Meyer, Johann Heinrich: Die bühnenschriftstellerische Tätigkeit des Freiherrn Wolfgang Heribert v. Dalberg (Heidelberg: Buch- und Kunstdruckerei von Carl Pfeffer, 1902)

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Der „Mönch vom Carmel“ zeigt nämlich in seinem Stoff,
seinem Aufbau, seinen Charakteren unzweifelhaft, dass hier ein
bisher unbekannter Vorläufer des Schicksalsdramas vorliegt,
das in seiner Ausbildung und Vollendung so zahlreiche Erfolge
gezeitigt hat. Diese Art dramatischer Dichtung ist also wohl
durch die Literatur der Engländer nach Deutschland gekommen
und ungefähr zu gleicher Zeit das Drama mit einem Neger
als Helden. Als erstes dieser Art ist in Deutschland der
„Oronooko“ in Dalbergs Bearbeitung zu bezeichnen. Auch
dieses Stück hat zahlreiche Nachahmungen gefunden wie die
„Cora“ aus Marmontels Inkas, die sich im Laufe der Zeit zur
Dorfnaiven entwickelt hat.
Dalbergs schriftstellerische Tätigkeit hängt eng zusammen
mit den Bestrebungen des Mannheimer Literatenkreises. dem
er selbst angehörte. Die beste literarische Leistung dieses
Kreises ist Gemmingen’s „Teutscher Hausvater“; die meisten
Bühnenerfolge hat Dalberg zu verzeichnen. Gemmingen und
Dalberg sind die Dramatiker der „Deutschen Gesellschaft“ zu
Mannheim.