des christlichen Altars" (12 Bogen in 40- mit 16
lithographirten Bildertafeln und einem Farbendruck) veröffentlicht,
die für die Geschichte des kirchlichen Mobilars von grossem Werthe
sein dürften. Im Gegensatz zu der bisherigen Beliandlungsweise haben
sie ihr Hauplaugenmerk darauf gerichtet, einen Einblick in die fort-
schreitende Bildungsgesehichte des christliehen Altars zu gewinnen
und die Perioden derselben festzustellen.

Nach der von ihnen gewonnenen Überzeugung schliesst die erste
Periode, deren Ende bisher theils mit dem Erlöschen kirchlich disei-
plinärer Massregeln, theils mit blos technischen Fortschritten der
Kunst in Zusammenhang gebracht wurde, schon mit dem IX. Jahr-
hundert, mit dem Zeitpunkt nämlich, wo mit der eigentümlichen
Behandlung der heiligen Reliquien eine durch Leo IV. legalisirte
Potenz sich geltend macht, welche die neue Altarbildung grund-
legte. In dieser zweiten Periode ist zugleich der Ursprung jener
Altarbautcn zu suchen, die auch heute noch, wenn gleich excessiv und
mit weniger Geist nachgeahmt werden. Weil die zarte Würdigung der
hohen Bestimmung des Altars mit der reichsten Entfaltung der Kunst
in jener Periode sich am glücklichsten vereinigt findet, so können die
Schöpfungen derselben als die nachahmungswürdigsten Muster der
Gegenwart gelten, wesshalb die genaueste Kenntniss und Erforschung
dieser Periode von besonderem Werth ist. Im XIV. Jahrhundert begin-
nen schon Gesetze zu wirken, welche der Ausartung Bahn brechen,
und diese ist auch mit dem Erlösehen der gothisehen Schöpfungen
schon zur äussersten Grenze des Schicklichen vorgeschritten. Nach
diesen Grundzügen sind in den einzelnen Perioden behandelt: Stellung,
Richtung, Zahl der Altäre, Material und Construetionsfornien, die
Confession, der Altartiseh mit seinen Kleidern (bestes altaris) oder
Frontalien und Antipendien, das Ciborium, die Tetravela, Aufbewah-
rung der Eucharistie, Altarkreuz, die liturgische Ausstattung durch
Mazzen, Leuchter und Lampen, Sehmuck der Altäre durch Blumen,
die Schranken, Stufen, die Consecration, die Tragaltäre; dabei be-
strebten sich die Verfasser, in den verschiedenen Perioden die Ver-
änderung der einzelnen Bildungen fortwährend nachzuweisen und zu
begründen.

Von Wilhelm Lübke's trefflicher „Vorschule der Geschichte
der Kirchenbaukunst des Mittelalters" ist in kurzer Zeit die vierte
Auflage (Verlag von Emil Granl in Leipzig, 18S8) erschienen. Das
kleine Werk ist wesentlich erweitert worden. Die einzelnen Partien,
namentlich der Abschnitt über die Gothik wurde bedeutend umgear-
beitet, und bei jeder Stylentwickelung hat der Verfasser die wich-
tigsten Bauwerke der verschiedenen Gebiete Deutsehlands als Bei-
spiele angeführt. Drei Abschnitte: die altchristliche Basiiica, der
byzantinische Styl und der deutsche Backsteinbau sind neu hinzu-
gekommen und haben den Umfang der Schrift beinahe verdoppelt.
Anstatt der am Schlüsse beigegebenen Tafeln wurden zahlreiche
Holzschnitte dem Texte beigegehen. Dein Anfänger, der sich für
ernstere Studien über Architectur vorbereiten, der über die noth-
wendigslen Grundbegriffe des christlichen Kirchenbaues klar werden
und sieh Belehrung über die Bestandteile des Bauwerkes so wie über

die technischen Benennungen derselben verschaffen will, können wir
dieses Werk nicht warm genug anempfehlen. Es vertritt in Bezug auf
Architectur erschöpfend die Stelle eines Ha ndb üchleins und
wird den Freund der mittelalterlichen Baukunst mit Leichtigkeit über
die ersten Schwierigkeiten hinwegführen. Als ein Beweis der Auf-
merksamkeit des Auslandes auf unsere archäologischen Publicationcn,
sei bemerkt, dass bei den in den Illustrationen gegebenen Beispielen
wiederholt auf österreichische Bauwerke Rücksicht genommen ist.

