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Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Bearb.]
Stauferreich im Wandel: Ordnungsvorstellungen und Politik in der Zeit Friedrich Barbarossas — Mittelalter-Forschungen, Band 9: Stuttgart, 2002

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Georgi, Wolfgang: Wichmann, Christian, Philipp und Konrad: Die »Friedensmacher« von Venedig?
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https://doi.org/10.11588/diglit.34723#0047

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WOLFGANG GEORGI

Wichmann, Christian, Philipp und Konrad:
Die »Friedensmacher« von Venedig?

Als die Erzbischöfe Wichmann von Magdeburg, Philipp von Köln, Christian von
Mainz, Arnold von Trier und der Protonotar Wortwin/Arduin als bevollmäch-
tigte Vertreter des Kaisers am 22. Juli 1177 in Chioggia ihre Namenszüge unter
das endgültige Friedensabkommen zwischen Friedrich Barbarossa und Papst
Alexander III. setzten, hatten der Kaiser und sie einen Schlußstrich unter das seit
18 Jahren andauernde Schisma gezogen. Jedoch nicht die Bestimmungen dieser
Übereinkunft und die des Vorvertrages von Anagni vom November 1176 sollen
im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen stehen, sondern die kaiserlichen
Vertreter, die Gesandten und Unterhändler selbst. Ist es aber überhaupt sinnvoll,
pauschal von den Unterhändlern zu sprechen, deren gemeinsame Aktivitäten
durch Urkunden, Mandate, Briefe und erzählende Quellen belegt sind, oder ist
es vielmehr geboten, das Flandeln jedes Einzelnen, seine Vorstellungen von Reich
und Kirche im Spiegel des Alexandrinischen Schismas stärker in den Vorder-
grund zu stellen? Um diese Frage zu beantworten, ist es hilfreich, in einem ersten
Kapitel den Blick stärker auf Erzbischof Wichmann von Magdeburg zu lenken,
denn die Erforschung seines Pontifikates ist weit weniger vorangeschritten als
diejenige der beiden Erzkanzler Philipp und Christian. Zudem gibt seine Haltung
im Schisma immer noch Rätsel auf. Welche politischen Ziele die Unterhändler in
den Verhandlungen von Anagni und Venedig verfolgten, ist anschließend zu klä-
ren, weil ihnen Friedrich Barbarossa wutschnaubend und voller Entrüstung vor-
warf, den Willen Alexanders III. mehr als den des Kaisers berücksichtigt zu ha-
ben, wie Romuald von Salerno in Erfahrung gebracht haben will1. Doch was
veranlaßte Friedrich zu diesem Vorwurf? War es wirklich nur die angebliche
Überschreitung der Mandate, wie der Erzbischof von Salerno berichtet? War der
Kaiser vielleicht von seinen Bischöfen in bisher noch unbekannter Art und Weise
abhängig? Daher ist zu untersuchen, inwieweit die Friedensvermittler die Ziele
des Kaisers nach der Schlacht von Legnano vertraten oder gleichermaßen die In-
teressen ihrer Ortskirchen wie ihre persönlichen verfolgten. Dieser bisher wenig
beachtete Aspekt des Friedens von Venedig läßt sich erst dann klären, wenn er-
kennbar ist, ob ihnen nur als Gruppe oder als Einzelpersonen das Verdienst zu-
kommt, den Frieden gestaltet zu haben. Verschiedene Quellen lassen zudem den

1 Romuald von Salerno, Chronicon, ed. C.A. Garufi, Rerum Italicarum Scriptores 7.1, Bologna
1935, S. 278. Einen im Frühjahr 1177 einsetzenden Auszug aus Romualds Werk (S. 269-293 der
Edition Garufis) veröffentlichte Franz-Josef Schmale, Italische Quellen zur Geschichte des Mit-
telalters über die Taten Kaiser Friedrichs I. in Italien und der Brief über den Kreuzzug Kaiser
Friedrichs I. (Freiherr von Stein-Gedächtnisausgabe. Ausgewählte Quellen 17a), Darmstadt
1986, Einleitung S. 20-24 und 308-371, hier 328.
 
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