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Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Bearb.]
Stauferreich im Wandel: Ordnungsvorstellungen und Politik in der Zeit Friedrich Barbarossas — Mittelalter-Forschungen, Band 9: Stuttgart, 2002

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Grosse, Rolf: Kaiser und Reich aus der Sicht Frankreichs in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.34723#0198

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188

Rolf Große

zur Folge, doch steht dieser Wandel, der dann vor allem durch den Kreuzzug
vollzogen wird, in der bereits von Suger geprägten Tradition.
Aber mag sich Frankreich im 12. Jahrhundert auch dem Imperium ebenbürtig
gefühlt haben: einen Ehrenvorrang wollte man dem Kaiser nicht absprechen79.
Die Quellen nennen ihn zumeist vor dem König, eine kaiserliche Eheverbindung
oder Verwandtschaft wird besonders hervorgehoben80. Er ist, sofern er treu zum
Papste steht, der primus inter pares. Autorität im Sinne einer auctoritas imperandi
vermochte der Kaiser in Frankreich nicht zu beanspruchen, sehr wohl aber eine
höhere dignitas. Und so konnte Philipp II. August über das Kaisertum des ihm
verhaßten Otto von Braunschweig sagen, es sei »eine Schande für alle Könige«81.

79 Zum Folgenden Werner, Imperium (wie Anm. 3), S. 50-53 mit den Quellenbelegen.
80 Vgl. jetzt auch die Studie von Schmidt-Chazan, Origines (wie Anm. 57), S. 234-237, 242, die
darauf hinweist, daß französische Autoren der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gerne die
Verwandtschaft der Kapetinger mit den Ottonen betonen.
81 Regestum Innocentii III papae super negotio Romani imperii, ed. Friedrich Kempf (Miscella-
nea Historiae Pontificiae 12), Rom 1947, Nr. 63, S. 176: Uerumtamen uestra noscat sanctitas cjiiod
huiusmodi (seil. Ottonis) promotio, quam non considerata ratione intenditis facere, non tantum in iniu-
riam regni Francorum, uerum etiam in omnium regum catholicorum ignominiam noscitur red-
undare. Wenn Philipp sich in demselben Brief beklagt, der Papst wolle Kaiser Otto super caput
nostrum setzen, so besagt dies nicht, daß er oder Innocenz dem Kaiser Hoheitsrechte in Frank-
reich zugestehen. Das Gegenteil ist der Fall; denn im Schreiben des Papstes, das König Philipp
für den Welfen einnehmen soll, wird darauf hingewiesen, daß Philipp von Schwaben als Kaiser
das französische Königreich unterwerfen wolle, und dieser Plan von Innocenz ausdrücklich mit
der superbia des Staufers in Verbindung gebracht (ebd., Nr. 64, S. 184). Es gibt also keine berech-
tigten imperialen Ansprüche auf Frankreich. Zu dem Brief Innocenz' vgl. Bernd Ulrich Huk-
ker, Kaiser Otto IV. (MGH Schriften 34), Hannover 1990, S. 210 f. Siehe auch Chazan, Empire
(wie Anm. 3), S. 710, die darlegt, daß Innocenz III. den Kaiser »au niveau d'un roi« sieht.
 
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