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Meyer, Julius [Editor]; Nagler, Georg Kaspar [Oth.]
Allgemeines Künstler-Lexikon: unter Mitwirkung der namhaftesten Fachgelehrten des In- u. Auslandes (1): Aa - Andreani — Leipzig: Engelmann, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.49957#0060
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26 Abiell ■
Abbildung s. ebenda. Allein die Entzifferung
der kufischen Schriftbänder ist nach Mortillaro’s
eigenem Geständniss ganz unsicher und zum
Theil entschieden falsch. Jener Name ist aller-
dings daran zu lesen; allein das »ben«.ist ganz
unsicher, anstatt des Genitivs Abi muss im No-
minativ Abu gesetzt werden, und der Name lau-
tet in Wirklichkeit: Abu . . . Mogaz (Modschaz)
Ibn el Hakara. Man giebt das Kästchen für einen
Behälter von wohlriechenden Sachen aus; allein
das Wort, worauf sich diese Meinung stützt,
bedeutet Kostbarkeiten im Allgemeinen. Die
Deutung der Inschrift, nach welcher Ibn el Ha-
kam die Inschriften und Arabesken gezeichnet
hätte, ist überdies völlig unzuverlässig. Die
Verfertigung des Kästchens setzt Mortillaro in
die Zeit der Normannischen Herrschaft wegen
der Form der kufischen Inschriften, des Stils
der mit vierfüssigen Thieren und Vögeln gezier-
ten Arabesken und des Mangels aller Formeln
aus dem Koran.
Ft. Wüstenfeld und Fr. W. Unger.
Abiell. Guillermo Abiell, war 1416 zu
Barcellona Werkmeister bei den Kirchen N. S.
del Pino, Sta Maria de Monte Carmelo, Monte
Sion, St. Jago und dem Hospital von Sta. Cruz,
und wurde mit Andern von dem Bischof und
Capitol zu Gerona berufen, um über die Fort-
setzung des Baues der dortigen Kathedrale sein
Gutachten abzugeben.
s. Llaguno y Amirola, Noticias. I. 92.267.
Fr. W. Unger.
Abildgaard. Sören A b i 1 d g a a r d, norwe-
gischer Zeichner, geb. in Christianssands Stift
1718. Schon als Student in Kopenhagen wid-
mete er sich besonders der Zeichnenkunst. Der
antiquarische Forscher Langebeck wurde auf
sein Talent aufmerksam gemacht, und mit ihm
besuchte Abildgaard Schweden und die Ostsee-
provinzen (1753 bis 54), wo er eine Menge Alter-
thümer für Langebeck zeichnete. Später be-
reiste er auch Dänemark und Norwegen als soge-
nannter «Archivzeichner«. Seine Handzeichnun-
gen, an die 900, im antiquarisch-topographischen
Archiv des Museums für nordische Alter thümer
zu Kopenhagen. Die grösste Bedeutung hat er
durch den Einfluss, den er auf seinen weit be-
rühmteren Sohn, den Historienmaler N. A. Abild-
gaard (s. d.) ausübte.
s. 'Weinwich, Kunsthistorie p. 168 u. schriftl.
Aufzeichnungen.
Dietrichson.
Nicolai A b r a h a m A b i 1 d g a a r d, Haupt-
meister der neuern dänischen Malerschule, Sohn
des Sören A., geb. in Kopenhagen 1 744, machte
seine ersten Studien auf der Kopenhagener Aka-
demie unter Mandelberg’s Anleitung. 1767 er-
hielt er die grosse Medaille und ging bald nach-
her nach Italien, wo er sich von 1772—1777,
besonders in Rom, aufhielt. Hier traf er mit
dem Bildhauer Sergei und mit Füssly zusammen,
welch Letzterer grossen Einfluss auf ihn aus-

— Abildgaard.
übte. Er suchte sich nach Rafael und den An-
tiken, dann auch nach Michelangelo und Tizian
zu bilden; in seiner Zeichnung und Farbe sind
die Einflüsse dieser Meister kennbar. 1777 kehrte
er nach dem Vaterlande zurück, wurde bald
Mitglied und 1786 Professor der Akademie.
Schon in Rom hatte er einen verwundeten Phi-
loktet vollendet (jetzt in der Galerie Christians-
borgj; für seine Aufnahme in die Akademie
malte er 1778 die dänischen Frauen, ihrem Kö-
nig Sven Tveskäg ihr Geschmeide anbietend, um
ihn aus der Gefangenschaft zu erlösen. Sein
Hauptwerk waren die nun folgenden, 1791 voll-
endeten, historisch allegorischen Bilder in einem
Saal auf Christiansborg, »die Geschichte Euro-
pa" s«, die indessen schon 1794 mit dem Schlosse
selbst verbrannten. Die Darstellungen, der Na-
turzustand Europa’s in der Urzeit, Rorn’s Gewalt,
das Zeitalter der Hierarchie, endlich die Zeit der
Erfindungen und Entdeckungen, jedesmal die
personificirte Europa mit Attributen, waren in
der damals herrschenden akademischen Weise
eines frostigen und höfischen Allegorienwesens.
Der Anschauungsweise jener Zeit nach war er
nicht bloss ein »grosser«, sondern auch »gelehr-
ter« Meister, d. h. er besass gründliche grie-
chische und römische Studien. Er hatte die
Dichter und Historiker des Alterthums fleissig
studirt und wusste in seinen polemischen und
kritischen Schriften die Feder klar und sicher
zu führen. Und so geht auch ein gedanken-
hafter Zug durch sein künstlerisches Schaffen.
Die Vernichtung seiner Hauptwerke lähmte eine’
Zeitlang unsern Meister. Er beschäftigte sich
einige Jahre hauptsächlich als Dekorateur und
Architekt, bis er endlich zur Malerei mit altem
Eifer zurückkehrte.. 1789—1792, dann wieder
1802 bis zu seinem Tode war er Direktor der
Akademie.
Die Skizzen zu den Gemälden auf Christians-
borg sind theilweise in der Galerie des Schlosses
erhalten. Eine Skizze daselbst, Christian VII.,
die Fesseln der Bauern lösend, ist in derselben
Weise componirt. Früher fand sich dort noch
eine, für Christiansborg gemalte Allegorie auf
Christian’s III. Regierung; gut in der Anord-
nung und Raumvertheilung, im Tone hell und
von angenehmer Wirkung. Seine Kenntniss des
Alterthums bewährte Abildgaard in den vier
Scenen aus Terenz’s Andria, welche mehr Schil-
derungen des Privatlebens in einer griechischen
Stadt als Illustrationen zum Werke des Dich-
ters sind. Auch hat man zwei Bilder nach Apu-
lejus’ goldenem Esel, seine letzten Werke. Von
seinen übrigen Bildern erwähnen wir noch Os-
sian zur Harfe singend (s. Stiche No. 2), Sokra-
tes und sein Genius (s. Stiche No. 1), der dem
Neid den Mund schliesst, die Findung Mosis,
lebendig in der Auffassung, im Kolorit leicht und
klar, und Hamlet bei der Königin von Schottland,
nach Saxo’s Chronik (s. Stiche No. 11). Vier seiner
Bilder befanden sich noch 1822 auf Sanderum-
 
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