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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 3.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.20705#0063
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Herausgegeben unter der Leitung des k. k. Sections-Chefs und Präses der k. k. Cenlral-Conunissiou Karl Freiherrn v. Czoernig.

Redacteur: Rarl Weiss.

3P 3. HI. Jahrgang. März Ä

Der gestickte Messornat der ehemaligen Nonnenabtei Göss in Steiermark.

Von Franz Bock, Conservator am erzbischöflichen Museum zu Cöln.

(Mit 1 Tafel.)

Liturgische Gewänder, dem Schlüsse der romanischen die Composition, die vielen figürlichen Darstellungen auf dem-
Kunstepoche angehörend, sind heute zur grossen Seltenheit selben vorerst des Näheren zu beleuchten,
geworden; insbesondere aber dürften vollständige Capellen Als Hauptdarstellung auf der Rückseite der Casel zeigt
(ornatus integer) auf einer Unterlage von Lein in vielfarbiger sich das so häufig im Mittelalter wiederkehrende Bild des
Seide gestickt, nicht leicht mehr in der Grossartigkeit der Heilandes, die bekannte „majestas Domini", sitzend in den
Composition und Eigentümlichkeit der technischen Ausfüh- Wolken des Himmels auf reich verzierter „sella" und als
rung angetroffen werden, wie das bei den noch ziemlich Schemel seiner Füsse ist das Weltall dargestellt. Die Rechte
gut erhaltenen altkirchlichen Gewändern in der ehemaligen hat der in Herrlichkeit wiederkehrende Richter segnend er-
adeligen Stiftskirche zu Göss der Fall ist. hoben und zwar ertheilt er den Segen in lateinischer Weise:

Die k. k. Central-Commission, die bei ihrer grossen die Linke hält das verschlossene Evangelienbuch.

Sorgfalt für Erforschung und archäologische Beschreibung Den Heiland, wie er am Ende der Tage als Richter

der hervorragenderen Denkmale des österreichischen wiederkehrt, umgibt ein breites Band als Rundmedaillon, in

Kaiserstaates auch nicht die bemerkenswerthesten Über- welchem der Componist als leoninischen Vers eine Inschrift

reste der übrigen, im Mittelalter mit der Architectur ver- angebracht hat, die zugleich die Deutung der übrigen auf

bundenen Zweige der Kunst ausser Acht lässt, gab uns den der hintern Seite des Gewandes gestickten Darstellungen

ehrenvollen Auftrag, die gedachten ausgezeichneten Mess- enthält. Sie lautet:

gewänder an Ort und Stelle näher zu untersuchen und „Amor et divina potestas

darüber seiner Zeit Bericht zu erstatten. Hos locat in celis, quibus est majestas."

Wenn wir nun im Nachfolgenden dieser Aufforderung Offenbar bezieht sich diese Sentenz auf die Erschaffung

nach Kräften nachzukommen uns bestreben, so glauben wir und die Bestimmung der Engel und gibt also dieser Spruch,

doch Eingangs die Erklärung abgeben zu sollen, dass das dessen Lesung wir, wie vorstehend, ergänzt haben, da vom

nachfolgende kurze Referat es nicht wagen dürfe, als detail- letzten Worte nur die Ruchstaben „iestas" übrig geblieben

liste Reschreibung der merkwürdigen kirchlichen Stickereien sind, folgenden Gedanken: Die Liebe und die göttliche Macht,

zu Göss aufzutreten, sondern dass es nur als ein leitender welche mit Majestät umgeben ist, hat diese (sc. Engel) in

Beitrag für eine spätere gründliche Monographie der Gösser den Himmel gesetzt.

Gewänder betrachtet sein will. Diese von Gott für den Himmel erschaffenen Engels-
gestalten, auf welche sich das „hos" bezieht, folgen jetzt

I, zu drei und drei in einer Reihe unter rundbogigen Nischen

gestellt, und sind offenbar durch diese neun Figuren die
neun Chöre der Engel zur Darstellung gebracht, die am

Wir beginnen die Berichterstattung mit Beschreibung Ende der Tage mit dem Herrn, als Bewohner des Himmels,

jenes hervorragenden Ornates, womit der Celebrans bei in Herrlichkeit erscheinen werden.

einem solennen levitirten Amte bekleidet war, dem eigent- Ausser den figuralen Darstellungen auf dem Hinter-
lichen Messgewande (casida. planeta), und sei es gestattet theile der Casel ist der übrige Raum, in seiner grössten

III- 9

Casula.
 
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