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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

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Seibert, Hubertus,: Die frühen ›Staufer‹: Forschungsstand und offene Fragen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0050

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38

Hubertus Seibert

ge und >staufischen< Territorialpolitik nachweisen. Zu den ältesten >staufi-
schen< Ministerialenfamilien gehörten vermutlich die Geschlechter, die sich
nach ihren Sitzen bzw. >staufischen< Burgen Rot, Rothenburg ob der Tauber241,
Pappenheim242 und Staufen243 benannten.
Aus unserer Tour d'horizon über die Besitzgrundlagen und den Herr-
schaftsaufbau der frühen >Staufer< lassen sich zwei Schlüsse ziehen. Zum ei-
nen unterschieden sich die >Staufer< in vielem kaum von anderen Adelsfamili-
en ihrer Zeit. Wie diese betrieben sie konsequent den Auf- und Ausbau einer
auf Grundbesitz, Burgen, Klöster, Vogteien und Ministerialen gegründeten
adligen Territorialherrschaft. Doch hoben sich die >Staufer< in anderem deut-
lich von ihren adligen Standesgenossen ab. Sie waren besitzmäßig und herr-
schaftlich in drei Räumen, Schwaben, Elsaß und Franken, verankert. Aber ihre
wichtigsten herrschaftlich nutzbaren Positionen und Rechte erwarben sie of-
fenbar im Zuge ihres überragenden reichspolitischen Engagements oder eig-
neten sie sich infolgedessen gewaltsam und auf Dauer an. So gesehen erweist
sich ihr geschicktes und erfolgsorientiertes politisches Handeln als treibende
Kraft ihres stetigen Aufstiegs, der nicht - entgegen der Ansicht der bisherigen
Forschung - das Resultat einer territorial fundierten Hausmachtstellung war244.

IV. Offene Fragen

Am Ende dieses Überblicks über die wichtigsten Ergebnisse und Positionen
der Forschung zur Geschichte der frühen >Staufer< (1079-1152) wollen wir den
Blick künftiger Forschung auf offene Fragen und Desiderata lenken.
In der viel diskutierten Frage nach Herkunft und Abstammung245 dieser
Adelsfamilie sind neue Erkenntnisse angesichts der wenigen vorhandenen
Quellen nicht zu erwarten. Künftige Forschung wird daher vor allem bei den
unterschiedlichen Grundlagen und Mitteln des >staufischen< Aufstiegs seit
1079 anzusetzen und die Stellung und Vernetzung der >Staufer< innerhalb des
regionalen Adels als auch auf der Ebene der Fürsten im Reich präziser als
bisher zu konturieren haben. Während ihr Dienst für Königtum und Reich246,
die Bedeutung ihrer Königsnähe und -Verwandtschaft angemessen gewürdigt
wurden, bedürfen die >staufische< Herrschaftsbildung und ihr Territorialauf-

241 LUBICH, Weg (wie Anm. 46), S. 176; seit ca. 1140 wird Rothenburg in Urkunden auch als Beina-
me von staufischen Ministerialen verwandt, DERS., Besitz (wie Anm. 46), S. 409 Anm. 28.
242 Zu den Marschällen von Pappenheim JAN ULRICH Keupp, Dienst und Verdienst. Die Ministe-
rialen Friedrich Barbarossas und Heinrichs VI. (Monographien zur Geschichte des Mittelal-
ters 48), Stuttgart 2002, S. 180f.
243 REICHARDT, Göppingen (wie Anm. 54), S. 112f.; H. MAURER, Hohenstaufen (wie Anm. 202),
S. 216; der früheste Beleg stammt von 1171, MGH DFI. 577, S. 50, Z. 6.
244 LUBICH, Territorialpolitik (wie Anm. 122), S. 209.
245 Dazu WELLER, Auf dem Weg (wie Anm. 68), in diesem Band.
246 Vgl. DENDORFER, Fidi milites (wie Anm. 9), in diesem Band.
 
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