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Metzger, Johann; Caus, Salomon de
Beschreibung des Heidelberger Schlosses und Gartens: nach gründlichen Untersuchungen und den vorzüglichsten Nachrichten bearbeitet; ; Mit 24 in Aquatinta, von C. Rordorf gestochenen Kupfertafeln ; Enth. außerdem: Hortus Palatinus / A Friderico Rege Bohemiae Electore Palatino Heidelbergae Exstructus Salomon — Heidelberg, 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.1646#0130
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Der Wolfsbrunnen.

Am Ende des Garlens tritt man auf einen sehr bequemen
Fahrweg, der zu dem, eine halbe Stunde vom Schlofs ent-
fernten , Wolfsbrunnen hinführt. Vorn Wege aus hat man
mehrere vorzüglich schöne Ansichten vom Schlosse, der Stadt
und den interessantesten Parthieen des Neckarlhales, beson-
ders des Stiftes Neu bürg und Ziegclhausen.

Der Wolfsbrunnen selbst liegt in einem Kesselthale am
nördlichen Fufse des Königsstuhles, oberhalb des Dorfes
Schlierbach. Seinen Namen soll er von der Wahrsagerin Jetta
haben, die ehemals auf dem Jettenbühl wohnte. Einstmals
soll sie von ihrer Wohnung durch den Wald an die Stelle des
jetzigen Wolfsbrunnens spazieren gegangen seyn und daselbst,
um sich an den kühlen Quellen zu laben, sich niedergelassen
haben , plötzlich aber von einer Wölfin mit ihren Jungen
überfallen und zerrissen worden seyn, weshalb seit jener Zeit
dieser Brunnen den Namen Wolfsbrunneti führt- Kurfürst
Friedrich II. liefs ums Jahr 1550 die Quellen fassen und da-
selbst die schönen Forellenweiher mit einem Fischerhause und

verschiedenen Brunnen, die gröfstentheils noch erhalten sind,
anlegen und zu einem Belustigungsorte einrichten, der häufig
sowohl von dem Hofe als auch von den Städtern besucht wurde.

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Die Umgebung war meist mit grofsen Buchen und Eich-
bäumen bewachsen, die den Wolfsbrunnen dicht umschlossen
und demselben ein romantisches Aussehen gaben. Links an
dem obersten Weiher stand noch vor 30 Jahren eine uralte
Linde, die den Weiher majestätisch überzogen halte und den
Ort beschattete. Aus Mangel an Interesse für den schönen Ort
und aus Privatnutzen wurde diese schöne Linde umgehauen.
Auch das alte Fischerhaus mit dem schönen Röhrbrunnen wurde
in neuerer Zeit geschmacklos modernisirt und in gegenAvartigen
Zustand umgewandelt.

Vom Wolfsbrunnen aus führt der Weg auf die Strafse, die
längs dem Neckar hin zurück nach der Stadt führt, von wo aus
man die herrlichsten Ansichten von dem gegenüber gelegeneu
Stifte Neuburg und dem Haarlafs hat.
 
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