Nach längerer Unterbrechung hat der Verein für Nassau-
sche Alterthumskunde und Geschichtsforschung wieder
die Herausgahe der mittelalterlichen Denkmale des Herzogthums
Nassau fortgesetzt und in dem vor Kurzem erschienenen Hefte der
Beschreibung und Abbildung der Cistercienser-Abtei Ebcrs-
baeh im Rheingau begonnen. Die Klosterstiftung fällt in die
erste Hälfte des XII. Jahrhunderts. Abt Rüdhardt übersiedelte im
Jahre 1131 mit zwölf Genossen von Clairvaux an diese Stelle. Aus
dieser Periode soll der alte gegenwärtig zu einem Kelterhause
benützte Klosterbau herrühren. Da sich jedoch das Kloster schnell
an Ruf und Ansehen hob und zehn Jahre später von demselben
bereits Colonien ausgesendet wurden, so zeigte sieh bald die Not-
wendigkeit zu einem Erweiterungsbau; 1216 wurde die imposante
Kirche eingeweiht und in dieser Periode soll das alte Klosterhaus,
welches ursprünglich Schlaf-, Speise- und Capitelsaal umfasste,
in ein genieinsames — der vermehrten Zahl von Mönchen entspre-
chendes — Refectorium umgewandelt worden sein. Uber dieses
Gebäude, das, wie bemerkt, in späterer Zeit ein Keller geworden,
bringt nun das vorliegende Heft in sehr gelungenen Lithographien
mehrere Tafeln mit dem Grundrisse, der Seitenansicht, den Durch-
schnitten, der inneren Ansicht und zahlreichen Details, die ein
bedeutendes Interesse in Anspruch nehmen.

Die letzten drei Hefte (October, November und Deeember)
der in Paris erscheinenden „Revue de l'art chrelien" von J. Cor-
blet, welche den ersten Jahrgang abschliessen, enthalten an neuen
Aufsätzen -. Uber das Pflaster in den Kirchen eines Theiles der
Normandie, von Abbe J. E. Decorde; Eine Nachahmung des
gothisehen Styles zu Paris (Kirche St. Clotilde), von August Blan-
chot; Nachricht über einen noch nicht veröffentlichten gravirten
Stein in dem Cabinete der Inschriften und Medaillen, darstellend
eine Parallele des alten und neuen Testamentes, von L. J. Guene-
bault; Die Abtei von Fontgombaud, von Abbe Auber; und zwei
unedirte Poesien des Mittelalters (von dem religiösen Dichter Ad.
de Saint-Vichor). Unter den Notizen dieser Hefte bemerken wir
jene über einen Grabstein des Bischofs Bertrand de Miramont, über
christliche Inschriften des Museums zu Amiens, über Blei-Sarko-
phage des Museums zu Angers, über ein Gebetbuch Philipp des
Schönen und über das Läuten während eines Gewitters.

Von dem gediegenen Werke Vi ol let le Duc: „Dictionnaire rai-
sonne de 1'Architecture Francaise du XI au XVI Siecle", welches
für das gründliehe Studium der mittelalterlichen Kunst nahezu
unentbehrlich geworden, wurde vor Kurzem der dritte Band vollendet.
Derselbe umfasst den Absehluss des Buchstaben C. Unter den aus
führliehen Artikeln dieses Bandes heben wir hervor: jene über die
Zimmerwerke und Holzarchitectur, über die Anlage der Schlösser
und Burgen, über die Laufgänge und Traufrinnen an den Kirchen,
über die Bedeutung der Chorbauten und die Schlusssteine an den
Kirchen, über die Darstellung des Christus an Kunstwerken, über
die Glockenthürme des Mittelalters, die Kreuzgänge in den Klö-
stern, über Pallisaden und die Chorschranken in den Kirchen, fer-
ner über Nagelkopfverzierungen, die Construetion und Ornamen-
tation der Säulen und über die Anläufe der Säulen.

Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei.
 
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