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Meyer, Johann Heinrich
Die bühnenschriftstellerische Tätigkeit des Freiherrn Wolfgang Heribert v. Dalberg — Heidelberg: Buch- und Kunstdruckerei von Carl Pfeffer, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.56547#0027
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tiefer, echter Empfindung, fähig zu wahrer Freundschaft, schlägt.
Er gibt sich zu erkennen und fordert Walwais — das ist der
Name des Bauern —■ zum Freunde, der nun seinem König an den
Hof folgt und dort als Ratgeber, doch ohne Aemter und
Würden, lebt.
Kurze Zeit darauf lernt der König auf einem Balle Ade-
laide, die Schwester eines seiner Offiziere, kennen und sucht
sie, von ihrer Schönheit entzückt, zu seiner Gemahlin zu machen.
Sein Unterhändler ist Walwais. Doch seine Bemühungen, Ade-
laide zur Ehe mit dem König zu bewegen, scheitern. Sie hat
eine leidenschaftliche Liebe zu Walwais gefasst, und eines
Tages entdeckt sie ihm ihr Herz und wirft sich an seine Brust.
Er selbst erwidert ihre Zärtlichkeit. Aber in demselben Augen-
blicke denkt er an den vertrauenden Fürsten und entflieht in
dem Glauben, einen Frevel begangen zu haben. Der Bruder
Adelaides, unbemerkt ein Zeuge der Liebesszene, sucht für die
vermeintlich entehrte Schwester Rache, und wendet sich da er
den Flüchtling nirgends findet, an den König. Gustav setzt
einen Preis auf den Kopf des Entflohenen. Ein Brief von Wal-
wais macht ihm klar, dass er tiefe Reue über seinen Treubruch
empfindet und sich des Verrates an der Freundschaft zeiht.
Ein undankbarer, geldhungriger Offizier, Ghristiern, bringt seinen
einstigen Wohltäter gefangen vor den König. Der, schon durch
den Brief besänftigt, verzeiht ihm, als Adelaide zu ihres Königs
Füssen den Gefangenen als echten Freund des Königs darstellt
und seine Unschuld bezeugt. Zugleich verzichtet Gustav, wenn
auch schweren Herzens, auf Adelaide und gestattet die Trauung
der beiden Liebenden. Walwais bittet in seinem Edelmute
noch für den in Ungnade gefallenen Ghristiern. Die Bitte wird
ihm gewährt.
Diese Anekdote verarbeitet Dalberg zu dem kleinen Schau-
spiel, das ihn mit einem Schlage am Hofe beliebt und in dem
literarischen Kreise in Mannheim bekannt machte. Inhaltlich
schloss er sich eng an die Erzählung an. Hinzugefügt hat er
den General Wrangel, um in diesem ehrlichen Haudegen einen
Gegensatz zu schaffen zu dem schlechten Charakter des Chris-
 
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