19
Rührung zu erwecken, oft in einer Weise, die unserm ästheti-
schen Gefühl nicht mehr zusagt.
Lessings Einfluss scheint bei Dalberg grösser gewesen zu
sein als bei seinen Freunden. Er erwähnt gelegentlich Lessings
„Nathan“ und weist auf seine hervorragende Verskunst hin,
wie in dem erwähnten Schreiben an Gotter. Beim „Mönch
vom Carmel“ wandte er Prolog und Epilog an, indem er sich
auf Lessing berief, der in der ,,Hamburgischen Dramaturgie“
(Siebentes Stück) vom Prolog gesagt hatte, „er zeige das Schau-
spiel in seiner höchsten Würde, indem er es als das Supplement
der Gesetze betrachten liesse“, und vom Epilog, „er verweile
bei einer der Hauptlehren, auf welche ein Teil der Fabel und
Charaktere mit abzweckten“.
Es leuchtet ein, dass Dalberg, wenn er auch in den üeber-
setzungen und Bearbeitungen fremder Stücke von seiner Vor-
lage abhängig war, doch in der Auswahl einem bestimmten
Zwecke huldigte, einer persönlichen, durch verschiedene Ein-
flüsse gebildeten künstlerischen Anschauung Ausdruck verlieh
und sie dem Publikum mitzuteilen sich mühte. So bereitete
er den Boden zum Verständnis unserer grossen Dichter vor,
und deshalb wird seine Tätigkeit für jene Literaturperiode wich-
tiger, als flüchtige Betrachtung des Mannheimer Intendanten
erkennen lassen kann.
Rührung zu erwecken, oft in einer Weise, die unserm ästheti-
schen Gefühl nicht mehr zusagt.
Lessings Einfluss scheint bei Dalberg grösser gewesen zu
sein als bei seinen Freunden. Er erwähnt gelegentlich Lessings
„Nathan“ und weist auf seine hervorragende Verskunst hin,
wie in dem erwähnten Schreiben an Gotter. Beim „Mönch
vom Carmel“ wandte er Prolog und Epilog an, indem er sich
auf Lessing berief, der in der ,,Hamburgischen Dramaturgie“
(Siebentes Stück) vom Prolog gesagt hatte, „er zeige das Schau-
spiel in seiner höchsten Würde, indem er es als das Supplement
der Gesetze betrachten liesse“, und vom Epilog, „er verweile
bei einer der Hauptlehren, auf welche ein Teil der Fabel und
Charaktere mit abzweckten“.
Es leuchtet ein, dass Dalberg, wenn er auch in den üeber-
setzungen und Bearbeitungen fremder Stücke von seiner Vor-
lage abhängig war, doch in der Auswahl einem bestimmten
Zwecke huldigte, einer persönlichen, durch verschiedene Ein-
flüsse gebildeten künstlerischen Anschauung Ausdruck verlieh
und sie dem Publikum mitzuteilen sich mühte. So bereitete
er den Boden zum Verständnis unserer grossen Dichter vor,
und deshalb wird seine Tätigkeit für jene Literaturperiode wich-
tiger, als flüchtige Betrachtung des Mannheimer Intendanten
erkennen lassen kann.